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Olfie Obermayer und der Ödipus

Olfie Obermayer und der Ödipus

Titel: Olfie Obermayer und der Ödipus
Autoren: Christine Nöstlinger
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Christine Nöstlinger

    Olfi Obermeier
    und der Ödipus

    Eine Familiengeschichte

    Verlag Friedrich Oetinger • Hamburg

    (c) Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1984
    Alle Rechte vorbehalten
    Schutzumschlag von Erhard Dietl
    Gesamtherstellung: Mohndruck Graphische Betriebe GmbH, Gütersloh Printed in Germany 1988
    ISBN 3-7891-2068-5
    Inhalt

    1. Kapitel

    7
    in dem ich ein brauchbares Argument finde, mit dem ich einen sieben-stimmigen Klagechor vorübergehend zum Ve rstummen bringe.

    2. Kapitel

    19
    das von meiner Beziehung zur Erbswurstsuppe berichtet und meine Familienverhältnisse, wie das in angebrachter Kürze möglich ist, er-klärt.

    3. Kapitel

    33
    in dem ich ein Gespräch belausche, das mich dazu bringt, im Lexikon nachzuschlagen, was zur Folge hat, daß ich mir eine intensive Ruhe-und Denkpause verordne.

    4. Kapitel

    46
    das von meinen bettlägerigen Gedanken handelt und von Detektivarbeit berichtet, bei der die Intimsphäre meiner Mutter verletzt werden muß.

    5. Kapitel

    63
    das von weiteren erfolgreichen Nachforschungen handelt und von er-folglosen Versuchen, mit der Erbswurstsuppe klarzukommen. Außerdem gewinnt mein Pultnachbar Axel an negativer Bedeutung.

    6. Kapitel

    85
    welches ziemlich triste ausfällt, weil es von zwei Horrortrips, einem freizeitlichen und einem schulischen, berichtet.
    7. Kapitel

    106
    in dem ich etwas unternehme, was mein Damenclan später eine "Kurz-schlußhandlung" nennen wird; womit man absolut falsch liegt.

    8. Kapitel

    123
    das von tiefen seelischen Eindrücken handelt, die aber nicht voll zum Tragen kommen, weil ich ein paar Schwierigkeiten habe, die ein Herr mittleren Alters das "Defizit der Wohlstandsjugend" nennt.

    9. Kapitel

    152
    in dem ich die Liebe, die mir entgegengebracht wird, schamlos zum Vorteil meiner großen Liebe benutze.

    10. Kapitel

    165
    welches meiner Geschichte ein halbwegs positives Ende setzt, das ich allerdings nicht sehr befriedigend finde, weil ich mir das Leben noch viel, viel schöner vorstellen könnte.

    1. Kapitel

    in dem ich ein brauchbares Argument finde, mit dem ich einen sieben-stimmigen Klagechor vorübergehend zum Verstummen bringe.

    Vor etlichen Wochen, Mitte März ungefähr, blätterte ich während der Mathe-Stunde in der Zeitschrift "psycho-akut", die der Axel, mein Pultnachbar, abonniert hat, weil er der gesamten Menschheit und ihrem sonderbaren Verhalten auf die Schliche kommen möchte. Auf der vorletzten Seite der Zeitschrift unter der Rubrik "Forschungsergebnisse-kurzgefaßt" entdeckte ich eine Meldung, die mich, aus Interesse an ihr, einen derart schrillen Pfiff ausstoßen ließ, daß dem Mathe-Suserl vor Schreck das Tafeldreieck ins Rutschen kam, und die Linie b keine Parallele zu klein-a wurde, sondern mit dieser einen Winkel von annähernd dreißig Grad einging. Das Mathe-Suserl drehte sich zur Klasse und rief empört: "Wer war das, bitte?"
    Ansonsten bin ich absolut keine Bekennernatur. Nur weil mich die psycho-akut-Meldung noch immer heftig beschäftigte, hob ich die Hand, fügte jedoch schnell hinzu: "Aber das war nicht absichtlich, bitte. Ich habe bloß Luft geholt.
    Wieso das so gepfiffen hat, ist mir ein Rätsel!"
    Unser Mathe-Suserl ist nicht daran gewöhnt, auf Wer-war-das-Fragen Antworten zu bekommen; positive schon gar nicht. Das Suserl schaute mich erstaunt an, schüttelte das rothaarige Haupt, murmelte Unverständliches und drehte sich wieder zur Tafel und wischte - weil wir kein Tafeltuch in der Klasse haben - mit einem Arbeitsmantelärmel die
    - 7 -
    zum Winkelschenkel verrutschte Parallele weg, und ich fragte leise den Axel, ob ich die "Forschungsergebnisse-kurzgefaßt"-Seite aus der Zeitschrift reißen dürfe. Der Axel erlaubte es mir natürlich nicht. Er ist nämlich eine unerhört kleinkarierte und besitzfixierte Person! Borgt man sich von ihm ein Papiertaschentuch, rückt er es nur unter Protest heraus und will am nächsten Tag eines zurück haben.
    Spaßhalber habe ich mir voriges Schuljahr jeden Tag ein oder zwei Schneuzquadrate von ihm geschnorrt. Und nie habe ich ihm welche zurückerstattet. Von Woche zu Woche ist der Axel dringlicher und dränglicher geworden! "Ich krieg sieben Taschentücher von dir!" Und: "Ich krieg jetzt schon vierzehn Taschentücher von dir!" Und: "Du, jetzt schuldest du mir schon dreiunddreißig Taschentücher!" Es ist ihm nicht zu blöd geworden! Zu Schulschluß war er dann bei einer Forderung von zwei-hundertachtundvierzig Schneuzquadraten, und wie ich ihm
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