Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
an, das sich vor Scham zusammenkrümmte, als der dreckige Händler ihre Lumpen beiseite zog, um mir ihre Figur zu zeigen. Für ein Mädchen von den britannischen Stämmen war sie nicht drall genug. Er wollte, dass sie mir ihre Zähne zeigte, und ich hätte sie genommen, wenn sie ihn dafür gebissen hätte, aber sie wich ihm nur aus. Zu unterwürfig, um ihr zu trauen. Gab man der was zu essen und kleidete sie ein, würde sie als Nächstes Helenas Tuniken klauen und den Säugling auf den Kopf fallen lassen. Der Mann versicherte mir, sie sei gesund, durchaus gebärfähig, und es liege nichts gegen sie vor. »Sehr beliebt, die Briten«, meinte er höhnisch.
    »Warum das?«
    »Spottbillig. Außerdem braucht sich Ihre Frau keine Sorgen zu machen, dass Sie das jämmerliche Ding durch die Küche scheuchen, wie Sie es bei einer glutäugigen Syrerin tun würden, die alles weiß.«
    Mich schauderte. »Ich habe gewisse Maßstäbe. Spricht dein britannisches Mädchen Latein?«
    »Sie machen wohl Witze, Tribun.«
    »Also nützt sie mir nichts. Hör mal, ich suche eine saubere Frau, die Erfahrung mit willensstarken Kindern hat und zu einer jungen, aufstrebenden Familie passt.«
    »Sie haben einen kostspieligen Geschmack.« Sein Blick fiel auf meinen neuen goldenen Ritterring. Das sagte ihm alles über meine finanzielle Situation; seine Verachtung war deutlich zu erkennen. »Wir führen nur einfache Modelle ohne Schnickschnack. Viel Potenzial, aber zurechtbiegen müssen Sie sich das Weibsstück selbst. Mit freundlicher Behandlung kann man sie sich gefügig machen, wissen Sie. Am Ende wollen die glatt für Sie sterben.«
    »Was – und ich kann dann die Beerdigungskosten übernehmen?«
    »Ach, Sie können mich mal.«
    Also wussten wir alle, wo wir standen.
    Ich kehrte ohne Sklavin heim, was auch nicht weiter schlimm war. Die edle Julia Justa, Helenas Mutter, hatte die glänzende Idee gehabt, ihr die Tochter von Helenas eigenem alten Kindermädchen zu geben. Camilla Hyspale war dreißig und vor kurzem freigelassen worden. Ihr Status als Freigelassene bewahrte mich vor weiteren Gewissensbissen darüber, Sklaven zu besitzen (obwohl ich mir welche anschaffen musste; ich gehörte nun dem mittleren Rang an und hatte die Pflicht, das auch nach außen zu demonstrieren). Allerdings hatte die Sache auch ihre Schattenseiten. Ich schätzte, uns blieben etwa sechs Monate, bevor Hyspale ihr neues Bürgerrecht ausnutzen und heiraten wollte. Sie würde sich in irgendeinen Nichtsnutz verlieben, hatte ihn wahrscheinlich schon in petto, nahm ich an. Dann würde ich mich für den auch noch verantwortlich fühlen müssen …
    Hyspale hatte es nicht gutgeheißen, dass Helena Justina ihr Senatorenheim verließ, um mit einem Privatermittler zusammenzuleben. Nur mit großem Widerstreben kam sie zu uns. Schon beim ersten Einstellungsgespräch (das sie natürlich mit uns führte, nicht umgekehrt) wurde klar, dass Hyspale ein eigenes Zimmer in einer anständigen Unterkunft erwartete, mehr Freizeit als Arbeitszeit, das Recht, den Tragestuhl der Familie benutzen zu dürfen, um ihre Ehrbarkeit bei Einkaufsausflügen zu wahren, und gelegentlich das Geschenk einer Theaterkarte oder besser gleich zwei, damit sie in Begleitung hingehen konnte. Sie weigerte sich, die Frage zu beantworten, ob es sich dabei um weibliche oder männliche Begleitung handeln würde.
    Eine Sklavin oder Freigelassene beherrscht bald dein gesamtes Leben. Um Hyspales Bedürfnis nach gesellschaftlicher Anerkennung zu befriedigen, musste ich, o große Götter, tatsächlich einen Tragestuhl kaufen. Papa lieh mir vorübergehend zwei Träger; das war seine Ausrede, um meinen Stuhl zum Transport seiner Sachen zu dem neuen Haus auf dem Janiculum zu benutzen. Und damit Hyspale ihr Zimmer bekam, mussten wir in Papas altes Haus einziehen, bevor die Renovierungsarbeiten abgeschlossen waren. Wochenlang lebten wir neben den Handwerkern, was schon schlimm genug gewesen wäre, wenn man mich nicht rumgekriegt hätte, meinem Schwager Mico, dem Stuckateur, Arbeit zu geben. Er war begeistert. Da er für einen Verwandten arbeitete, ging er davon aus, seine mutterlosen Gören mitbringen zu können – und dass sich unser Kindermädchen um sie kümmern würde. Wenigstens konnte ich ihr damit eins auswischen. Mico war mit meiner schrecklichsten Schwester verheiratet gewesen. Victorinas Charakter hatte sich bei ihrer verwaisten Brut sichtbar durchgesetzt. Das war ein schlimmer Schock für Hyspale, die ständig zur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher