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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus
Autoren: Lindsey Davis
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Endpunkte gediegener Ausblicke. Während ich nach dem alten Mann suchte, schlenderte ich durch den kühlen, beruhigenden Schatten anmutiger Zypressen, beäugt von sich sonnenden Tauben, die genau wussten, wie niedlich sie waren.
    Schließlich entdeckte ich mehrere scheue Prätorianer, die im Gebüsch herumlungerten. Vespasian hatte sich öffentlich dagegen ausgesprochen, vor Verrückten mit Dolchen im Gewand beschützt zu werden – was bedeutete, dass seine Wachleute sich wie Gärtner beim Unkrautjäten aufführen mussten, statt wie Rabauken herumzustapfen, was sie viel lieber getan hätten. Einige hatten die Täuschung aufgegeben. Sie lagen ausgestreckt auf dem Boden und spielten Brettspiele im Staub, unterbrochen von gelegentlichen Schlucken aus Wasserflaschen, wie ich zu ihrem Vorteil annahm.
    Es war ihnen gelungen, ihren Schützling in eine Nische zu bugsieren, wo es unwahrscheinlich schien, dass irgendein Bekloppter mit einem leidenschaftlichen Groll durch die dicke Hecke brechen würde. Vespasian hatte seine voluminöse Purpurtoga und seinen Kranz auf eine staubige Urne gehäuft; ihm war es egal, wie viele Hochnäsige er mit seiner Ungezwungenheit abstieß. Während er arbeitend in seiner Tunika mit Goldborte dasaß, hatte die Wache sein Freiluftbüro ziemlich gut im Blick. Sollte doch irgendein hochgesinnter, bewaffneter Widersacher an ihnen vorbeirauschen, gab es eine gewaltige sterbende Niobe, die sich verzweifelt bemühte, den Todespfeil aus sich herauszuziehen, und an deren weißen Marmorfüßen der Kaiser sehr geschmackvoll verenden konnte.
    Die Prätorianer versuchten sich aufzuraffen, mich als verdächtiges Subjekt zu behandeln, aber sie wussten, dass mein Name auf der Besucherliste stand. Ich wedelte mit meiner Einladung, nicht in der Stimmung für Idioten mit glänzenden Speeren und ohne Manieren. Als sie das offizielle Siegel sahen, ließen sie mich durch, mit einer so verächtlichen Geste wie möglich.
    »Danke, Jungs!« Ich behielt mein abschätziges Grinsen bei, bis ich mich in der Sicherheit von Vespasians Blickwinkel befand. Er saß im Schatten auf einer schlichten Steinbank und ließ sich von einem ältlichen Sklaven Schreibtafeln und Schriftrollen reichen.
    Der offizielle Namensnenner haspelte immer noch an den Einzelheiten meines Namens herum, als Vespasian ihn unterbrach und rief: »Falco heißt er!« Der Kaiser war ein großer, ungehobelter Sechzigjähriger, der sich aus dem Nichts hochgearbeitet hatte und Zeremonielles verabscheute.
    Die Aufgabe des Jungen war es, seinen elitären Herrn vor jeder empfundenen Grobheit zu bewahren, falls er bedeutende Menschen vergaß. Gefangen in der Routine, flüsterte der Junge: »Falco, Herr!« Vespasian, der Untergebenen Freundlichkeit zeigen konnte (mir allerdings nie), nickte geduldig. Dann war es mir gestattet, vorzutreten und Nettigkeiten mit dem Herrn der bekannten Welt auszutauschen.
     
    Das hier war kein exquisiter kleiner Claudier, der auf Münzen an seiner dünnen Nase entlangschielte wie ein selbstzufriedener griechischer Gott. Vespasian war kahlköpfig, gebräunt, sein Gesicht charaktervoll und mit tiefen Falten durchzogen nach all den Jahren des Ausschauhaltens über die Wüste nach rebellierenden Stämmen. In den Augenwinkeln gab es auch bleiche Lachfältchen, entstanden durch jahrzehntelange Verachtung von Dummköpfen und ehrliche Selbstverspottung. Vespasian stammte vom Land wie jeder echte Römer (genau wie ich, von der mütterlichen Seite her). Über die Jahre war er mit all den abfälligen Gesellschaftskritikern fertig geworden, hatte sich schamlos mit hochrangigen Gefährten umgeben, geschickt langfristige Gewinner herausgepickt statt kurzfristiger Blender, hartnäckig das Beste aus jeder Karrieremöglichkeit gemacht und dann den Thron bestiegen, was seinen Aufstieg sowohl erstaunlich als auch unvermeidlich erscheinen ließ.
    Der große Mann salutierte mit seiner üblichen Besorgnis um mein Wohlergehen. »Ich hoffe, Sie behaupten nicht, ich wäre Ihnen Geld schuldig.«
    Ich drückte meinen eigenen Respekt für seinen Rang aus. »Hätte das denn einen Zweck, Cäsar?«
    »Dann sind wir uns ja einig.« Er machte gerne Witze. Als Kaiser musste er sich bei vielen Menschen gehemmt fühlen. Aus irgendeinem Grund fiel ich in eine andere Kategorie. »Was haben Sie denn so in letzter Zeit gemacht, Falco?«
    »Dies und das.« Ich hatte versucht mit Hilfe von zwei jüngeren Brüdern von Helena mein Geschäft zu erweitern. Beide besaßen
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