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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus
Autoren: Lindsey Davis
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weil er von mir einen Gefallen wollte. Er betrachtete mich ebenfalls als Trottel.
    Zumindest erwartete Vespasian Augustus, im Gegensatz zu Mico, nicht von mir, als besondere Vergünstigung zum Wochenausgang für die ganze grauenhafte Sippschaft Rissolen zu kaufen. Danach musste ich einen Topf bereithalten, weil sein schrecklicher Jüngster, Valentinianus, der alle Gewürzgurken in sich reingestopft hatte, mir mein frisch gestrichenes Esszimmer voll kotzte. Micos sämtliche Kinder hatten topplastige Namen, und sie waren alle kleine Halunken. Valentinianus machte sich einen Spaß daraus, mich zu demütigen. Sein neuestes Vergnügen war, Nux, meine Hündin, voll zu kotzen.
    Ich besaß jetzt ein Esszimmer. In derselben Woche, in der es neu gestaltet wurde, verlor ich meinen besten Freund.
    Petronius Longus und ich kannten uns seit unserem achtzehnten Lebensjahr. Wir hatten zusammen in der Armee gedient – in Britannien. Wir waren naive Jungs, als wir uns freiwillig für die Legionen meldeten. Wir hatten keine Ahnung von dem, was da auf uns zukam. Sie verköstigten uns, brachten uns nützliche Fertigkeiten bei und wie man etwas stillschweigend erduldet. Sie schickten uns auch für vier Jahre in eine entlegene, unterentwickelte Provinz, die nichts außer kalten Füßen und Trübsal zu bieten hatte. Dazu kam noch die große Rebellion der Icener. Wir krochen nach Hause, keine Jungs mehr, sondern Männer, miteinander verbunden wie ein laminierter Schild. Zynisch, verbissener als die Straßenköter vom Forum und mit einer Freundschaft, die unerschütterlich hätte sein sollen.
    Jetzt hatte Petro alles verdorben. Er verliebte sich in meine Schwester, nachdem ihr Mann gestorben war.
    »Petronius hatte schon lange vorher ein Auge auf Maia geworfen«, widersprach mir Helena. »Er war verheiratet, genau wie sie. Er hat herumgespielt, was sie nie tat. Es ergab keinen Sinn, seine Gefühle einzugestehen, nicht mal vor sich selbst.« Dann hielt Helena inne, die dunklen Augen ganz ernst. »Petronius hat Arria Silvia vielleicht nur geheiratet, weil Maia für ihn unerreichbar war.«
    »Blödsinn. Er kannte meine Schwester ja kaum.«
    Aber er war ihr begegnet und hatte gesehen, was sie zu bieten hatte – Attraktivität, Unabhängigkeit und eine gewisse Gefährlichkeit. So eine gute Hausfrau und Mutter (wie alle sagten) – und was für ein gescheites Mädchen. Diese zweischneidige Bemerkung deutet immer an, dass eine Frau Ausschau hält. Ich selbst mag eine gewisse Unrast bei Frauen, und Petronius ging es nicht anders.
    Auf dem Aventin wurde er als Modell stabiler Vaterschaft und rechtschaffener harter Arbeit betrachtet; niemand entdeckte, dass er gerne risikoreich mit den Frauen liebäugelte. Es gab immer wieder kurzfristige Liebschaften, selbst nachdem er mit Silvia verheiratet war. Nach außen hin wirkte er wie ein guter Junge, aber wie echt war das? Ich galt als zielloser Junggeselle, zur endlosen Sorge meiner Mutter – glich so sehr meinem Vater. So ganz anders als mein Bruder, der tote Held (obwohl Festus ein Wrack gewesen war, mit einem chaotischen Leben). Derweilen flatterte Petronius Longus, emsiger Ermittlungsleiter der Vierten Kohorte der Vigiles, insgeheim zwischen den hübschen Blumen des Aventin herum, machte sie glücklich und behielt seinen untadeligen Ruf, bis er sich mit der Tochter eines Gangsterbosses einließ. Seine Frau kam dahinter. Sie hatte ausgesprochen abhängig gewirkt, aber kaum hatte sie Petro rausgeworfen, ging sie auf und davon. Sie lebte jetzt mit einem Salatverkäufer in Ostia.
    Petronius hätte das wohl verkraftet, wenn Silvia nicht ihre drei Töchter mitgenommen hätte. Er hatte nicht den Wunsch, seine Vormundschaftsrechte als römischer Vater durchzusetzen, aber er liebte die Mädchen sehr, und sie himmelten ihn an.
    »Die verdammte Frau ist aus reiner Gehässigkeit nach Ostia abgehauen.« Ich hatte Arria Silvia nie gemocht. Was nicht nur daran lag, dass sie mich nicht ausstehen konnte. Das beruhte, wie gesagt, auf Gegenseitigkeit. Sie war eine zickige Nervensäge. Petro hätte mit geschlossenen Augen was Besseres finden können. »Ihr widerlicher Freund war ganz glücklich damit, seine verschimmelten Gurken auf dem Forum zu verkaufen. Sie hat ihn zu dem Umzug angestachelt, um die Situation für Petro unmöglich zu machen.«
    Petronius befand sich in einer beschissenen Lage, weigerte sich aber diesmal, mit mir darüber zu reden. Wir hatten sowieso nie über Silvia gesprochen, was uns Ärger ersparte.
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