Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
wohl auch nicht locken?«
    »Nicht mein Stil.« Selbst wenn es das gewesen wäre, gab es im Imperium weitaus verlockendere Gegenden zur Wildtierjagd in unwegsamem Gelände. Die meisten anderen Gegenden waren sonnig und hatten Städte. »Auch hege ich nicht den visionären Wunsch, den ehrfurchtsvollen britannischen Stämmen die Zivilisation einzutrichtern.«
    Vespasian grinste. »Oh, damit habe ich eine Bande von Rechtsgelehrten und Philosophen beauftragt.«
    »Ich weiß, Cäsar. Die hatten noch nicht viel erreicht, als Sie mich letztes Mal nach Norden geschickt haben.« Ich hatte noch viel mehr über Britannien zu sagen. »Wie ich mich erinnere, hatten die teiggesichtigen Stämme immer noch nicht gelernt, was man mit einem Schwamm an einem Stab in öffentlichen Latrinen macht. Wo überhaupt schon jemand öffentliche Latrinen errichtet hatte.« Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen. Ohne es zu wollen, fügte ich hinzu: »Ich war während der Rebellion dort. Das sollte für jeden genügen.«
    Vespasian veränderte seine Sitzhaltung ein wenig. Die Rebellion ging auf Nero zurück, aber sie ließ nach wie vor alle Römer erschauern. »Tja, jemand muss da hin, Falco.«
    Ich schwieg.
    Er versuchte es mit Offenheit. »Es gibt einen riesigen Schlamassel bei einem ziemlich öffentlichen Projekt.«
    »Ja, Cäsar. Frontinus hat mich ins Vertrauen gezogen.«
    »Kann auch nicht schlimmer sein als der Ärger, für den Sie in den Silberminen eine Lösung gefunden haben.« Also erinnerte er sich daran, mich schon einmal nach Britannien geschickt zu haben. »Eine rasche Reise dorthin, Überprüfung der schludrigen Mistkerle, Aufdeckung jeglichen Betrugs und dann auf direktem Weg wieder heim. Ist für Sie doch ein Kinderspiel, Falco.«
    »Dann sollte es auch für jeden anderen ein Kinderspiel sein, Cäsar. Ich bin kein Halbgott. Warum schicken Sie nicht Anacrites?«, schlug ich boshaft vor. Ich wollte gerne glauben, dass Vespasian den Oberspion im Zaum hielt, weil er den Fähigkeiten des Mannes misstraute. »Ich bin wirklich bekümmert, Sie enttäuschen zu müssen, Cäsar, wenn auch geehrt durch Ihr Vertrauen in mich …«
    »Reden Sie keinen Stuss. Sie werden also nicht fahren?«, meinte Vespasian schneidend.
    »Das Neugeborene«, bot ich als Ausweg für uns beide an.
    »Genau der richtige Zeitpunkt, sich aus dem Staub zu machen.«
    »Leider hat Helena Justina die Vereinbarung mit mir getroffen, dass sie mitkommt, wo immer ich hinreise.«
    »Traut Ihnen wohl nicht, was?«, höhnte er, offensichtlich davon überzeugt, dass das zutraf.
    »Sie vertraut mir absolut, Herr. Unsere Vereinbarung besteht darin, dass sie immer dabei ist, um mich zu überwachen.«
    Vespasian, der Helena in Kampfesstimmung erlebt hatte, beschloss, sich geschlagen zu geben. Er bat mich, zumindest über den Auftrag nachzudenken. Ich sagte, das würde ich tun. Wir wussten beide, dass das gelogen war.

IV
     
     
    Jupiter, Juno und Mars – ich hatte in diesem Frühjahr genügend zu tun.
    Der Umzug war kompliziert genug, selbst vor dem Tag, an dem Papa und ich den Boden des Badehauses aufstemmten. Mico im neuen Haus am Flussufer ständig zwischen den Füßen zu haben, erinnerte mich daran, wie sehr ich meine Verwandten hasste. Es gab nur einen, den ich gern hier gesehen hätte, nämlich meinen Lieblingsneffen Larius. Larius war Lehrling bei einem Freskenmaler in der Campania. Durch ein paar Fresken in meinem Haus hätte er mir gern all die ihm als sein Onkel erwiesenen Freundlichkeiten zurückzahlen können, aber als ich ihm schrieb, erhielt ich keine Antwort. Vielleicht erinnerte er sich daran, dass die Hauptstoßrichtung meiner weisen Ratschläge darin bestanden hatte, ihm zu sagen, Wände zu bemalen sei ein Beruf ohne Zukunft.
    Was diesen windigen Mico betraf, war es nicht nur nervig, dass er seine Kellen auf Türschwellen liegen ließ und überall feinen Staub verteilte, er vermittelte mir auch das Gefühl, ihm etwas schuldig zu sein, weil er arm war und seine Kinder keine Mutter hatten. Ehrlich gesagt war Mico nur arm, weil seine schlechte Arbeit berüchtigt war. Niemand außer mir wollte ihm Arbeit geben. Aber ich war Onkel Marcus, der Trottel. Onkel Marcus, der den Kaiser kannte, der schicke Onkel Marcus, der einen neuen Rang hatte und eine Stellung beim Tempel der Juno. In Wahrheit hatte ich mir den Rang mit schwer verdienten Honoraren erkauft, die Stellung war im wahrsten Sinne Hühnerkacke, und Vespasian hatte mich nur in die Gärten des Sallust gebeten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher