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Schleier der Täuschung

Schleier der Täuschung

Titel: Schleier der Täuschung
Autoren: James Luceno
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1. Kapitel

    Im unsterblichen Licht der Sterne badend hing die Rendite am Rande von Dorvallas alabasterfarbenem Wolkenschleier.
    Sie unterschied sich durch nichts von den unzähligen anderen Frachtern der Handelsföderation: eine riesige Untertasse, deren Kern herausgeschnitten worden zu sein schien, um zwei gewaltige Hangarflügelarme zu schaffen, das Loch in der Mitte gefüllt mit einer stachelbewehrten Sphäre, die die Hyperantriebsreaktoren des gewaltigen Schiffes beherbergte. Vorne klaffte eine Lücke zwischen den geschwungenen Armen, als wäre es den Erbauern nicht gelungen, den Kreis zu schließen. Natürlich war diese Lücke so vorgesehen, denn die beiden Arme liefen dort in riesigen Andockklauen und klaffenden Hangartoren aus.
    Die Frachter der Handelsföderation schienen ihre Ladung nicht aufzunehmen, sondern zu verschlingen wie nimmersatte Bestien. Seit nun beinahe drei Standardstunden weidete die Rendite sich an Dorvalla.
    Der abgelegene Planet verfügte über reiche Vorkommen an Lommiterz, einem Material, das bei der Herstellung von Transparistahlscheiben und Cockpithauben für Sternenjäger von großer Bedeutung war. Klobige Transporter karrten das abgebaute Erz in den hohen Orbit hinauf, wo die Fracht an eine Flotte selbstgesteuerter Barkassen, Tender und Frachtkapseln übergeben wurde, von denen viele die Größe von Shuttles besaßen. Alle trugen sie das Flammenkugel-Symbol der Handelsföderation.
    Zu Hunderten pendelten die unbemannten Vehikel zwischen den dorvallanischen Transportern und dem ringförmigen Frachter hin und her. Bei der Rendite angelangt wurden sie durch mächtige Traktorstrahlen in die Lücke zwischen den geschwungenen Armen hineingesaugt, bevor die Andockklauen sie durch das magnetische Eindämmungsfeld bugsierten, welches die kantigen Mäuler der Hangars versiegelte.
    Um diese Herde vor Angriffen durch Piraten oder andere Räuber zu schützen, patrouillierten spitznasige Sternenjäger mit Vierlingstriebwerken über Dorvalla. Sie hatten zwar nur schwache Schilde, dafür aber starke Schnellfeuerlaserkanonen. Die Droiden, die diese Jäger steuerten, gehorchten den Befehlen des zentralen Kontrollcomputers, welcher im kugelförmigen Kernschiff des Frachters untergebracht war.
    Auf der Rückseite dieser gewaltigen Sphäre ragte ein Kontrollturm auf, dessen Spitze die Brücke beherbergte. Dort ging eine Gestalt in Robe nervös vor mehreren, nach innen gewölbten Sichtfenstern auf und ab, die einen lückenhaften Blick auf die Enden der Hangarflügelarme und den gleichmäßig dahinfließenden Strom der Kapseln boten. Jenseits davon, unterhalb der Arme, unterhalb der rostbraunen Frachtkapseln, deren Rücken im Licht der Sonne glühten, drehte sich Dorvalla in seiner durchscheinend weißen Wolkendecke.
    »Status«, zischte die Gestalt in der prachtvollen Robe.
    Der neimoidianische Steuermann der Rendite antwortete von seinem thronähnlichen Sitz unterhalb des polierten Mittelgangs aus. »Die letzten Frachtkapseln werden gerade an Bord geholt, Commander Dofine.« Die neimoidianische Sprache hatte einen säuselnden Rhythmus, mit Betonung auf den ersten Silben und langgezogenen Worten.
    »Nun gut«, sagte Dofine. »Ruft die Sternenjäger zurück!«
    Der Steuermann drehte den Stuhl herum und blickte zum Mittelgang hoch. »Jetzt schon, Commander?«
    Dofine hielt in seinem rastlosen Auf- und Abschreiten inne, um dem Untergebenen einen argwöhnischen Blick zuzuwerfen. Die vielen Monate in den Tiefen des Alls hatten sein natürliches Misstrauen so übersteigert, dass er nun selbst die Absichten seines Navigators hinterfragte. Stellte er seine Führung infrage, weil er hoffte, so selbst an Status zu gewinnen, oder gab es wirklich einen guten Grund, die Sternenjäger noch nicht zurückzurufen? Es fiel Dofine nicht leicht, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Falls er seinen Verdacht jedoch aussprach und er sich als falsch erwies, lief er Gefahr, sein Gesicht zu verlieren. Also entschied er letztendlich, dass nur Besorgnis und keine unterschwelligen Herausforderungen hinter dieser Frage steckten.
    »Ich will, dass die Sternenjäger zurück an Bord kommen. Je früher wir Dorvalla verlassen, desto besser.«
    Der Steuermann nickte. »Selbstverständlich, Commander.«
    Die Rendite war nur mit einer Rumpfmannschaft lebender Wesen besetzt. Ihr Kommandant, Dofine, hatte ovale, rote Augen und einen markanten Mund mit fischartigen Lippen. Venen und Arterien pulsierten sichtbar unter seiner von Falten ebenso
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