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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus
Autoren: Lindsey Davis
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Dann wurde alles noch schlimmer. Er begann sich seine Zuneigung zu meiner Schwester einzugestehen, und selbst sie nahm ihn wahr. Gerade als Petro dachte, es würde vielleicht zu etwas führen, brach Maia plötzlich den Kontakt ab.
    Ich hatte geflucht, als ich herausfand, dass eine meiner Schwestern bei meinem besten Kumpel vor Anker gehen wollte. Das kann eine Männerfreundschaft zerstören. Aber es war noch viel unangenehmer, als Petro fallen gelassen wurde.
    Es musste ihn hart getroffen haben. Helena berichtete mir von seiner Reflexhandlung. »Das wird dir nicht gefallen, Marcus. Petronius hat um seine Versetzung zu der Vigiles-Kohorte in Ostia gebeten.«
    »Er will Rom verlassen? Das ist doch Wahnsinn!«
    »Kann sein, dass dort keine Stelle für ihn frei ist«, versuchte Helena mich zu beruhigen.
    »Ach, Rattenscheiß, natürlich wird da eine sein! Das ist ein unbeliebter Posten. Wer will denn schon flussabwärts beim Hafen stationiert sein, sich mit dämlichen Zollbeamten und rotzfrechen Frachtgutdieben rumschlagen? Petro ist ein verdammt guter Beamter. Der Tribun in Ostia wird sofort darauf anspringen.«
    Ich würde meiner Schwester nie verzeihen.
    »Schieb es nicht auf Maia«, sagte Helena.
    »Wer hat denn von Maia gesprochen?«
    »Dein Gesicht, Marcus.«
     
    Helena stillte das Neugeborene. Julia saß zu meinen Füßen und hieb wiederholt ihren Kopf gegen meine Schienbeine, wütend darüber, nicht mehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Das stimmte sicherlich; ich ignorierte den kleinen Liebling ständig. Nux kaute auf einem meiner Stiefelriemen.
    »Sei doch kein solcher Heuchler.« Helena genoss es, die gelassene Mutter zu spielen, und wiegte das Neugeborene auf ihren Armen in den Schlaf. Das war nur vorgetäuscht, während sie in aller Ruhe überlegte, wie sie mich abkanzeln konnte. »Gib’s zu, du warst alles andere als begeistert von der Vorstellung, dass zwischen Petronius und Maia was laufen könnte. Er war dein Freund, den du mit niemandem teilen wolltest.«
    »Und sie ist meine Schwester. Ihr Mann ist plötzlich verstorben; sie war verletzlich. Als ihr Paterfamilias« – Papa rechneten wir nie mit – »wollte ich nicht, dass mit ihr herumgespielt wurde.«
    »Oh, du gibst also zu, dass Petronius einen schlechten Ruf hat.« Helena lächelte.
    »Nein. Die anderen Frauen spielen keine Rolle. Er war Maia total ergeben, während meine Schwester sich als so wankelmütig wie ein Floh herausstellt.«
    »Also, was willst du jetzt eigentlich?« Helena ließ sich durch Ungereimtheiten schnell reizen. »Dass Maia Favonia direkt von einem Ehemann in die Hände eines anderen übergeht, nur weil der Mann zu haben und es gesellschaftlich passend ist? Darf sie sich keine Zeit lassen, sich umzugewöhnen, nachdem sie einen Ehemann verloren hat, den sie liebte, wie wir alle vorgaben?« Helena konnte sehr trocken sein – und auffallend ehrlich. Den ständig besoffenen Versager Famia zu lieben wäre nie in Frage gekommen. Ich lachte rau. Julia wimmerte. Ich beugte mich hinab und kitzelte sie.
    »Nein. Maia hat es verdient, erst mal in Ruhe nachzudenken.« Ich konnte durchaus einsichtig sein, auch wenn es wehtat. »Maia eignet sich prima dafür, in Papas Lagerhaus zu arbeiten – und es tut ihr gut.« Maia führte Papa die Bücher, viel akkurater, als er das je getan hatte, und lernte dabei das Antiquitätengeschäft.
    » Pius Aeneas erteilt gütig seine Billigung«, spottete Helena. Sie hatte absolut nichts übrig für römische Wertvorstellungen.
    »Ich billige es wirklich.« Ich verlor, hielt aber hartnäckig daran fest. Jeder Paterfamilias versucht der Hexe standzuhalten, die ihn umgarnt.
    Viele Frauen aus unserer Gesellschaftsschicht führten Geschäfte. Die meisten begannen als Partnerinnen ihrer Männer, und als Witwen entschieden sich einige dafür, unabhängig zu bleiben. (Unabhängige Witwen voller Furcht, betrogen zu werden, waren begehrtes Futter für Privatermittler. Ihre Kinder brachten ebenfalls Honorare ein, da sie befürchteten, die Witwen könnten blutsaugerische Gigolos heiraten.) »Wenn Maia sich finanziell unabhängig machen will, könnte sie sich trotzdem nach einem Mann in ihrem Bett sehnen …«
    »Und der liebe Lucius Petronius«, sagte Helena boshaft, »mit all seiner Erfahrung wäre da der Richtige.« Ich enthielt mich jeden Kommentars. In Helenas Augen lag ein warnender Blick. »Ich glaube, Maia sehnt sich nach einem Mann in ihrem Leben , Marcus. Aber noch nicht gleich.«
    »Stimmt
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