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Ein unverbindliches Ja

Ein unverbindliches Ja

Titel: Ein unverbindliches Ja
Autoren: Katja Reuter
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zusammen, eiskalt erwischt. Ich kenne das nur zu gut, in meinem Krankenhaus ist es nicht anders. Aber das geht hier niemanden etwas an, schließlich bin ich diesmal Opfer und nicht Täter.
    Ich döse wieder ein. Bei meinem nächsten Augenaufschlag schaue ich in eine bunte Luftballongirlande. Senke ich den Blick, landet dieser in einem Blumenmeer. Rosen in allen erdenklichen Farben, sogar blaue sind dabei – was für eine Pracht. Nichts hier erinnert mehr an ein Krankenhauszimmer.
    Ich blicke in Suses strahlendes Gesicht.
    »Willkommen im Leben.«
    Sie umarmt mich, unter Berücksichtigung der Transfusionsschläuche und eines Beutels, auf den ich weiß Gott nicht näher eingehen mag.
    »Gut, dass sie mich diesmal ins Einzelzimmer verfrachtet haben, anderenfalls hättest du das Zimmer kaum in eine Party-Location verwandeln können.« Ich schaue mich um. »Eine Augenweide – danke, du bist ein Schatz.«
    »Und, alles klar? Mit Komplikationen hat ja nun niemand gerechnet. Wie fühlst du dich? Ist es auszuhalten oder hast du Schmerzen?«
    »Die Schmerzmittel tun ihren Job, mir geht’s gut, trotz Narbenschmerzen. Aber das kenne ich ja schon vom ersten Eingriff.«
    »Mensch, du machst aber auch Sachen. Gleich zwei Operationen so dicht hintereinander.« Sie rollt mit den Augen und schüttelt dabei den Kopf. »Dein Vater will wissen, ob er heute noch kommen darf. Ich soll Bericht erstatten.«
    »Klar, kein Problem.«
    »Und was ist mit Harry? Er hat natürlich auch schon nachgefragt.«
    »Alles okay. Von mir aus gerne. Harry bestellst du am besten so gegen Abend hierher, dann ist mein Einschlafen gesichert.«
    Wir lachen. Sie hemmungslos – ich noch etwas lahm, denn die Wirkung der Schmerzmittel lässt leider nach.
    Die Tage im Krankenhaus vergehen schleppend. Einziger Lichtblick ist das immer näher rückende Date mit Hendrik. Mein Bauchgefühl flüstert mir zu, dass er zum Treffpunkt kommen wird. Wieso nur bin ich mir da so sicher? Was, wenn er wieder in eins seiner schwarzen Löcher kriecht?
    Nein, alles wird gut, beruhige ich mich. Seit ich erfahren habe, dass seine bisherigen urplötzlichen Rückzüge alles andere als Desinteresse waren, sehe ich das alles viel positiver und gelassener. Schließlich hat er in der Vergangenheit bereits länger andauernde Beziehungen geführt. Auch in seiner Ehe, als er medikamentös eingestellt war, wurden die Probleme nicht durch seine Gemütsschwankungen verursacht, sondern es war der dringende Kinderwunsch seiner Frau, der im Vordergrund stand. Alles drehte sich nur noch darum, an eine normale Beziehung war nicht mehr zu denken.
    Bei mir hat sich das Thema Nachwuchs erledigt, wenn ›seine Jungs zu lahm sind‹. Ich weiß, es wird alles nicht einfach werden – trotzdem bin ich fest überzeugt: Wir sind füreinander bestimmt und geschaffen. Hendrik + Mareike = das perfekte Paar. Wäre er voll zeugungsfähig, würde ich ihm sicher viele Kinder schenken. Aber so … so bin ich einfach nur glücklich am Leben zu sein.

KAPITEL 23:
ER LIEBT MICH, ER LIEBT MICH NICHT …
    Geisterstunde. In gut 180 Minuten hat das Warten endlich ein Ende. Bin ich aus dem Häuschen, heute Nacht entscheidet sich, ob ich von nun an in einer perfekten Beziehung leben werde oder mein weiterer Lebensweg der eines vereinsamten Singles sein wird. Das große Entweder-oder, Hopp-oder-top, Alles-oder-Nichts. Ich entscheide mich für Ja-oder-ja! Eine für mich weltbewegende Frage wird heute Nacht ihre Antwort finden.
    Um zwei Uhr zwanzig verlasse ich das Haus, ich möchte in jedem Fall pünktlich sein. Bequem auf unserer angestammten Friedhofsbank sitzen, wenn Hendrik eintrifft, um mir seine unendlich große niemals endende Liebe zu gestehen. Der Friedhof in Kreuzberg liegt direkt vor mir.
    Ich kneife mir in den rechten Arm – ich bin Linkshänderin, Sie wissen schon, ich gehöre zu den Kreativen mit der unleserlichen Handschrift – ich bin wach! Kein Traum – ja, alles ist gut. Nun atme ich langsam tief durch, dreimal, und dann nehme ich die Friedhofsmauer in Angriff. Übereinandergesetzte Lochmauersteine machen es selbst so einer Motorik-Mutantin wie mir einfach hinüberzugelangen.
    Hoch geht’s. Oben auf der Mauer schlägt mein Herz bis zum Hals, ich bin so aufgeregt.
    Urplötzlich höre ich: »Achtung! Achtung! Steigen Sie umgehend von der Mauer herunter.«
    Ein Polizist! Er brüllt lauthals durch die Nacht. Wo kommt der denn auf einmal her? Wie aus der Versenkung ist er erschienen, in null Komma nichts, und
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