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Ein unverbindliches Ja

Ein unverbindliches Ja

Titel: Ein unverbindliches Ja
Autoren: Katja Reuter
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schön: Alles wird gut.«
    Ihr Trost gibt mir Kraft.

KAPITEL 21:
DAS KROKODIL IN DER WANNE
    Ein paar Tage später. Ich werde in den Operationssaal geschoben. Dort drückt mir der Anästhesist eine Maske aufs Gesicht und sagt, ich solle nun an etwas Schönes denken. Ich schließe die Augen und versuche mich zu entspannen.
    Mir fällt ein, wie Suse und ich als Kinder auf der großen Zeitungsbox vor dem Laden ihrer Tante saßen und lachten. Das war im Sommer unser Stammplatz. Denn auf dieser Kiste lachte es sich einfach am besten. Wir grölten, so laut es uns nur irgend möglich war, und hatten den Auslöser unseres Spektakels meist längst vergessen. Immer wenn wir aufhören wollten, weil uns der Bauch schon wehtat, waren wir in so einem Rausch, dass wir gar nicht mehr anders konnten, als weiter zu lachen.
    Zuvor hatten wir uns Geld für ein Eis erbettelt. Diesmal hatte Suse einen Flutschfinger und ich den Grünen Elefanten . Der Braune Bär war ausverkauft. Wir waren stolz, dass unser Geld nicht wieder nur für ein Mini Milk reichte. Die Rollschuhe lagen neben uns auf dem Boden.
    Suse fing sich ein wenig und begann ihren Lieblingswitz zu erzählen, den mit dem Krokodil in der Badewanne. Besser gesagt sie versuchte es und kam leider nicht weit, denn schon nach den ersten Worten brachen wir beide in solch ein Gelächter aus, dass es ihr unmöglich war weiterzusprechen.
    Wie immer schallte unser Lachen durch die ganze Straße. Wie immer kam Suses Tante kopfschüttelnd aus dem Laden und sagte: »Ihr seid mir schon so ein paar Kichererbsen.«
    Bis heute weiß ich nicht, wie dieser Witz endet. Ich weiß nur, dass Suse wirklich oft versucht hat ihn loszuwerden. Doch unser Gelächter ließ ihr nie lange Zeit zu erzählen. Oft kam sie nicht weiter als: »Es war einmal ein Mann, der hatte ein Krokodil in seiner Badewanne …«
    Wenn ich jetzt einen Wunsch frei hätte, würde ich nichts lieber tun, als noch einmal so zu lachen wie damals. Genau so laut, so sorglos und leicht. Einfach so wunderbar unbeschwert. Die Narkose beginnt zu wirken …
    Am Nachmittag werde ich wach, komme ganz langsam wieder zu mir und bin verwirrt. Glücklicherweise befinde ich mich in einem großen Zweibettzimmer, und meine Nachbarin scheint ganz nett zu sein. Das ist jedenfalls mein erster Eindruck. Wir haben uns bisher nur kurz vorgestellt.
    Die Krankenzimmertür öffnet sich, ein Anästhesist grinst in die Runde und steht dann auch schon an meinem Bett. »Wie geht es Ihnen?«
    »Hoffentlich bald besser!«
    »Wissen Sie eigentlich, dass ich arbeitslos wäre, wenn es mehr Patienten von Ihrer Sorte geben würde?«
    »Nein, was meinen Sie denn mit ›Patienten von meiner Sorte‹?«
    »Na, ganz einfach: Normalerweise fallen unsere Patienten nicht beim bloßen Einatmen von Sauerstoff in Narkose. – Sie schon!« Er lacht.
    »Ach herrjeh, ich dachte, aus dieser Maske kommt Gas. Ich hatte mir sogar eingebildet einen Geruch wahrzunehmen.«
    »Sauerstoff ist bekanntlich geruchlos.«
    »Ja, ja – ich weiß! Da muss wohl wieder mal die Fantasie mit mir durchgegangen sein.«
    Gleich die erste Nachuntersuchung zeigt eine Einblutung, ich bekomme wahnsinnige Schmerzen – ein weiterer Eingriff steht nun bevor. Ich bin unendlich traurig. Eine tiefe Verzweiflung macht sich in mir breit.
    Ich falle in eine Art Halbschlaf und träume, wie mich der Tod anlächelt. Welch fieses Grinsen! Der Tod ist in schwarze Lumpen gekleidet und hat einen Regenschirm. Er kommt auf mich zu und versucht mit all seiner Kraft mir die Seele aus dem Körper zu saugen. In letzter Sekunde entreiße ich ihm seinen zerschlissenen Schirm und ziehe ihm damit eins über den Kopf.
    Ein gewaltiger Aufschlag folgt, ich werde schweißgebadet wach, und eine furchtbare Todesangst überfällt mich. Unaufhörlich muss ich an Hendrik denken. Er ist für ein halbes Jahr nach Südafrika versetzt worden und bekommt von diesem ganzen Horror-Trip, den ich hier gerade durchmachen muss, rein gar nichts mit.
    Das letzte Wochenende vor seiner Abreise haben wir in Las Vegas verbracht. Es waren die schönsten Tage meines Lebens. Ich fühlte mich dem Himmel so nah. Das wird mir erst jetzt richtig klar. Dort haben wir beschlossen, in der Zeit seiner Abwesenheit keinen Kontakt zu pflegen, um jeder für sich herauszufinden, wie wir zueinander stehen. Eine Beziehung ist es nicht, eine Affäre auch nicht so recht. Keine Ahnung! Eins steht jedoch für mich fest: Egal was in der Vergangenheit war, wenn er mich auch nur
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