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Ein unverbindliches Ja

Ein unverbindliches Ja

Titel: Ein unverbindliches Ja
Autoren: Katja Reuter
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aneinandergepresste Autos. Hauptsache, mein Wagen ist nicht so alleine und verloren auf weiter Fläche. Frauen-Logik, ja, ja – ich weiß …
    Zehn Minuten später krabbele ich auch schon wieder hinters Steuer. So, nun wird erst einmal Bilder im Kopf von Sido auf Repeat und volle Lautstärke gestellt. Ohne groß nach hinten zu schauen, schlage ich im Rückwärtsgang rechts ein, um in einer lang eingeübten Kurve zurückzusetzen. Ein Kinderspiel. Kein Wunder, wenn ich daran denke, wie viele Fahrstunden ich allein für dieses Manöver verbraten habe.
    Doch warum hakt mein Wagen beim schrägen Zurücksetzen so eigenartig? Das ist neu. Vielleicht ist die Handbremse angezogen? Nein, ist sie nicht. Seltsam. Ich fahre wieder ein Stück vor. Alles normal. Beim zweiten Zurücksetzen sehe ich, dass sich der benachbarte Wagen leicht in die Höhe bewegt. Beim Vorfahren senkt er sich wieder. Beim nächsten Mal wiederholt sich dieses Phänomen. Ach du Scheiße, mir schwant Fürchterliches: völlig verkeilt!!! Und das auch noch in ein parkendes Auto. Ist das peinlich!
    Fluchend schalte ich den CD-Player aus und verlasse durch die Beifahrertür den Wagen. Ich kann nicht glauben, was ich dort sehe: Meine Stoßstange ist mit dem anderen Auto verhakt. Na prima! So ein Missgeschick hat mir gerade noch gefehlt. Eins, das mir nicht einmal mehr den Ausweg der Fahrerflucht lässt. Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon, wie der rote Flitzer meines Freundes aus der Schrottpresse kommt. Armer Harry!
    Ein Mann überquert kopfschüttelnd den Parkplatz und starrt mich an. In meinem Schock frage ich ihn, ob das da sein Auto ist. Bitterböse antwortet er mir: »Nein, Gott sei Dank nicht!«
    Mit Herzrasen rufe ich Harry an und beichte meine Misere.
    Zehn Minuten später steht er auch schon kreidebleich zwischen den verhakten Autos. Er ist stocksauer und total nervös. Seine Stimme zittert. »Sag mal, wie konnte denn das bloß passieren? Hast du keine Augen im Kopf?«
    Dass ich gar nicht geguckt habe, ob dort noch genug Abstand zu dem anderen Auto ist, gebe ich wohl besser nicht zu. Selbst mit Wagenheber und der Hilfe eines anderen Passanten gelingt es uns leider nicht die Autos zu trennen.
    Verzweifelt rufe ich den ADAC an. Die gelben Engel kommen, sehen und siegen.
    Der nächste Sieg besteht darin den Besitzer des beschädigten Autos ausfindig zu machen. Ein sehr sympathischer Mann, der sich widerstandslos auf eine private Schadensregulierung einlässt. Schwitz! Ich bin erleichtert. Andernfalls hätte es mich den Führerschein gekostet. Die Nachprüfung (vielleicht auch noch bei demselben Prüfer wie die letzten drei Male) wäre gar nicht auszudenken!
    Am Abend ist wieder Party angesagt. Harry aber hat keinen Bock auf Tanzen, das waren vorhin seine Worte. Er möchte lieber in einsames Selbstmitleid versinken und um seinen angeblichen Totalschaden trauern. Er sieht immer alles so schwarz. Der Wagen lässt sich bestimmt reparieren. Minis sind einfach nicht totzukriegen, das weiß doch jeder. Aber Harry war von Anfang an dagegen, dass ich den Führerschein mache. Als er davon erfuhr, waren wir gerade in unserer Versöhnungsphase.
    »Mausi, wozu bitte brauchst du einen Führerschein? Wir wohnen doch so zentral. Das ist rausgeschmissenes Geld, ich fahre dich doch überall hin.«
    Wenigstens ist meine Mitbewohnerin, die Suse, in Party-Stimmung. Ich musste mich allerdings bereit erklären mit dem Beifahrersitz vorliebzunehmen. Sie will mich heute nicht noch einmal hinterm Steuer erleben.
    Leider ist es schon wieder so spät. Der Blick auf die Uhr zeigt, dass wir es gar nicht mehr rechtzeitig schaffen können. So ein Mist aber auch! Ein gemeinsamer Freund von uns hat Geburtstag, er macht eine Cocktailparty, und ich habe ihm mein ›Indianer-Ehrenwort‹ gegeben nicht wieder so spät zu kommen. Ohne diesen Autounfall hätte ich mein Versprechen bestimmt einhalten können. Na, dann mal schnell.
    Die Party findet in einem Raum mit großen Fenstern statt. Suse kennt hier wohl jeden. Hm, ich gehe zur Hausbar und ordere zwei Prosecco mit Aperol. Ein Glas drücke ich der Schnatter-Suse in die Hand, das andere verhafte ich in einem Zug. Der Gastgeber scheint gerade kurz verschwunden zu sein, soviel entnehme ich Suses Gespräch.
    Ab auf die Tanzfläche, ich habe genug vom Dumm-Rumstehen. Beim Tanzen erreicht mich durch eine offene Terrassentür ab und zu ein erfrischender Luftzug. Wie angenehm. Verloren zwischen vielen Gestalten suche ich den Blick durch die
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