Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein unverbindliches Ja

Ein unverbindliches Ja

Titel: Ein unverbindliches Ja
Autoren: Katja Reuter
Vom Netzwerk:
T-Shirt aus.«
    Meckernd entledigt er sich des Oberteils.
    »Du brauchst gar nicht zu schimpfen. Wenn du so blöd bist und die Wahl so triffst – selbst schuld!«
    Was denkt der sich eigentlich.
    »Das hat nichts mit mangelnder Intelligenz oder Ähnlichem zu tun. Ich habe dich nur nicht für so gnadenlos gehalten.«
    Nächstes Spiel: unentschieden. Danach siegt Hendrik. Ich entscheide mich für Pflicht .
    »Na, dann komm her und küss mich!«
    Ich erhebe mich, um auf seinem Schoß Platz zu nehmen, und küsse ihn. Dabei streiche ich Hendrik durchs Haar und über den Rücken seines freien Oberkörpers. Bevor ich jedoch anfange die Kontrolle zu verlieren, stehe ich auf und gehe brav auf meinen Platz zurück. Nach Ablauf des nächsten Spiels entscheidet sich Hendrik für Wahrheit . Nicht die schlechteste Wahl, wenn er die Jeans anbehalten möchte. Meine Frage, wann er das letzte Mal jemanden vernascht hat, hätte ich mir lieber verkneifen sollen.
    »Hm« – nach kurzer Denkpause – »gestern Abend.«
    Seine Antwort trifft mich wie ein Schlag. Das ist doch nicht zu fassen. Offensichtlich hat er mir gleich danach die SMS geschickt. Wie widerlich! Was ist das bloß für ein Abzocker? Nun gut, es geht mich ja eigentlich nichts an. Doch aus welchem Grund auch immer, es ärgert mich maßlos! Glücklicherweise wird Schröder unruhig und sein Jaulen immer lauter. Meine Gelegenheit.
    »Hendrik, der Hund fängt an zu nerven. Es tut mir leid, aber ich muss dann wohl langsam gehen. Und das gerade jetzt, wo es spannend wird.«
    Hastig erhebe ich mich.
    »Wieso spannend?«
    Was antworte ich denn jetzt bloß?
    »Na«, stammele ich vor mich hin – »na, was meinst du, was ich als Nächstes gefragt hätte?« Mir fällt nichts Besseres ein.
    Ich ziehe meine schwarze Jacke über und Hendrik fragt auf dem Weg zur Tür, ob Schröder der einzige Grund für meinen plötzlichen Aufbruch ist.
    »Oder hat dich meine Antwort vorhin erschreckt?« Mit einem ironischen Unterton fügt er hinzu: »Wenn du jetzt die Flucht ergreifst, weil du denkst, ich will über dich herfallen, kann ich heute Nacht nicht schlafen. Glaub mir, so etwas habe ich nicht vorgehabt.«
    Er macht es mit jedem Satz nur schlimmer. Denn keine Frau hört gerne, dass er nicht vorhat, mit ihr Pünktchen, Pünktchen, Pünktchen.
    »Nein, nein. Wo denkst du hin?«, höre ich mich sagen. »Das ist es wirklich nicht. Ich möchte nur nicht, dass der Hund dir die Wohnung ruiniert.«
    In Wahrheit könnte Schröder jetzt gerne sein Beinchen heben oder besser noch, er könnte ihm gleich die komplette Wohnung zerlegen. Jawohl!
    Hendrik öffnet mir die Tür. »Na, dann bin ich ja beruhigt.«
    Ich verabschiede mich mit einem Küsschen.
    Fünf Häuserblöcke später, als ich gerade die Wohnungstür aufschließe, begrüßt mich mein Handy mit endlosem Klingeln. Ich hatte es auf dem Bett zurückgelassen! Hendriks Nummer auf dem Display.
    »Mareike, ich bin gleich bei dir. Lass uns nur kurz einen Spaziergang machen – so kann ich nicht schlafen«, überfällt er mich.
    Klick, ich bin nicht zu Wort gekommen. Was, wenn Suse an mein Handy gegangen wäre? Schließlich bin ich ja gerade erst rein. Er weiß doch gar nicht, mit wem er telefoniert hat? Da kommt mir eine Idee. Schnell gehe ich in Suses Zimmer und weihe sie in meinen Plan ein. Kaum habe ich ihr die Anweisung gegeben, mich zu verleugnen, klingelt es auch schon – Männer sind doch so durchschaubar.
    »Nein, Mareike ist nicht da. Sie hatte ihr Handy hier vergessen.«
    Was Hendrik darauf zu sagen hat, kann ich leider nicht verstehen.
    »Nein, ich war am Apparat. Du hast mir ja keine Möglichkeit gegeben, mich mit Namen zu melden, geschweige denn etwas zu antworten. Soll ich ihr was ausrichten?«
    Ihn verstehe ich beim besten Willen nicht.
    Endlich schnappt die Wohnungstür ins Schloss, seine Schritte werden leiser.
    Suse kommt zu mir und flüstert: »Er holt dich morgen um halb acht fürs Kino ab.«
    Wir schleichen uns in mein dunkles Zimmer und beobachten, wie er am Zaun lehnend wartet.
    »Ganz schön aufdringlich. Findest du nicht?«
    Meine Antwort ist ein breites Grinsen.
    »Der Fisch ist im Netz.«
    Zwanzig Minuten Aufdringlichkeit später setzt er dem Warten ein Ende und zieht von dannen. Yes! Er soll ruhig spüren, dass er nicht das Zentrum des Universums ist. Ja, das soll er!
    Schon am nächsten Abend, um genau halb acht, bin ich zum zweiten Mal sehr erfreut, dass Harry in Frankfurt ist. Es klingelt, Schröder bellt und Hendrik
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher