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Ein unverbindliches Ja

Ein unverbindliches Ja

Titel: Ein unverbindliches Ja
Autoren: Katja Reuter
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steht mit Blumen und einer Prosecco-Flasche vor meinem Spion. Hastig öffne ich – Schröder springt freudig an ihm hoch. Hendrik tritt wie selbstverständlich ein. Hm?
    »Wollten wir nicht ins Kino gehen?«
    Er beäugt meinen Flur.
    »Erst mal Tagchen. Willst du mir nicht vorher deine Wohnung zeigen?«
    Ich bekomme einen flüchtigen Kuss und den bezaubernden Strauß. Dunkelrote Calla. Ich hole eine Vase für die wundervollen Blumen und stelle sie auf die Kommode. Hendrik zieht sich in der Zwischenzeit das Sakko und die Schuhe aus. Dann führe ich ihn durch die Zimmer. Er weiß zwar von meiner Dreier-WG, klar, aber nicht, dass Harry mein Freund ist. Naja, ein Kinobesuch, was soll’s, tröste ich mich. Ich möchte unter keinen Umständen meinem schlechten Gewissen das Feld überlassen. Das versaut nur unnötig die Stimmung.
    Suse ist nicht da. Was für ein Glück. Bei ihr auf dem Fußboden stehen diverse Töpfe mit Fingerfarben herum. Gelb, Grün, Blau und Rot, um genau zu sein. Sie sieht im Moment ihre nahe Zukunft als freischaffende Künstlerin. Hendrik denkt natürlich, dies sei mein Zimmer und das Doppelbett nebenan gehöre zu Suse und Harry – ich belasse ihn in diesem Glauben. Wir setzen uns auf die Dielen, nun habe ich ein riesengroßes, schneeweißes Blatt, umgeben von all den Farbtöpfen, vor mir auf dem Boden liegen. Schröder quetscht sich zwischen uns.
    »Kannst du gut malen?«, frage ich Hendrik.
    Er setzt zum Kuss an. Was soll das denn jetzt?! Ich drücke ihn weg, um weiterzusprechen. Nun gut, noch einmal von vorne: »Schön, dass du gekommen bist. Und jetzt raus mit der Sprache, kannst du gut malen?« Ich schaue ihn erwartungsvoll an.
    »Malen!? – Ich? Nein, weiß Gott nicht!«
    »Schade eigentlich.«
    Hendrik betrachtet das Chaos, stellt die Flasche Prosecco auf den Tisch.
    »Also, du kannst wirklich nicht malen?«
    Er winkt ab. »Nein, wirklich nicht.«
    »Dann muss ich das wohl Schröder überlassen.«
    Als ich das ausspreche, kommt mir auch schon eine Idee. Ich schnappe mir Schröders linke Vorderpfote, um sie in den roten Farbtopf zu tunken.
    Hendrik guckt wie ein Auto. »Was soll das denn werden?«
    Na, was wohl?
    »Ein modernes Aktbild.«
    Die andere Vorderpfote landet im grünen Topf. Links hinten färbe ich gelb und rechts rot. Der Hund lässt alles geduldig über sich ergehen. Als Nächstes befehle ich ihm quer über das Blatt zu laufen. Schröder gehorcht, ganz langsam stolziert er über das Papier. Hendrik beobachtet uns, öffnet den Prosecco und schüttelt den Kopf.
    »Dieses Bild muss ich mir wohl erst mal schöntrinken .« Er füllt die Gläser.
    Ich hingegen bin begeistert. »Das sieht doch klasse aus! Schau mal Schröders Pfoten!«
    Hendrik kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Doch irgendwas fehlt noch, mir fällt auch ein, was es ist. Ich ziehe meine Strümpfe aus, schmiere meine Füße mit blauer Farbe ein und platziere einen Abdruck rechts neben Schröders Pfotenabdrücke.
    »Und, Hendrik? Sag schon, wie gefällt es dir jetzt?«
    Zaghaft: »Schon besser.«
    Ich fordere ihn auf: »Nun bist du dran.«
    »Ich?!« Er schaut ratlos zu mir herüber.
    »Ja, du – schließlich haben Schröder und ich unseren Beitrag zum Bild geleistet.«
    Hendrik krempelt sich etwas zögerlich die Ärmel hoch und bestreicht seine Handflächen mit grüner Farbe. Doch anstatt seine Fingerabdrücke auf dem Blatt zu hinterlassen, setzt er sich hinter mich und greift mir von hinten unter mein T-Shirt. Er verteilt die gesamte Farbe auf meiner Brust. Ich wehre mich nicht. Es ist ein prickelndes Gefühl die kalte Farbe auf meiner Haut zu spüren. Er küsst dabei meinen Nacken. Langsam zieht er mir mein T-Shirt aus und legt ein neues weißes Blatt vor mir auf den Boden. Ich beuge mich über das Papier, ein interessanter Abdruck entsteht.
    Nur gut, dass sich diese Farbe so leicht von den Dielen entfernen lässt. Klares Wasser soll ausreichen. Denn nun geht die ›Schmiererei‹ richtig los. Wie die Wilden wälzen wir uns, bunt eingefärbt, über immer neue Blätter. Bis der ganze Block verbraucht ist. Außer dem Abdruck meines ›Allerwertesten‹ – der mir viel zu fett erscheint – sind einzigartig gute Bilder entstanden.
    Zu dritt unter der Dusche bringen Hendrik, Schröder und ich ein interessantes Farbenspiel im Duschbecken hervor.
    »Sag, wollten wir nicht eigentlich ins Kino gehen?", frage ich. »Die Spätvorstellung könnten wir noch schaffen.«
    »Na, dann! Worauf wartest du noch?«

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