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Ein unverbindliches Ja

Ein unverbindliches Ja

Titel: Ein unverbindliches Ja
Autoren: Katja Reuter
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diese Zeit ja kreativ genutzt.
    Knapp zwei Stunden später, denn Harry föhnt seine lichten Haare ziemlich gründlich (und da wird immer gesagt, wir Frauen seien eitel), sitze ich mit ihm an der Bar, trinke eine Bacardi-Cola und traue meinen Augen nicht, als ich plötzlich Hendrik am Eingang sehe. Es ist wie verhext. Bevor man sich kennengelernt hat, ist einem der andere nie aufgefallen, obwohl das erste Gespräch oft verrät, dass man dieselben Leute kennt, ähnliche Interessen hat und am Wochenende die gleichen Lokalitäten aufsucht. Doch nach dieser Feststellung läuft man sich dann ständig über den Weg. So ist es mir schon öfter ergangen.
    Und nun auch mit Hendrik. Nie zuvor ist er mir aufgefallen und jetzt kommt er direkt auf mich zu und schaut mir tief in die Augen. Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit erscheinen. Unsere Blicke lösen sich erst voneinander, als ich ganz verunsichert wegsehe. Stolz, weil er den Blick länger halten konnte als ich, schreitet er wie ein Gockel an mir vorbei. Er genießt seinen Triumph und grinst mit Genugtuung. Woraufhin sich Harry einschaltet. »Was geiert der Idiot dich hier so schamlos an?«
    Ich gucke ihn nur an, zucke mit den Schultern und schweige. Was soll ich auch anderes machen? Meine Gedanken fahren Achterbahn und ich muss mich verdammt nochmal anstrengen, um Harry meine Unsicherheit nicht zu zeigen.
    Der nächste Blickkontakt mit Hendrik verläuft ähnlich, denn wieder bin ich es, die kapituliert! Wie ich das hasse! Der Abend ist für mich gelaufen. Ich mache Harry ein unmoralisches Angebot, um diesen Ort möglichst schnell zu verlassen. Er willigt freudestrahlend ein und kurze Zeit später sitze ich im Mini, genau wie bei der ersten Begegnung mit Hendrik – nur leider diesmal mit einem wesentlich uninteressanteren Fahrer!
    Fünf Tage später, kurz vor 24 Uhr, klingelt mein Handy. Ob das Harry ist? Er ist für ein verlängertes Wochenende nach Frankfurt gefahren. Ein Familienfest. Gut, dass ich mit seiner Mutter im Clinch liege, so musste ich nicht mit. Als ich schlaftrunken den Hörer abnehme, meldet sich Hendrik am anderen Ende. Sofort bin ich hellwach.
    »Weißt du denn überhaupt noch, wer ich bin?«, erkundigt er sich.
    »Na klar – ich habe dich doch letztes Wochenende in der Bar gesehen. Wie sollte ich den Anblick vergessen.«
    Er hat meine Anspielung verstanden und fragt verunsichert: »Welchen Anblick?«
    Ich hatte beobachtet, wie er mit einer Tussi für längere Zeit auf der Toilette verschwunden war. Aber als ›unwissendes Mädchen‹ sage ich artig: »Na deinen – welchen sonst?«
    Erleichtert und vielleicht auch, um das Thema zu wechseln, fragt er, ob ich schon geschlafen habe.
    »Ja, ich war kurz davor«, nuschle ich in den Hörer.
    »Man hört es, du klingst recht verpennt.«
    Na – danke.
    »Hast du angerufen, um mir das zu sagen?«
    Kurze Stille.
    »Nein, eigentlich wollte ich wissen, was du anhast.«
    Mich trifft der Schlag.
    »Was ich anhabe?!?«
    Telefonsex als Grund seines Anrufs, das sieht ihm ähnlich. Wenigstens aus Höflichkeit hätte er mal fragen können, wie es mir geht oder was ich so mache. Aber nein, Monsieur würde für so etwas doch keine Zeit verschwenden.
    Nun gut, wenn er meint. »Ich trage einen roten Seidenpyjama. Der ist so leicht, dass man ihn auf dem Körper kaum spürt. Wenn ich mit meinen Händen ganz langsam über den Stoff streiche, fühle ich, wie unglaublich weich er ist.«
    »Und was fühlst du, wenn du unter den Stoff gehst?«
    Das Gespräch entwickelt sich, und nach ungefähr zwanzig Minuten kommen wir zeitgleich zum Ziel.
    Beseelt schlummere ich ein, da werde ich plötzlich unsanft von meinem Handy aus den Träumen geholt. Vibration. Es ist eine SMS von Hendrik: Morgen um 23 Uhr, Spieleabend bei mir. Vogelgasse 3!
    Cool, dass Harry in Frankfurt ist …
    Next day, ich schnappe mir Schröder (meine Mops-Dackel-Mischung) und mache mich mit wildem Herzklopfen, einer Weinflasche und einem Vier-Gewinnt -Spiel auf den Weg. Hendrik wohnt im gleichen Bezirk. Ein Viertelstündchen später stehe ich auch schon – geschniegelt und gestriegelt – vor seinem Hauseingang und stelle beim Klingeln fest, dass er im dritten Stock wohnt. Auch das noch!
    Langsam gehe ich nach oben. Ein Stockwerk unter seiner Wohnung höre ich ihn schon meckern: »Sag mal, Mareike, gibt es dich auch in schnell?«
    Sehr witzig. Als ich dann schließlich vor ihm stehe, bittet er mich hinein. Schröder und ich betreten den Flur. Hendrik nimmt mir mein
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