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Ein unverbindliches Ja

Ein unverbindliches Ja

Titel: Ein unverbindliches Ja
Autoren: Katja Reuter
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annähernd so vermisst wie ich ihn, mache ich Nägel mit Köpfen und ziehe zu ihm ins Zelt.
    Unser nächstes Date haben wir vor seiner Abreise genau abgesprochen. Als Treffpunkt haben wir ›unsere‹ Parkbank gewählt. Am 03.03.2013, nachts um 03:03 Uhr. Falls er nicht kommen sollte, breche ich den Kontakt ab und behalte unsere letzte Begegnung, die wunderbaren Tage in Las Vegas, in meinem Herzen. Die Angst, dass mir der Tod nun dazwischenfunkt und ich nicht zu unserer Verabredung erscheinen kann, macht mich fertig.
    Erneut falle ich in eine Art Halbschlaf. Wieder sehe ich den Tod vor mir stehen. Leise haucht er mir ins Ohr: »Man muss immer gehen, wenn es am schönsten ist!«
    Das reicht – ich springe auf und bleibe wach, bis ich in den großen Saal geschoben werde. Wieder drückt mir der Anästhesist eine Maske ins Gesicht und sagt, ich solle nun an etwas Schönes denken.
    Mir fällt Las Vegas ein. Meine schönste Reise mit den wundervollsten Momenten und den leichtesten Augenblicken.
    Im Flugzeug habe ich Hendrik einen geblasen. Der Passagier neben mir schlief währenddessen. Ich hatte meinen Kopf halb auf ein kleines Kuschelkissen gelegt und nahm meine Hand zu Hilfe, damit mein Kopf auf Hendriks Schoß nicht zu wild hoch und runter rotiert. So konnte ich ihn problemlos und völlig unbemerkt aussaugen.
    Dann das Unfassbare: Hendrik machte mir einen Antrag, und das nachdem er gekommen war. Er musste es wohl ernst meinen. »Mareike, lass uns doch in Las Vegas heiraten!« Ich schaute ihn mit großen Augen an.
    »Los, nun sag schon Ja. Es kann doch völlig ohne Konsequenzen bleiben. Melden wir die Eheschließung nicht innerhalb eines Jahres in Deutschland an, und das müssen wir ja nicht tun, ist sie nicht rechtsgültig.«
    »Das klingt hervorragend.«
    »Nein, ›hervorragend‹ reicht mir nicht. Ich will ein klares Ja hören. Ist das denn so schwer?«
    »Ja!«
    »Wie jetzt? Ja, es ist schwer oder ja, ich will …«
    »Ja, ich will!«
    »Na, endlich komme ich dann zu meiner Hochzeitsnacht. Da hast du doch bestimmt was Besonderes für mich in Petto. Oder etwa nicht?«
    In Las Vegas angekommen kauften wir ein wunderschön schlichtes, cremefarbenes Leinenkleid, schnappten uns wildfremde Trauzeugen und heirateten.
    Ich fühlte mich ohnmächtig vor Glück.
    Abends suchten wir ein Spielcasino auf und verzockten 300 Dollar.
    Später im Hotelzimmer ertönte natürlich Paolo Conte aus der Anlage. Hendrik nahm mich an die Hand und begann sich langsam im Takt der Musik zu bewegen. Mit einer geschickten Geste zog er mich zu sich heran und wiegte mich in seinen Armen.
    Morgens dann machte ich von einem amerikanischen Hochzeitsservice Gebrauch und ließ mir, als Hendrik tief und fest schlief, 55 lebendige Schmetterlinge auf unser Hotelzimmer bringen. Jeder einzelne war in einem kleinen, durchlöcherten Pappkarton gefangen und wartete auf seine Befreiung. Leise öffnete ich Schachtel für Schachtel, bis das Zimmer letztlich einer Schmetterlingsfarm glich. Die Verpackung ließ ich unter unserem Bett verschwinden.
    Als Hendrik erwachte, brauchte es einige Zeit, bis er begriff, wie dieser überwältigende Anblick zu Stande kam. Nein, es waren keine Halluzinationen – es war einfach nur ein wunderschöner Augenblick.
    Zwischen Champagner und Schmetterlingen frühstückten wir im siebten Himmel …
    Jetzt merke ich, wie die Narkose anfängt zu wirken, Müdigkeit überfällt mich. Ich empfinde ein friedliches, erfülltes Gefühl, eine Leichtigkeit macht sich breit …

KAPITEL 22:
DORNRÖSCHEN ERWACHT IM PARTYKELLER
    »Haaaalt! Lasst die Tür offen, hier kommt die halbe Schilddrüse.«
    »Meinen Sie mich?« Wo bin ich? Ich öffne die Augen, schaue um mich, ein langer Flur, kahle Wände. Langsam dämmert es mir, dass die Ärzte damit beschäftigt sind mich im Bett zum Aufwachraum zu schieben.
    Wie schön, ich habe alles hinter mich gebracht und aufgewacht bin ich ebenfalls. Erleichterung breitet sich in meinem Körper aus. In meiner Freude darüber melde ich mich erneut zu Wort, schließlich habe ich so einen schönen Namen: »Ich heiße übrigens Mareike Sommer.«
    Erschrocken zucken die zwei Ärzte zusammen. Sie haben ganz offensichtlich nicht damit gerechnet, dass ich schon aus der Narkose erwacht bin.
    »Entschuldigen Sie vielmals«, stottert der eine in seinen Drei-Tage-Bart.
    »Das davor habe ich übrigens auch alles gehört, nicht schön, wie Sie über Ihre armen kranken Patienten herziehen.«
    Und zum zweiten Mal zuckt er
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