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Mythor - 131 - Der goldene Strom

Mythor - 131 - Der goldene Strom

Titel: Mythor - 131 - Der goldene Strom
Autoren: Wolf Paul
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1.
    »Was macht kleines Kätzchen für miese Mätzchen!« rief der Fallensteller geifernd. Er rieb sich die dunkel-fleckigen Hände und sog den Speichel ein; er lachte dabei, und das ergab ein widerwärtiges Geräusch aus Schlürfen und Glucksen.
    Dori zeigte die Krallen, aber sie erreichte ihn damit nicht, Ihre Oberarme waren mit Schlingpflanzen an den Körper gefesselt, und der heimtückische Auenplünderer ging gerade daran, ihren Körper mit weiteren Schmarotzerpflanzen einzuschnüren. Dabei mußte er sie umlaufen, denn er war mit den blutsaugenden Lianen verwachsen.
    »Hast schönes Fell, Kätzchen, mein Schätzchen!« rief er gurgelnd, und dann stieß er den Lockruf eines Kaezerichs aus. Er konnte den Laut perfekt nachahmen, darum war Dori auch darauf hereingefallen.
    Ihr sträubte sich das Nackenfell in ohnmächtigem Zorn. Ihre grünen Augen funkelten, sie bleckte die Zähne. Aber das half ihr nicht aus der mißlichen Lage.
    Der Fallensteller war vorsichtig. Offenbar hatte er Erfahrung im Umgang mit Kaezinnen und wußte, wie gefährlich sie werden konnten. Er war schlau und verstand sich meisterhaft aufs Tarnen und Täuschen. Darum war Dori auch in seine Falle getappt.
    Trotz der drohenden Gefahr, das Fell zu verlieren, empfand sie mehr Scham als Angst. Sie ärgerte sich, weil sie den Trick des Fallenstellers nicht durchschaut hatte. Und sie fürchtete sich schon jetzt vor den ätzenden Bemerkungen ihrer Gefährtinnen Cogi und Mauci.
    Dori gelang es, eine der Lianen mit den Krallen zu durchtrennen. Der Fallensteller schrie vor Schmerz auf, und Dori hoffte, daß ihn das blindwütig machen würde.
    »Ich werde es dir schon zeigen!« rief er heulend und peitschte eine weitere Liane gegen sie. »Ich hole mir dein wunderbares Fell.«
    Dori biß zu. Sie spürte, wie sich die Saugnäpfe der Schmarotzerpflanze an ihren Lippen festsogen, und es kostete sie einige Überwindung, sie nicht einfach wieder auszuspeien. Aber sie überwand ihren Ekel und biß stärker zu.
    Etwas quoll ihr in den Mund. Die abgetrennte Liane zuckte zwischen ihren Zähnen, sie spuckte den Stummel aus. Der Fallensteller schrie wiederum.
    Dori spürte, wie sich die Fessel um ihren Körper lockerte. Sie blähte sich auf, und dann machte sie sich urplötzlich ganz dünn. Sie war frei!
    So flink sie konnte, tauchte sie unter den Schmarotzerpflanzen durch, schlüpfte aus der Umklammerung und brachte sich mit einem mächtigen Satz in Sicherheit. Hinter ihr heulte der Auenräuber vor Wut und Schmerz.
    Dori kletterte auf einen Baum und versteckte sich in einer Astgabel.
    Von dort beobachtete sie, wie der Fallensteller alle seine pflanzlichen Arme ausschickte, um sie wieder einzufangen.
    Der Fallensteller war jetzt völlig entblößt. Er war ein häßlicher Gnom, breiter als groß, mit einem verhornten Schädel und kurzen, stummelartigen Armen und Beinen und Schwimmhäuten zwischen den Greifwerkzeugen. Dori konnte ganz deutlich die Triebknoten sehen, es waren ihrer Dutzende, wo die Schmarotzerpflanzen mit seinem Körper verwachsen waren.
    In seiner Verzweiflung stieß der Fallensteller immer wieder den Lockruf des Kaezerichs aus, aber nun fiel Dori natürlich nicht mehr darauf herein.
    Sie wartete einen günstigen Augenblick ab, dann sprang sie in die Tiefe. Sie landete im Nacken des abscheulichen Gnomen und verbiß sich darin, bis der Fallensteller leblos unter ihr lag.
    Die Schmarotzerpflanzen zuckten nun unkontrolliert auf der Suche nach ihrem Opfer. Aber für Dori bedeutete das keine Gefahr. Sie sprang zu einem tiefhängenden Ast hinauf, schlich diesen bis zu seinem Ende entlang und sprang von dort in die Krone des nächsten Baumes.
    Dies wiederholte sie einige Male, bis sie weit genug vom Schauplatz des Kampfes entfernt war. Dann suchte sie sich ein gemütliches Plätzchen, wo sie sich in aller Ruhe waschen und ihre Wunden lecken konnte.
*
    Närrin, die du bist, schalt sie sich selbst. Warum mußtest du auch unbedingt wie eine Verrückte dem Lockruf eines Kaezerichs nachlaufen .
    Sie mußte sich diese Selbstvorwürfe machen, um sich darauf einzustimmen, was sie von Cogi und Mauci zu erwarten hatte. Die würden Boozam gegen sie aufstacheln. Sie hatten sie ja auch gewarnt.
    Doch Dori hatte alle Warnungen in den Wind geschlagen und war dem Lockruf gefolgt. Als sie dann einen verführerisch duftenden Blütenstock erreichte und ihn als Ursprung der Rufe erkannte, hatte sie geglaubt, der scheue Kaezerich habe sich darunter versteckt.
    Buckelnd und
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