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Ein Tag und zwei Leben (Episode 1)

Ein Tag und zwei Leben (Episode 1)

Titel: Ein Tag und zwei Leben (Episode 1)
Autoren: Adriana Popescu
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hämmert an der Tür! Damian sieht mich überrascht an. Vermutlich hat er nicht mit Tobis Auftauchen gerechnet. Wie auch? Er hat ihn ganz sicher nicht eingeladen.
    »Du hast Besuch, wie es scheint.«
    Aber auch wenn er sich viel Mühe gibt – ich höre, dass er gar nicht begeistert ist, ihn jetzt gleich hier zu sehen. Dennoch versucht er, sich nichts anmerken zu lassen, während er sich von der Tür entfernt. Sofort reißt Tobi die Tür auf und sieht mich schockiert an. Er trägt Jeans und einen grauen Strickpulli, den ich ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt habe, dazu hat er eine dieser Masken aus dem Film Scream in der Hand.
    »Bist du okay?«
    Sofort nimmt er mich in den Arm. Es fühlt sich ganz anders an als bei Damian. Es fühlt sich trotzdem gut an. Es fühlt sich sicher an. Vielleicht nicht für immer, aber für diesen Moment.
    »Du siehst schrecklich aus!«
    Und er meint sicher nicht das Kostüm, auch wenn er damit nicht weniger recht hätte. Seine braunen Augen mustern besorgt mein Gesicht und ich kann mir vorstellen, wie total »sexy« mein ehemaliges Katzen-Make-up aussehen muss. Nein, so habe ich mir den Abend nicht vorgestellt. Und wenn mich jemand gefragt hätte, in wessen Armen ich am Ende stehen würde – ich hätte mein Geld nicht auf Tobi gesetzt.
    »Geht es dir denn besser?«
    Ich nicke nur zaghaft, weil ich die Frage so ad hoc gar nicht beantworten kann. Dafür müsste ich ihm erst mal erklären, was alles passiert ist. Aber noch traue ich mich nicht zu sprechen, weil meine Stimme mich verraten würde.
    »Sie hat alles ausgekotzt, was nicht gut war. Ich denke, das Gröbste ist überstanden.«
    Damian lächelt mich aufmunternd an, aber Tobi scheint von seinem Beitrag zu diesem Gespräch nicht besonders begeistert. Ganz im Gegenteil! Ich sehe, wie etwas in Tobis Blick aufblitzt und greife schnell nach seiner Hand. Aber es ist zu spät. Tobi dreht sich zu Damian und funkelt ihn wütend an.
    »Das hast du toll hingekriegt, Damian. Wirklich!«
    Dabei sollte er nicht auf ihn wütend sein, viel mehr auf mich. Ich drücke noch mal schnell seine Hand, aber manchmal hilft das nicht.
    »Lass gut sein, Tobi.«
    »Du weißt, dass sie nichts verträgt! Wieso lässt du sie so viel saufen?«
    »Ich war gar nicht dabei, ich habe es nicht mal mitgekriegt, okay?«
    Das stimmt. Damian war allerdings mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Das Bild von der vor ihm knienden Simone flackert kurz auf und ich muss den Kopf schütteln, damit es verschwindet.
    »Dabei hätte ich ausgerechnet dir etwas besseren Umgang mit Alkohol zugetraut.«
    Kopfschüttelnd zieht mich Tobi aus der Tür zurück auf den Flur. Von Simone ist nichts mehr zu sehen. Vermutlich ist sie abgehauen; vielleicht habe ich die Beziehung zwischen ihr und Damian ruiniert. Okay, nur für heute Abend, denn auch diese zwei werden sich wieder zusammenraufen. Aber heute wird wohl erst mal Funkstille herrschen. Damian folgt uns auf den Flur.
    »Wenn du was zu sagen hast, dann sag es einfach!«
    Aber ich schiebe Tobi weiter, will nicht, dass er stehen bleibt und Damians Aufforderung nachkommt. Weil ich weiß, wie weh Worte tun können und weil ich weiß, dass Tobi in seiner Wut Dinge sagen wird, die Damian direkt ins Herz treffen. Wieso die beiden immer wieder aufeinander losgehen müssen, will mir nicht in den Kopf. Sie haben in der Vergangenheit doch geklärt, wo sie stehen. Müssen die beiden das immer wieder aufrollen?
    »Bitte, Tobi!«
    Aber er lässt sich von mir nicht beeindrucken und dreht sich noch einmal zu ihm um.
    »Du spielst dich immer als ihr Beschützer auf! Als wüsstest du ganz genau, was gut und was richtig für sie ist! Der tolle Mr. Damian! Aber das mit dem Alkohol hat bei euch in der Familie ja Tradition, oder?«
    Genau das habe ich gemeint! Doch jetzt ist es auch schon zu spät und Damians Körper prallt gegen Tobis. Erschrocken weiche ich zur Seite und sehe zu, wie die beiden in eine Art Nahkampf stürzen.
    »Hört auf, ihr Idioten!«
    Als ob Männer mit einer Prügelei aufhören würden, wenn die Frau sie darum bittet. Als ob meine Worte Tobis zurücknehmen könnten. Als ob ich wüsste, wen ich gerade von wem wegzerren soll. Sie schubsen sich, klammern und versuchen dem Gegner irgendwie wehzutun. Mit dem Rücken prallt Tobi gegen ein Regal, dann stößt er Damian wütend von sich und sein Ellenbogen trifft dabei irgendwie Damians Gesicht. Endlich kommen andere Gäste dazu und trennen die beiden Kampfhähne voneinander, bevor es
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