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Ein Tag und zwei Leben (Episode 1)

Ein Tag und zwei Leben (Episode 1)

Titel: Ein Tag und zwei Leben (Episode 1)
Autoren: Adriana Popescu
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Vermutlich verdrängt er das genauso wie unseren Kuss und ...
    »Du solltest dir einen sexy Superhelden schnappen!«
    Das kann nicht sein Ernst sein! Deswegen hat er mich eingeladen? Klar, die meisten von Damians Bekannten fallen in die Kategorie gut aussehend. Weil gut aussehende Menschen sich eben mit anderen gut aussehenden Menschen umgeben. Somit ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, hier einen aufregenden Typen zu finden. Nur will ich gar keinen Superhelden.
    »Im Moment bist du doch Single, oder?«
    Ja bin ich. Daran muss er mich nicht erinnern. Tobi und ich, wir können unsere Beziehung irgendwie nicht so definieren, dass wir es länger als drei Monate am Stück zusammen aushalten. Dann streiten wir für gewöhnlich immer über alberne Dinge, werfen uns (natürlich nur verbal) Sachen an den Kopf, die wir nicht so meinen – und ich schmeiße ihn aus der Wohnung. Er schreit dann, dass er sowieso gehen wollte. Aber es dauert meistens nur ein paar Monate, dann liegt er wieder neben mir im Bett und macht Kaffee zum Frühstück.
    »Wonach wäre uns denn?«
    Damian sieht sich suchend im Raum um und reibt sich die Hände, als wären wir mit Kindern in einem Süßigkeitenparadies unterwegs.
    »Hör auf!«
    Aber obwohl ich es sage, schaue ich mir das Angebot doch mal etwas genauer an. Nicht jeder hat sich bei der Kostümierung so viel Mühe wie Damian gegeben. Manche haben sich eine Zorro-Maske umgebunden und gut ist.
    »Wie wäre es mit dem Typen da hinten?«
    Damian fixiert einen Mann, der an der Tür zur Küche lehnt und doch tatsächlich als Handwerker verkleidet ist. Nicht gerade das perfekte Kostüm für eine Halloween-Party, wenn man mich fragt. Außer man hat grauenhafte Erfahrungen mit Handwerkern gemacht … Aber eigentlich ist es doch Sinn der Sache, sich als etwas Gruseliges zu verkleiden. Wobei ich selbst da auch nur bedingt überzeuge. Und wenn, dann eher unfreiwillig.
    »Damian, bitte. Lass es.«
    »Es muss ja nicht der Mann für die Ewigkeit sein, oder?«
    Er meint es aufmunternd. Aber erstens haben Tobi und ich uns erst vor vier Tagen getrennt, und zweitens … zweitens hoffe ich vermutlich noch immer auf ein kleines Wunder … Allerdings: wann sind er und Simone und ich und Tobi mal zur gleichen Zeit getrennt?
    »Ach so.«
    Er kommt wieder auf mich zu und nimmt mich sanft in den Arm. Nein, Damians Reaktionen muss man nicht immer zwingend verstehen. Schon gar nicht, wenn er angetrunken ist. Seine Lippen streifen mein Ohr.
    »Du hängst noch an ihm, oder?«
    Er fühlt sich zu gut an. Er riecht auch zu gut – selbst jetzt, da der Zigarettenrauch und der Schweiß der tanzenden Meute sich dazu mischt. Damian wird immer einen kleinen Teil meines Herzens innehaben. Hauptsächlich deswegen, weil er damals für mich da war, als ich dachte, mein Leben würde stillstehen. Als viele nur tröstende Worte übrig hatten, aber es nicht fertigbrachten, mir dabei in die Augen zu sehen. Nur Damian war da, hat meine Hand gehalten und mir die Kraft gegeben, mich zu verabschieden. Nein, es ist unmöglich, zwischen uns zu kommen. Das werden weder Tobi noch Simone jemals schaffen! Eben weil wir immer füreinander da waren. Immer dann, wenn kein anderer da sein wollte oder konnte. Er kennt all meine Geheimnisse und ich bewahre seine bei mir. Alle kennen ihn als den lustigen Damian, der nie um einen Spruch verlegen ist, und der jede Party mit seiner Musik retten kann. Damian, der Womanizer und Charmeur. Ein Beweis dafür, wie wenig sie ihn wirklich kennen. Wie selten sie sich die Mühe gemacht haben, hinter die Fassade zu blicken, als es ihm nicht gut ging und er weinend in meinem Hausflur zusammengebrochen ist. All das ist Damian. Wie um alles in der Welt soll man sich nicht in ihn verlieben, wenn man diese verschiedenen Facetten kennt und lieb gewonnen hat?
    »Zwischen euch wird bestimmt alles wieder gut.«
    Er fährt mir über den Rücken und ich halte mich an ihm fest. Während er über Tobi spricht, schlägt mein Herz so heftig gegen meine Brust, dass er es auch spüren muss.
    »Und wenn nicht, dann ist er ein kompletter Idiot.«
    Seine Stimme verändert sich ein bisschen, klingt etwas bitter und fast wütend. Er mag Tobi nicht besonders, nimmt ihn nicht in Schutz, wenn er Mist gebaut hat, und ich ihm dennoch eine zweite Chance geben will. Manchmal frage ich mich, wieso sich die beiden nicht mögen? Aber dafür sind sie vermutlich zu unterschiedlich. Tobi arbeitet im gleichen Club, in dem Damian manchmal auflegt, an
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