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Ein Tag und zwei Leben (Episode 1)

Ein Tag und zwei Leben (Episode 1)

Titel: Ein Tag und zwei Leben (Episode 1)
Autoren: Adriana Popescu
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bereit bin, ihm meine Gefühle zu verraten.
    »Einen Cuba Libre vielleicht?«
    Wenn Edward Cullen mal sehen will, wie echte Vampire Frauen verführen, dann sollte er auf diese Party kommen. Damians Lächeln und seine strahlenden blauen Augen machen die Entscheidung zu einfach – und so gebe ich schließlich nach. Ein Drink wird mich nicht umbringen; bis ich in einigen Stunden hinters Steuer klettere, wird sich der Alkohol in meinen Adern schon wieder abgebaut haben. Hoffe ich wenigstens … Als Belohnung dafür, dass ich die Frage ganz offensichtlich richtig beantwortet habe, küsst mich Damian auf die Wange. Zumindest war das sein Ziel, aber da er nicht mehr ganz nüchtern erscheint, landen seine Lippen irgendwo zwischen Wange und Lippen, wobei ein Stromschlag durch meinen Körper schießt. Wie damals, als Simone ihn vor die Tür gesetzt hat und er auf meiner Couch übernachten musste. Wir hatten viel getrunken und waren beide melancholisch. Der Kuss dauerte vermutlich nur drei Sekunden, aber in meiner Erinnerung waren es drei Stunden … und das Kribbeln in meinem Bauch kehrt auch jetzt noch zurück. Obwohl wir beide danach lachen mussten und es als einmaligen Ausrutscher abgetan haben. Vermutlich hat Damian den »Unfall« schon längst wieder vergessen. Anders als ich. Gut, ich habe auch unseren anderen einmaligen Ausrutscher nicht vergessen. Wie könnte ich auch? Es war der beste Sex meines Lebens! Für ihn vermutlich nur ein One-Night-Stand mit einer Freundin. Seiner besten Freundin.
    Er reicht mir meinen Drink und ich bin jetzt doch sehr froh, nicht auf Alkohol verzichtet zu haben, denn diese Erinnerungen sind viel zu lebendig in meinem Kopf. Wir beide, in seinem Bett, damals noch in der WG mit Hannes. Wir mussten leise sein, weil es keine Türen und nur Vorhänge zwischen den einzelnen Zimmern gab, aber irgendwann war uns das beiden reichlich egal. Weder er noch ich waren damals betrunken. Nur einsam.
    »Auf einen tollen Abend!«
    Damit prostet Damian mir mit seinem Bier zu und legt den Arm um mich. In meinem ganzen Leben gab es nur zwei Orte, an denen ich mich geborgen gefühlt habe: in dem Schuppen hinter dem Haus meiner Eltern, den ich mit Kissen, Lichterketten und Postern zu meinem Refugium umgebaut hatte – und in Damians Armen.
    »Ich finde es toll, dass du gekommen bist. Ohne dich wäre die Party einfach irgendwie öde.«
    Ich lehne mich in seine Umarmung und bin fast versucht, ihm zu glauben. Aber wenn ich mir die Vielzahl an Frauen in sehr engen oder knappen – wahlweise auch gerne beides – Kostümen ansehe, dann frage ich mich, was ich hier eigentlich soll? Die Musik ist laut, die Gespräche werden geschrien, beim Tanzen imitieren die Damen Miley Cyrus’ sexy Dancemoves, während die Herren sich für Justin Timberlake halten. Ich tanze nicht besonders gut, ich trinke nicht viel, und für ein tiefsinniges Gespräch bei Kerzenschein hat mich Damian sicherlich nicht eingeladen.
    »Kennst du all diese Menschen?«
    Meine Frage amüsiert ihn ohne Zweifel, denn er bricht in schallendes Gelächter aus und schüttelt den Kopf.
    »Nie im Leben! Ich habe einfach ein paar Leuten gesagt, sie sollen Freunde mitbringen. Hübsche Frauen sind besonders gerne gesehen.«
    Er zeigt mit der Hand auf die volle Tanzfläche/Wohnzimmermitte, wo sich wirklich einige sehr hübsche Exemplare tummeln.
    »Es hat funktioniert!«
    »Damian ...«
    »Jaja, ich weiß, ich bin vergeben.«
    Das ist er. An Simone. Mal wieder. Aber diesmal will er sich wirklich ins Zeug legen, hat er gesagt. Diesmal will er, dass es funktioniert, hat er gesagt. Dabei zweifelt er an jedem Schritt und fühlt sich schon eine kleine Weile nicht mehr besonders wohl, wenn er mit ihr zusammen ist. Das kann ich verstehen, denn ich mag sie nicht ausgesprochen gerne. Aber das kann und werde ich ihm nicht sagen, weil ich dann zugeben müsste, dass ich eifersüchtig auf sie bin. Dabei will ich das gar nicht sein. Ich will, dass Damian glücklich mit ihr ist. Blöd nur, dass er genau das nicht ist.
    »Aber du kennst sie doch. Heute ist sie lieber ins Climax gegangen als hier zu sein. Weil der Freund einer Freundin auflegt.«
    Das Climax, ein angesagter Club im Herzen Stuttgarts, ist der Ort, an dem er Simone kennengelernt hat – und auch lieben gelernt. Begleitet von einem kleinen Rausch und guter Elektromusik hat er sie an der Bar gesehen und sie so lange angesprochen, bis sie mit ihm ausgegangen ist. Seitdem führen die beiden das, was man unter normalen
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