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Ein Tag und zwei Leben (Episode 1)

Ein Tag und zwei Leben (Episode 1)

Titel: Ein Tag und zwei Leben (Episode 1)
Autoren: Adriana Popescu
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Umständen eine Beziehung nennen würde. Nur glaubt Damian nicht an Beziehungen – was hauptsächlich an den Erfahrungen in seinem Elternhaus liegen könnte.
    »Vielleicht kommt sie ja noch.«
    Was ich nicht hoffe, aber was sonst soll ich sagen? Die Wahrheit? Dass ich denke, sie wird sich auch heute wieder zudröhnen und dann bis in die Morgenstunden irgendwo auf dem Schlossplatz tanzen? Außerdem will ich nicht, dass sie herkommt. Ich muss Damian schon mit den ganzen Schönheiten teilen. Wenn seine Freundin auch noch hier ist, dann habe ich gar keine Chance mehr, den Abend zu genießen.
    »Komm. Lass uns tanzen!«
    Als würden sich unsere Sorgen in Luft auflösen, wenn wir unsere Körper zur Musik bewegten. Wenn wir es aber nicht probieren, werden wir es auch nie erfahren. Obwohl ich besorgt bin, die Hälfte meines Drinks über den Boden zu verteilen, folge ich ihm und starte zaghafte Tanzbewegungen. Damian sieht das um einiges entspannter, denn er tanzt ausgelassen, seine Bierflasche fest in der Hand, als gäbe es kein Morgen mehr. Er ist auch ein ganz passabler Tänzer, was natürlich auch die Aufmerksamkeit einer blonden Schönheit neben uns in einem Batgirl-Kostüm auf uns zieht. Damian zwinkert ihr kurz zu und schon bricht in mir wieder ein Stück ab. Soviel zur Exklusivität.
    »Hi Damian, ich hatte gar keine Zeit, mich für die Einladung zu bedanken!«
    Sie schreit es ihm ins Gesicht und ihre Augen verraten, dass auch sie bereits heftig angetrunken ist. Klar, betrunkene Superheldinnen – gegen die habe ich keine Chance!
    »Kein Ding! Wünsche dir viel Spaß, Linda!«
    »Du bist wirklich der Hammer, ehrlich!«
    Sie ist schon sehr angetrunken, denn ihre Schritte sind eher unfreiwillig Tanzschritte. Um das Gleichgewicht zu halten, hakt sie sich bei Damian an, der sie besorgt ansieht.
    »Hey hey, alles okay?«
    »Jaja. Mir ist nur ein bisschen schwindelig.«
    Der älteste Trick der Welt: Schwindelgefühle vortäuschen, eine Schulter zum Anlehnen erschleichen und sich dann von ihm versorgen lassen. Und wenn ich »versorgen« sage, meine ich das, was dieses Wort zwischen den Zeilen aussagt.
    »Vielleicht solltest du dich setzen.«
    Sie dreht sich zu mir, als hätte sie just in diesem Moment bemerkt, dass es mich auch noch gibt. Dabei mustert sie mich aus ihren glasigen Augen von Kopf bis Fuß.
    »Was soll das Kostüm darstellen? Einen Waschbären?«
    Sie mag betrunken sein, aber sie ist auch im nüchternen Zustand ohne Zweifel eine Zicke!
    »Catwoman.«
    Es platzt so aus mir heraus, weil mir keine bessere Beschreibung für mein Kostüm einfällt. Nicht auf die Schnelle. Und weil Catwoman cooler ist als Batgirl. Auch wenn man meine Brüste unter dem kuscheligen Outfit nur erahnen, ihre in ihrem hautengen Anzug dagegen nicht übersehen kann. Sie kichert und dreht sich zu Damian, als würde er ebenfalls über den Witz lachen. Aber er nickt nur und lächelt. Ganz so, als wäre Catwoman die perfekte Erklärung für mein Kostüm. Alle hier wissen, dass dem nicht so ist.
    »Die ist ja der Knaller.«
    Noch immer hängt sie an Damians Arm und haucht ihren Kommentar in sein Ohr, aber natürlich in einer Lautstärke, bei der sie sicher sein kann, dass auch ich ihn höre.
    »Linda, vielleicht magst du dich ja mal an die frische Luft setzen.«
    »Nein, nein, mir ist gar nicht mehr schwindelig.«
    Sie lächelt Damian verträumt an und schmiegt ihre Brüste und den Rest des Körpers verführerisch an ihn.
    »Aber mir!«
    Damit löst er sich aus der vermeintlichen Umarmung und schiebt Linda etwas von sich.
    »Viel Spaß mit dem Waschbär, Damian!«
    Entrüstet stiefelt sie davon, um binnen weniger Minuten vermutlich am Hals eines anderen Superhelden zu enden. Damian verdreht leicht genervt die Augen und grinst mich an.
    »Als wäre das eine Single-Börse!«
    Aber genau das ist es. Und genau das hat er mit dieser Party doch auch beabsichtigt – oder etwa nicht?
    »Ich dachte, das wäre der Gedanke dahinter?«
    »Viele kostümierte, betrunkene Menschen in einen Raum mit guter Musik zu sperren und zu sehen, welche Krankenschwester mit welchem Werwolf nach Hause torkelt?«
    »Ist das nicht allgemeingültige Umschreibung von Halloween-Party?«
    Er vergisst ganz offenbar, wie viele Fasching-Parties wir zusammen erlebt haben. Wie oft ich ihn im gleichen Kostüm als Cowboy – um das Klischee zu erfüllen! – mit Prinzessinnen, Wonderwomen, Vampir-Ladies, Marienkäfern, Hexen und eben Catwomen schon nach Hause habe gehen sehen.
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