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051 - In den Katakomben des Wahnsinns

051 - In den Katakomben des Wahnsinns

Titel: 051 - In den Katakomben des Wahnsinns
Autoren: Larry Brent
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    Ihr Mund war zum Schrei geöffnet, doch kein Ton kam über ihre Lippen.
Eisiges Entsetzen packte sie, als der Mann, dem sie sich anvertraut hatte,
plötzlich zu einer Bestie wurde.
    Der blitzende Dolch stieß mit voller Wucht auf sie herab und bohrte sich
genau zwischen ihre Brüste. Hart und brutal.
    Joan Rowley starb unter den Händen eines Mannes, der sich Dr. Henry Fond
nannte. Er unterhielt in der Stadt eine Praxis als Psychotherapeut und führte
eigentlich einen ganz normalen Lebenswandel.
     
    ●
     
    Die alte Frau erschrak, als sie das Gesicht am dunklen Fenster sah.
    »Ann?« Angsterfüllt und zitternd kam der Name über ihre Lippen.
    Da war das Gesicht schon wieder verschwunden.
    Die Alte trippelte zum Fenster und riss es auf.
    » Ann !«, hallte ihre Stimme durch
die Nacht. Aber niemand gab Antwort.
    »Es kann nicht sein«, flüsterte die Frau und eilte zur Tür. »Sie kann doch
nicht mehr kommen! Mein Gott, ich werde doch nicht wahnsinnig?« Die Nacht war
finster. Kein Stern zeigte sich am Himmel. Dicke, dunkle Wolken lagen über dem
Land. Es würde bald regnen. Die Alte rannte aus dem Haus und lief über den
sandigen Weg zum Friedhof, der nicht weit von ihrer Wohnung lag.
    Das große Tor war um diese Zeit verschlossen. Aber an der Seite, hinter der
Mauer, war der flache Zaun schadhaft. Die Frau zwängte sich durch die Spalte
und lief in die Dunkelheit.
    Sie sah die kleine, düstere Kapelle, die dunklen Grabsteine, die Erdhügel,
Büsche und Bäume. Sie fürchtete sich nicht, allein um diese Stunde auf dem
Friedhof des kleinen Dorfes zu sein. Ihr ganzes Denken war ausgeschaltet. Sie
folgte in dieser Sekunde nur einem einzigen Trieb: sie wollte noch einmal das
Grab ihrer Tochter sehen. Dann stand sie davor. Schlichte, einfache Buchstaben
zeigten den Namen der hier zur letzten Ruhe Bestatteten.
    ANN MULLER
    Das gepflegte Grab war unberührt und Ann Muller lag in ihrem Sarg. Ihr
Körper musste nach vier Jahren schon in Verwesung übergegangen sein ... Doch
ihr Gesicht vorhin – am Fenster – es hatte sich bewegt, es hatte in die Stube
gestarrt, in der sie so oft gesessen ... Die Alte wandte sich ab. Ein Schauer
lief über ihren Rücken. Konnten Menschen, von denen man genau wusste, dass sie
tot waren – wiederkommen ?
     
    ●
     
    Er taumelte plötzlich zurück, sah die blutüberströmte Leiche zu seinen
Füßen und schien erst in diesen Sekunden zu begreifen, was da eigentlich
geschehen war.
    Doch seine dunkelgrauen Augen blieben kalt und unpersönlich. Er empfand
weder Reue noch Angst, dass die ungeheuerliche Tat entdeckt werden könne.
    Mit ruhiger Hand legte er die Mordwaffe auf den Tisch, holte aus einem
alten, klobigen Eichenschrank eine Plane, wickelte die Leiche darin ein und
schleppte sie zu dem dunklen Kombifahrzeug, das draußen neben der Garage stand.
    Düster erhoben sich die gewaltigen Eichen und Buchen in dem verwilderten
Garten. Das abseits gelegene Landhaus Fonds war von der Straße her, die nur
knapp einhundertfünfzig Meter entfernt lag, nicht zu sehen.
    Drei Minuten später fuhr der Psychotherapeut davon. Der ratternde Motor
unterbrach die Stille des Abends.
    Fond benutzte einen schmalen, lehmigen Feldweg. Ohne nach links oder rechts
zu sehen, passierte er die brachliegenden Wiesen und Äcker. Er erreichte eine
stille, dunkle Straße, die mitten durch einen Wald führte. Als die freie Ebene
sich wieder vor ihm ausdehnte, hatte er gerade drei Kilometer zurückgelegt.
    Er sah das dunkle, altmodische Haus mit den spitzen Giebeln vor sich. Ein
Überbleibsel aus dem letzten Jahrhundert.
    Zahlreiche Fachwerkbalken schimmerten zwischen einer Gruppe mächtiger Bäume
hindurch. Der Weg führte hügelan. Zu dem abseits gelegenen und unbewohnt
scheinenden Haus gehörte eine ausgedehnte Wiese, die bis an den unbefestigten
Weg heranreichte. Ein Gatter, etwa hüfthoch, das mit einem Stacheldrahtverhau
versehen war, umschloss die riesige Wiesenfläche.
    Das Kombifahrzeug ruckelte den Hügel hinauf. Dr. Fond hielt an. Er hatte
einen Schlüssel in der Tasche, mit dem er das über drei Meter hohe, schwere Tor
aus groben Balken öffnen konnte. Knarrend schob er die beiden Seiten zurück und
fuhr bis an das Haus heran.
    Alle Fensterläden waren geschlossen. Kein Geräusch drang aus dem Haus.
    Fond schob den verrosteten Riegel vor einer Tür zurück, die zum Keller
führte. Dumpfe, modrige Luft schlug ihm entgegen. Düster zeichneten sich die
kahlen, rohen Wände ab.
    Er holte die Leiche, schleppte
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