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1576 - Die Leichengasse

1576 - Die Leichengasse

Titel: 1576 - Die Leichengasse
Autoren: Jason Dark
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Die beiden Männer hatten einen Teil ihres Jobs erledigt und einen toten Mann abgeholt. Es war eine nicht eben stark bewohnte Gegend, und das Haus, das sie hatten anfahren müssen, stand recht einsam. Um es zu erreichen, hatten sie sich den Weg durch einen Vorgarten bahnen müssen. In ihm wuchsen hohe Bäume, und hätte es kein Licht hinter den Fenstern gegeben, wäre das Haus gar nicht zu sehen gewesen.
    Brian Penn setzte sich hinter das Steuer.
    Die Nacht hatte einen Vorteil. Auf den Straßen herrschte nicht mehr viel Verkehr. Sie würden gut durchkommen, zur Firma fahren, den Toten dort in eine Kühlbox legen und in den kleinen Kantinenraum gehen, um dort die Zeit totzuschlagen.
    Falls nicht noch eine Fuhre anfiel.
    Ihr Chef stand vierundzwanzig Stunden bereit, und das wurde auch ausgenutzt. Besonders von Altenheimen. Da starben viele Menschen.
    Das war auch hier der Fall gewesen. Sie hatten den Mann aus einem Heim geholt, das so einsam lag und wo sich die Menschen schon zu Lebzeiten begraben fühlen konnten.
    Brian Penn wollte gar nicht daran denken, dass es ihm irgendwann auch so ergehen könnte.
    Die Zufahrtsstraße war mehr eine Piste, über die sie fahren mussten, und so manches Mal wichen sie Schlaglöchern aus.
    Penn fuhr konzentriert, während Jack Benson neben ihm saß und die Augen geschlossen hielt.
    »He, schlaf nicht ein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich sonst auch müde werde.«
    »Soll ich das Radio anstellen?«
    »Nein.«
    »Was willst du dann?«
    »Dass du nicht einschläfst, Mann.«
    »Meine Güte. Hast du wieder eine Laune.«
    Penn lachte. »Darauf bin ich auch stolz. Und ich freue mich schon auf das Wochenende.«
    »Warum?«
    »Dann habe ich frei und lasse die Sau raus.«
    Benson grinste. »Wie machst du das denn?«
    »Indem ich mich volllaufen lasse. Ich habe mich mit ein paar alten Spezis verabredet. Wir lassen mal wieder richtig die Puppen tanzen. So wie früher. Da sind dann Leichen kein Thema.«
    »Und was sagt dein Weib dazu?«
    »Meine Frau ist bei ihrer Mutter. Sie wird dort ein langes Wochenende verbringen.« Er rieb seine Hände. »Freie Bahn wie in alten Zeiten.«
    »Viel Spaß.«
    Brian Penn nickte. »Werde ich haben. Und was hast du vor?«
    »Keine Ahnung. Ich lasse alles auf mich zukommen. Vielleicht schlafe ich viel. Kommt ganz darauf an, wie das Wetter wird. Aber das wird sich noch alles ergeben.«
    »Klar.«
    Es war eine ziemlich dunkle Nacht. Sie passte nicht in den Sommer. Seit Tagen schon waren die Temperaturen gesunken. Viel zu kalt für diese Jahreszeit, und es war noch der viele Regen hinzugekommen.
    In dieser Nacht regnete es nicht. Nur hing der Himmel voller Wolken, und irgendwelche Lichter gab es nicht in ihrer Nähe. Nur in der Ferne lag eine helle Glocke über der Millionenstadt London, in die sie zum Glück nicht fahren mussten.
    Ihre Firma lag in einem kleinen Ort am Rande der Stadt. Dort gab es noch eine Schreinerei, in der die beiden ab und zu - wenn sie Tagdienst hatten, und nichts zu tun war - Hilfsarbeiten durchführen mussten.
    Jack summte ein Lied vor sich hin und konzentrierte sich dabei auf die Straße, über die das bleiche Licht der Scheinwerfer wanderte.
    Um sie herum breitete sich Brachland aus. Zumeist feuchte Wiesen und mit Sträuchern und hohen Gräsern bewachsenes Terrain, um das sich niemand kümmerte.
    Bevor sie ihr Ziel erreichten, senkte sich die Fahrbahn, und sie mussten unter einer Brücke hindurchfahren. Über ihnen rollte der Regionalverkehr zwischen London und der Südküste.
    »Und wenn ich ein paar Monate arbeitslos bin, ich habe keinen Bock mehr auf den Job.« Jack Benson nickte sich selbst zu, als wollte er sich bestätigen.
    »Du wirst dich noch nach der Leichenfahrerei zurücksehnen«, erklärte Penn.
    »Sollen wir wetten?«
    »Lieber nicht.«
    Das Fernlicht erfasste bereits die Brücke.
    Wie ein hoher Wall baute sich die Böschung mit den Geleisen vor ihnen auf. Tagsüber fuhren zahlreiche Züge über die Strecke. In der Nacht war es dagegen ziemlich ruhig.
    Der Leichenwagen schaukelte über einige Unebenheiten hinweg, bevor sie den kurzen Tunnel durchfuhren. Das Licht strahlte hindurch und malte ein helles Gebilde auf die Fahrbahn.
    Hinter der Brückendurchfahrt führte die Straße wieder leicht bergauf. Es war alles normal, und keiner der beiden dachte an etwas Böses.
    Die Überraschung traf sie wenig später.
    Plötzlich erfasste das Licht ein Hindernis.
    Es sah im ersten Augenblick aus wie ein Kasten und stand quer auf der
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