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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Autoren: Gaby Köster
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getan.«
    Je mehr ich über diesen Satz nachdenke und je häufiger ich ihn lese, fällt mir aber auch auf, dass sich hinter diesem Satz noch eine zweite, große und weite Bedeutungsebene befindet. Denn »verdammt weh getan« hat so vieles in meinem Leben. Das fängt natürlich bei der Geburt an, aber daran kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern! Oder haben wir das aus unserem Bewusstsein verdrängt? Sozusagen die erste amtliche Verdrängung? Interessant ist doch, warum man so viele schmerzhafte Erlebnisse verdrängt? Sind wir das Ergebnis aus Umwelt, Vererbung und sozialer Intelligenz? Oder ziehen wir aus unserem täglichen Leben und seinen vielschichtigen Ereignissen keine Konsequenzen? Will sagen: Wenn ich mich scheiden lasse, weil meine Beziehung zu meinem Mann nicht mehr funktioniert, werde ich dann in meiner nächsten Beziehung aus meinen Fehlern gelernt haben und nur noch glücklich sein? Was, wenn nicht? Keine Angst, ich werde hier keinen Rosenkrieg ausbreiten. Meine Scheidung geht niemanden etwas an, auch wenn die Boulevardpresse von Bild bis Express das sicher anders gesehen hat. Damit das klar ist: Ich werde hier gar nicht über meine Liebesbeziehungen zu den Männern in meinem Leben reden, weil ich diesen privaten Teil für mich behalten werde. Ich weiß, dass viele Menschen während meiner Abwesenheit vom öffentlichen Leben den einen oder anderen Namen in irgendeiner drisseligen Illustrierten gelesen haben. Und ja, ich hatte eine Beziehung zu einem Mann vor dem 8. Januar. Aber sie ist von den Ereignissen aufgefressen worden und mehr will ich dazu nicht sagen. Kann ich auch nicht, ohne ungerecht zu werden. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Mann kennengelernt, Sie sind verliebt und dann passiert ein so urgewaltiger Schicksalsschlag mit so einschneidenden Konsequenzen, dessen Folgen Sie überhaupt nicht für fünf Cent überblicken können. Oder wollen. Oder beides. Und möchten noch dazu. Nein, da werde ich mich nicht zu irgendwelchen moralinsauren Anschuldigungen oder Bewertungen hinreißen lassen. Und meine Wäsche – schmutzig oder nicht – wasche ich alleine zu Hause, liebe Freunde der gepflegten Indiskretionen! Das gebührt der Anstand und meine gute Erziehung. Außerdem: Ich werde in diesem Buch schon genug private und intime Sachen sagen, die verdammt nochmal sehr ehrlich sind und die ich mir wahrlich schwer abgerungen habe. Unbequeme Wahrheiten, vor denen ich mich bisher gefürchtet habe, aber von denen ich wusste, dass sie tief in mir schlummerten. Die ich verdrängt habe und auf keinen Fall ausgesprochen habe. Jedes Mal, wenn diese Wahrheiten aufgetaucht sind und ich sie wirklich ausgesprochen oder aufgeschrieben habe, haben sie mich verletzt, traurig, wütend, machtlos und verzweifelt gemacht. Und erleichtert. Mich auch oft wieder ins Gleichgewicht gebracht. Sie haben mir Mut gemacht, den Tatsachen ins Auge zu sehen, egal, ob ich davon begeistert war oder nicht.
    Wie oft liest man solche Bücher wie dieses hier und fragt sich, ob nicht zu dick aufgetragen wurde. Ob auch alles so stimmt oder sich etwas dazugemischt hat in vielen Erlebnissen, was aber wie in einer Art »Stille-Post-Effekt« entstanden ist und somit ein fester Bestandteil einer Begebenheit wurde. Sie wissen schon, was ich meine. Jeder von uns kennt diese Geschichten aus der Familie, die im Laufe der Jahre lustiger wurden, als sie vielleicht waren. Schwer zu sagen. Ja, wahrscheinlich ist alles in diesem Buch wahrhaftig wahr. Und ein klitzekleines bisschen wird auch mal gelogen. Obwohl … – gelogen ist auch nicht wirklich wahr. Gelogen ist nicht wahr, sondern auch wieder ein bisschen gelogen. Wie kann ich es besser umschreiben? Sagen wir besser: Ab und zu hab ich ein wenig gemauschelt? Die Erinnerung verklärt und wohlwollend mit humoristischem Cockpitspray aufgehübscht? Ja, kann sein. Vieles kann nicht mehr eindeutig geklärt werden, weil die Schönfärberei der Vergangenheit entsteht, damit die Narben, Wunden und nicht so schöne Erfahrungen im Nachhinein besser verheilen und nicht so wehtun. Und das Schöne soll eben noch heller strahlen! Machen wir das nicht alle? Je älter wir werden, je mehr wir erlebt haben und je bitterer uns klarwird, dass wir unsere Unbeschwertheit längst an die unbarmherzig vorrückende Zeit verloren haben? Woher kommen denn die ganzen Sprüche der über Fünfundvierzigjährigen: »Wir waren arm, aber glücklich!« – »Wir hatten kein Spielzeug – brauchten wir auch
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