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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Autoren: Gaby Köster
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und -restaurierung, oder was?
    Naja. Das ist so eine Sache. Nur zu gerne mogelt uns unser Unterbewusstsein eine angenehmere oder lustigere Variante einer Szene unter. Kennen wir alle. Ich habe mir echt Gedanken gemacht, ob alles auch hundertprozentig stimmt. Aber hundertprozentig kann ich das eben auf keinen Fall garantieren, das wäre ja auch sowieso blödsinnig. Es gibt immer zwei Seiten einer Geschichte. Aber meiner Meinung sollte es auch gar nicht um die hundertprozentige Wahrheit meines ersten Kindergartentages gehen! Sehen Sie es doch mal so: Wenn alternde Rockstars der sechziger/siebziger Jahre ihre Memoiren schreiben, ich bitte Sie! Leute wie Keith Richards sind über 10 Jahre im tiefsten Drogennebel verschollen gewesen, woran wollen die sich denn bitte da genauestens erinnern? Amüsante Vorstellung, aber nicht sehr realistisch. Egal. Ich lese solche Biographien trotzdem sehr gerne! Weil es nicht um historisch akkurate, genau dokumentierte und wahre Erinnerungen geht, sondern darum, sich ein Gesamtbild von dem Menschen zu machen. Das Gelesene im eigenen Hirn zu einer eigenen »Komposition« zu verschmelzen. Sich hineinzuversetzen in Situationen, Gedanken und Ansichten eines anderen Menschen, für den man Interesse, bestenfalls Sympathie oder aber manchmal vielleicht sogar Abscheu und Ekel empfindet. Das sind eben alles echte Emotionen. Das ist es, warum ich dieses Buch schreibe. Weil ich Emotionen wecken will. Bei mir und Ihnen, den Lesern. Ich versuche »uns« klarzumachen, was mit mir passiert ist und warum.
    Angeblich ist das ja mit den sogenannten Promi-Biographien so: Sie leben davon, dass sie angeblich drei Fragen beantworten, als da wären: Wo kommt die Person her? Hat sie ein dunkles Geheimnis? Mit wem war sie im Bett? Tja, liebe Freunde des gepflegten Tratschboulevards, da muss ich schon mal vorwarnen: Ich komme aus dem Bauch meiner Mutter, mein dunkles Geheimnis ist wahrscheinlich mein leichter Hang zur permanenten Zwangsakquise von elektronischen Unterhaltungsgeräten, und mit wem ich im Bett war, werde ich Ihnen bei aller Liebe nicht auf die Nase binden. Weil es uns nicht weiterbringen wird, ganz ehrlich. Also vergessen Sie diese Art von Biographie und folgen Sie mir lieber auf einigen Trips in die Vergangenheit. Denn eines war mir schon vor dem Schreiben klar: Ich kann nicht meinen neuen Lebensabschnitt beginnen, wenn ich nicht den alten aufgearbeitet habe. Ich muss nach vorne gucken, in die Zukunft. Wenn ich mich aber permanent nach hinten umdrehe, weil ich eigentlich nicht so wirklich nach vorne will, dann werde ich mich nach kurz oder lang wieder voll auf die Schnauze legen. Das will ich nicht. Seine Zappeleminenz, Lord Schlauchbootlippe alias Mick Jagger hat das mal so ausgedrückt: »I have no interest in recreating the past.« Will sagen, er möchte seine Geschichte beziehungsweise seine Vergangenheit nicht permanent neu erleben oder von anderen darauf reduziert werden. Weil
er
sie ja schon kennt. Das kann ich gut verstehen. Es ist gut, neue Wege zu suchen und zu gehen.
    Ich muss auch einen neuen Weg finden, meine Straße des Lebens neu entdecken, gestalten und anlegen. Sollte dieses Buch mir und irgendeinem Menschen helfen, sich hierfür neu zu motivieren, dann habe ich mein Ziel erreicht. Was immer auch andere denken und schreiben werden über dieses Buch: Ich hoffe einfach nur, dass jeder Leser sich von diesem Buch in irgendeiner Art inspirieren lässt. Was immer auch dabei herumkommen mag. Die Gedanken sind frei.
    So, das hätten wir also schon mal geklärt. Bleibt nur noch die Frage, warum Till Hoheneder dieses Buch mit mir geschrieben hat. Das hat viele Gründe. Ich kann wegen der gelähmten Hand nicht wirklich gut und effizient tippen. Und schnell schon mal gar nicht. Also war mir klar, dass ich jemanden brauche, der mir sehr beim Schreiben hilft. Aber diese Person würde persönliche, sehr intime Dinge von mir erfahren. Das war mir – schon beim reinen Nachdenken darüber – sehr unangenehm. Es musste also jemand sein, der mir nahe und vertraut war. Der sich mit bekloppten Künstlerhirnen auskennt. Der mit meinem Stil klarkommt, und eine für mich moralisch integere Person ist. Der aus den kostbaren Blumen, die ich teilweise unter harten Entbehrungen auf meiner Erinnerungswiese gepflückt habe, einen wunderschönen Strauß binden kann. Und am besten auch noch Künstler und mein Freund ist … und wenn es geht mit dem Sternzeichen Schütze! Ha! Es musste einfach Till sein, denn
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