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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Autoren: Gaby Köster
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nicht, das haben wir uns aus Holz geschnitzt, das reichte uns!« – »Natürlich haben Eltern auch mal zugeschlagen – na und? Hat uns auch nicht geschadet!« Und so weiter, tatütata! Selbst ich habe mich schon sagen hören: »Ich habe mich kaputtmalocht als Jugendliche und in einem Drecksloch gewohnt, aber – was war das für eine tolle Zeit! Wir waren so frei und glücklich!« Ach, ja? Komm, jetzt mal Butter bei die Fische und Sahne an den Pansen: Kennen wir doch alle, die Sprüche. So oder so ähnlich. Von uns und anderen. Ich gebe Ihnen mal einen guten Tip: Schauen Sie sich Ihren Lieblingsfilm von vor 20 Jahren noch mal an. Genau! Den Film, aus dem Sie immer so gerne zitieren und allen erzählen, wie wahnsinnig lustig der ist. Ganze Szenen haben Sie doch auf Partys aufgeführt! Aber ich warne Sie – es könnte sehr gut sein, dass Sie sehr enttäuscht vor der Kiste sitzen werden und sich fragen, wie Sie diesen Film nur so lustig finden konnten? Ich kann es Ihnen sagen: Weil es eine andere Zeit war. Weil Sie ein anderer Mensch waren und Ihre Lebensumstände sich geändert haben. Und jetzt bloß nicht die nächsten abgedroschenen Sprüche aus der Phrasenschatulle aller redseligen VIP s servieren: »Ich habe mich nicht verändert durch mein Geld und meinen Ruhm! Ich bin immer noch dieselbe wie vor zehn Jahren!« Ja, natürlich! Nur mit dem Unterschied, dass man eben nicht mehr arm ist und als eventueller Konsumjunkie den halben Staatshaushalt von Burkina Faso für Klamotten, Schmuck und Autos oder wofür auch immer verballern kann. Aber verändert haben Sie sich natürlich nicht. Se-helbstverschtändlich, jawoll! Dass ich nicht lache.
    Leute, ich bin kein Millionär und weiß trotzdem ganz genau, dass ich mich verändert habe: Erfolg und Ruhm verändern einen Menschen, und selbst wenn sie das nur in einem Ausmaß schaffen, der persönlich dank Betriebsblindheit nicht so große Konsequenzen für einen selber hat, dann schaffen sie es eben indirekt. Über deine Mitmenschen. Das geht ganz einfach! Zwei Beispiele: Wenn man viel Geld hat und ein altes, kleines Auto fährt, ist man als »Promi« entweder »bodenständig«, »cool«, »spießig« oder »geizig«! Vielleicht auch »lustfeindlich«. »Interesselos und ohne Spaß am Leben.« Stop, halt mal! Es ist doch nur ein dummes Auto! Wie groß darf mein Haus sein, ohne Neid hervorzurufen? Kennen Sie das? Sie gehen durch die Stadt und jemand grüßt Sie. Völlig in Gedanken übersehen Sie den Menschen und gehen grußlos weiter. Wenn mir das passiert, bin ich für viele einfach nur arrogant oder ein hochnäsiger Star, der »keinen« mehr kennt. Ich darf mich auch nicht über solche Begebenheiten beschweren, sonst sagen die anderen gleich: »Die hat es gerade nötig, sich zu beschweren! Hängt mit dem Arsch in der Butter, macht da ein bisschen Tralala inner TV -Kiste und flaniert vormittags, wenn alle arbeiten müssen, shoppend durch die Stadt. Handy am Ohr, zehn Tüten in der Hand und Auto im Parkverbot.« Ja sicher, alles klar! Und was ist hiermit: Ich habe schon früher immer im Parkverbot gestanden! Selbst, als ich es mir nicht leisten konnte, habe ich einen Euro ausgegeben, obwohl ich nur fünfzig Cent in der Tasche hatte. So sieht es doch mal aus! Aber egal, alles in allem beschwere ich mich lieber mal nicht. Und behaupte auch nicht, mein beruflicher Erfolg hätte mich nicht verändert. Hat er ja doch! Von Gerda Strappschweskilaczki will kein Verlag ein Buch herausbringen, obwohl ihr Leben vielleicht noch verrückter ist als meins. Weil Gerda immer Gerda geblieben ist? Wohl kaum. Ich glaube, alle verändern sich. Immer. Ein Arschloch bleibt meistens ein Arschloch, mit oder ohne Geld. Der Schlüssel liegt ganz woanders: Unsere Veränderungen, wollen wir sie wahrhaben, annehmen und akzeptieren? Nach ihren Ursachen forschen? Ich sage Ihnen mal zwei Sätze, die ich noch nie begriffen habe und die ich sehr erschreckend finde: »Ich bereue nichts! Wenn ich noch mal leben könnte, ich würde alles noch mal so machen!« Gut nur, dass man nur einmal lebt und den Beweis für diese Aussage somit schuldig bleiben kann. Vieles in meinem Leben hat wehgetan, aber ich kann mich nicht an alles erinnern. Oder ich will mich nicht an alles erinnern. Ich verspreche dem Leser dieser Zeilen allerdings eines hoch und heilig: Ich werde versuchen mich zu erinnern, egal wie weh es tut. In meinem eigenen Interesse. Auch wenn es – und da bin ich mir sicher – manchmal »verdammt
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