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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Autoren: Gaby Köster
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gegeben hat, an dem ich mein Schicksal hätte abwenden können? Gab es irgendeine Kreuzung auf meinem Lebensweg, an der ich noch hätte abbiegen können? Was wäre wohl gewesen, wenn ich einfach auf Ibiza geblieben wäre und einfach alles abgeblasen hätte, um mich noch zwei weitere Wochen zu erholen? Und selbst in Deutschland – was wäre gewesen, wenn ich zum Arzt gegangen wäre und der mich in ein Krankenhaus geschickt hätte? Wenn irgendeine Untersuchung gezeigt hätte: »Frau Köster, Sie stehen kurz vorm Schlaganfall, da haben Sie aber mal Glück, dass Sie heute gekommen sind!« Ja, was wäre dann passiert? Ein anderes Unglück? Gar nichts? Dasselbe, nur später? Das Schlimme ist: Es ist egal, das werde ich nie erfahren. Das Gute ist: Es ist egal, das werde ich nie erfahren! Bob Dylan hat mal in einem Lied gesungen: »All I gotta do is survive.« Alles, was ich tun muss, ist überleben. Ja, Bob, wenn das mal immer so einfach wäre, was?

Der zweite Dachschaden
    Als wir am 6. Januar 2008 nach Köln zurückgeflogen sind, ist mir der Abschied von der Insel wirklich sehr schwergefallen. Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass der Urlaub jetzt erst hätte richtig losgehen müssen. Der private Wahnsinn und der berufliche Stress – meine ganz persönlichen Horror-Twins – hatten sich im Urlaub nicht verjagen lassen und saßen mir immer noch in den Knochen. Und wenn sie mir mal nicht in den Knochen saßen, dann hockten sie mir breitärschig auf der Schulter. Einer links, der andere rechts und piesackten mich unendlich. Ein untrügliches und unübersehbares Zeichen dafür war meine dämliche Allergie, von mir auch gerne nur »die Krätze« genannt, die sich samt juckendem Hautausschlag nicht wirklich gebessert hatte. Neu und auch völlig unbrauchbar war, dass ich nachts nicht mehr richtig schlafen konnte und wenn, dann überhaupt nur sehr unruhig. Immer wieder stand ich auf, um mich kalt abzuduschen. Am 7. Januar, dem ersten Tag zu Hause, bekam ich vom Arzt Kortison verschrieben, damit ich den Wunsch, mir die Haut in Streifen abzureißen, im Zaum halten konnte.
    In der Nacht vom 7. auf den 8. Januar schlief ich kaum. Wieder musste ich mehrfach aufstehen, um mir kaltes Wasser über die Arme laufen zu lassen. Ich ging nach unten ins Bad, damit meine Lieben durch mein Aufstehen, Lärmen im Bad und Mich-wieder-hinlegen nicht gestört wurden. Der 8. Januar begann für mich mit heftigstem Unwohlsein und großer innerer Unruhe. Ich war zwar morgens aufgestanden, kam aber überhaupt nicht auf Touren und legte mich gegen 10.00 Uhr morgens unten im Wohnzimmer auf das große Sofa. Es ging mir wirklich nicht gut. Gegen 12.00 Uhr ging ich unten auf die Gästetoilette, um mir kühles Wasser über den heftig juckenden linken Arm laufen zu lassen. Als ich von der Toilette aufstand, wurde mir plötzlich sehr flau. Ich fühlte mich magisch vom Boden angezogen. Dann machte es » RUMMMS « und ich fand mich auf dem Boden wieder.
    Meine Gästetoilette ist nicht klein, aber ich bin mit 1,76 Meter Körperlänge auf jeden Fall irgendwie größer. Ich fiel also leider nicht bequem der Länge nach hin, sondern versuchte stattdessen, mit dem Kopf die Heizung aus der Wand zu reißen! Auf dem Boden liegend war mein erster Gedanke: Scheiße, jetzt habe ich mir aber sehr weh getan! Verdammt weh getan.

Vom Hölzken aufs Stöcksken
    Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, aber es gibt ja »Unfälle« oder Verletzungen, da weiß man: Okay, das ist jetzt nicht gerade prickelnd, aber auch nicht schlimm. Aber als ich da so lag, da war mir schon irgendwie klar, dass die Sache nicht mit einem Pflaster und einem Cognac »auf den Schrecken« erledigt sein würde. Aber die Betonung lag ganz klar auf »irgendwie«. Es war eher so, dass ich überhaupt nicht in der Lage war, meinem Körper oder einzelnen Teilen davon einen konkreten Befehl zu geben, und dass ich meinen Zustand als sehr verwirrend in Erinnerung habe. Und während ich darüber nachdenke, was ich empfunden habe, kann ich wirklich nicht mit hundertprozentiger Wahrheit sagen, was wirklich los war in den Minuten nach dem Sturz. Nur eine Empfindung ist mir immer wieder eingefallen, wenn mich die Leute später gefragt haben: »Wie war das denn, als du hingefallen bist? Was hast du da gedacht?« Meine Antworten haben sicher – je nachdem welches Vertrauensverhältnis ich zu dem Fragenden hatte – variiert, aber sie begannen immer mit den Worten: »Scheiße, jetzt habe ich mir aber sehr weh
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