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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Autoren: Gaby Köster
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Dreharbeiten zu entkommen. Es war natürlich ein bisschen naiv anzunehmen, dass dieser Entschluss mein Leben in ein ruhiges Fahrwasser führen würde. Aber so bin ich nun mal: Ich denke erst mal positiv und stürze mich voller Elan in meine Visionen! Meinen Körper und seine gesundheitlichen Probleme hat das zu der Zeit – das weiß ich natürlich aus heutiger Sicht – schon alles gar nicht mehr wirklich interessiert. Eher gar nicht. Leider. Der kochte stattdessen sein eigenes Süppchen weiter und war eher genervt von dem ewigen Stress, der schlechten Ernährung, meinem ungesunden Extremab- und -zunehmen und sagte sich schlussendlich wohl so etwas wie: »Köster, entweder schaltest DU ziemlich bald mal ’nen Gang runter oder ICH schalte auf ›R‹ wie Rallye, und dann geht es hier aber mal richtig ab!« Um es anders zu formulieren: Mein Körper fing also fatalerweise während des Jahres 2007 damit an, diverse Immunabwehrschlachten auch ohne meine geschätzte Mithilfe zu führen. Die Folgen beziehungsweise die Auswirkungen dieser internen Scharmützel ließen nicht lange auf sich warten. Und sie waren heftiger, als ich sie bisher erlebt hatte.
    Ich hatte ja schon öfter Bekanntschaft gemacht mit diesen allergieartigen, extrem unangenehmen und schmerzhaften Reizzuständen der Haut gehabt, mit der »Krätze«! Aber was sich da während der Weihnachtsferien 2007 anbahnte, das habe ich, gelinde gesagt, sträflich unterschätzt. Ich habe alle Alarmglocken ignoriert, obwohl mir schon klar war, dass das alles eine Spur heftiger – oder sagen wir – sogar »brutaler« war als sonst. Die Krätze fing an zu explodieren und entwickelte sich sozusagen zum Seuchen- GAU . Was das bedeutete? Erst fing es ganz langsam an. Aber dann, aber dann …
    Auf der Tournee im November, Dezember 2007 ist mein linker Arm oft eingeschlafen und fühlte sich entweder taub oder verkrampft an. Ich bin oft nachts aufgestanden und habe mir dann kaltes Wasser über den Arm laufen lassen, um diese komische Gefühllosigkeit wegzubekommen. Ich hatte außerdem permanent dieses unglaublich schmerzhafte Druckgefühl in der Schädelbirne und bekam also kurz vor den Feiertagen zu allem Überfluss noch meine gefürchtete Krätze – aber dieses Mal so schlimm und schmerzhaft wie noch nie! Deswegen habe ich zwar versucht, Weihnachten etwas ruhiger anzugehen, aber das war natürlich von vornherein ein grandioser Misserfolg. Das war ja praktisch »Scheiße mit Ansage«, oder? Ist doch jedes Jahr immer dasselbe! Zuerst kommen im Dezember die ewig gleichen, schon hunderttausendfach gebrachten, beschwörenden Sprüche wie »Dieses Jahr tun wir uns aber mal diesen Stress nicht mehr an«, der dicht gefolgt wird von dem Klassiker »Auf keinen Fall machen wir es so wie letztes Jahr!« Was natürlich beschämend dämlich ist, weil es dann sowieso wie immer abläuft: Einkäufe auf den letzten Drücker, Geschenke kaufen, verlegen, wiederfinden und einpacken. Die Pute bestellen, abholen … »Wir haben doch den Sekt vergessen! – Und wann holen wir eigentlich den Baum rein?« – »Wieso Baum? Welchen Baum? Ich habe doch noch gar keinen … Nein, ich dachte, du wolltest dieses Jahr keinen …« – »Natürlich hab ich das gesagt!« – »Na toll, wo sollen wir denn jetzt noch einen herkriegen und schmücken?« Und nach dem Essen und der Bescherung kam alles, wie es kommen musste, frei nach dem Motto: »… und weil wir gerade so gemütlich zusammensitzen, machen wir am besten auch noch die
dritte
Flasche von dem leckeren Roten auf, sonst wird die am Ende noch schlecht.«
    Der ganz normale Heiligabend-Wahnsinn also, nur morgens mit leichtem Kater statt Komplettversagen. Am ersten Feiertag wollte ich eigentlich in Ruhe (haha!) die Koffer für Ibiza packen und die letzten Reisevorbereitungen angehen, aber stattdessen besuchten wir gute Freunde im Ruhrgebiet. Das sind sehr liebe Menschen, aber sie wohnen eben nicht in meinem Haus! Das hatte wiederum zur Folge, dass das Kofferpacken am Abend mal wieder so ordentlich und präzise ablief wie der Angriff einer Horde Enten auf ein schwimmendes Toastbrot im Stadtparktümpel. Und selbstverständlich habe ich mir laut und deutlich mehr als ein Mal in dem ganzen Chaos geschworen: »Gabriele, nächstes Jahr machen wir das aber mal so was von anders, da wird pihaupt gar nicht soviel vor Weihnachten malocht! Jawoll.« Allerdings habe ich mich ja natürlich auch immer wieder mit der Vorstellung beruhigt, dass ich auf
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