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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Autoren: Gaby Köster
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Ibiza ankommen würde und der Urlaub und die Erholung so schnell am Start wären wie ein Grizzly an der Lachsausgabe! Ich dachte, ohne den ganzen Stress an der Backe würde alles sofort wieder easy, tacko und relaxt! Vielleicht hätte ich das vorher meinem ollen ibizenkischen Dach mal sagen sollen? Dann wäre mir wenigstens der erste Dachschaden erspart geblieben! So jedoch fand ich mich nach der Ankunft bei meinem Haus auf der Terrasse mit einem Handy am Ohr im Schutt wieder, um einen ibizenkischen Dachdecker-Fachbetrieb mit der Reparatur zu betrauen. – »Moooooooment! Die Hausversicherung, Gaby! Sollen die sich doch kümmern und den drisseligen Drecksdachschaden selber beheben!« Das hätte eine gute Idee sein können, aber: Der spanische Handwerker als solcher betrachtet den nicht heimischen Hausbesitzer vor allen Dingen als unermessliche Geldquelle, die es nach allen Regeln der unlauteren Kunst zu schröpfen gilt. Und so war es eigentlich nur mehr als verständlich, dass die Versicherung erst einmal einen einheimischen Sachverständigen vor Ort schickte, damit der einheimische Handwerker wiederum nicht nach der Reparatur meines Daches seine Rente um 20 Jahre vorziehen konnte. Dass dieser Sachverständige seinen Sachverstand mit einer Souveranität demonstrierte, die seiner fachlichen Qualifikation in nichts nachstand, wurde mir gleich nach seinem eindrucksvollen Fazit nach Betrachten des Malheurs klar: »Davon habe ich keine Ahnung, ich bin Klempner!« Na super, dachte ich mir. Das ist doch mal wirklich originell! Ein Klempner, der als Sachverständiger für eine Versicherungsgesellschaft einen Dachschaden begutachten soll. Man kann sagen, was man will über den Mann, aber ehrlich war er! Donnerwetter. Das musste ich mir für mein Soloprogramm merken! Das machte ungefähr genau so viel Sinn wie Sand fegen in der Sahara. Ich konnte mein Glück über soviel Unsinn kaum fassen! Mein Pech war nur, dass der Dachschaden davon nicht behoben wurde und der erste Urlaubstag von ohnehin nicht vielen erholsamen Urlaubstagen schon mal mit einem Riesenstorno abgeheftet werden konnte.
    Die restlichen Tage verbrachten wir also damit, verschiedene Baumaterialien zu besorgen, damit wir mit der Reparatur des Daches anfangen konnten. Dazu brauchten wir diese riesigen Holzbalken aus dem wunderschönen, inseltypischen Sabinaholz und Mönch- und Nonne-Dachpfannen. Hier sollte ich vielleicht erklären, dass so eine über dreihundert Jahre alte Finca natürlich nicht einfach so mit irgendwelchen Materialien ausgebessert werden kann. Logisch, oder? Kein Mensch kommt ja auch auf die absurde Idee, den kaputten Kotflügel einer dreißig Jahre alten 2 CV Ente mit dem neuen Ersatzteil eines Daihatsu Cuores auszubessern. Nein, nein. Ich habe mich ja gerade in dieses alte Haus mit seinen dicken Mauern und etwas rustikalem Charme verliebt, weil es so urwüchsig, würdig und stolz ausgesehen hat. Weil es nicht bei »Reich, schön, berühmt und Hauptsache gesehen werden« gestanden hat, sondern mitten in der Pampa. Dieses Haus liebt man, weil es so ist, wie es ist. Weil es sonst keinen Sinn macht. Es ist nicht hip, man kann damit nicht angeben – man kann es ja noch nicht mal von der Straße aus sehen. Man kann »nur« seine Ruhe haben, die Natur genießen, sich in diesen alten Mauern geborgen fühlen und über die Geschichten aus den letzten Jahrhunderten nachdenken, die sie erlebt haben. Und wenn also etwas kaputtgeht, dann wird es wieder heile gemacht, wie es vorher war. Punkt, basta, fini. Das wird allerdings dann schnell auch mal zu einer sehr zeitintensiven Angelegenheit, will sagen: Der geplante Versuch, ein bisschen runterzukommen und zu relaxen, blieb somit auch nur ein müder Versuch. Silvester, Neujahr haben wir natürlich auch nicht links liegen lassen und anständig mit Freunden und Bekannten gefeiert. Unterm Strich war das zwar dann auch so gesehen alles sehr schön gewesen, aber mit Ruhe und Erholung hatte das natürlich ungefähr soviel zu tun wie die Mona Lisa mit ’nem Arschgeweih. Ich weiß noch, wie ich mir erneut immer wieder gesagt habe, dass ich nächstes Jahr alles anders machen würde. Hätte ich geahnt, dass wirklich alles anders werden würde und vor allen Dingen, warum, dann würde ich jetzt wahrscheinlich eine eigene Sendung bei Astro TV haben und mein Geld mit einer Kristallkugel und Hellsehen verdienen.
    Oft denke ich heftig darüber nach, ob es wohl wirklich einen x-beliebigen Punkt vor dem 8. 1. 2008
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