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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade
Autoren: Stefan Wolf
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1. Drahtesel-Rallye mit Schikanen
     
    Es war der letzte Samstag im Oktober,
als die Meute sich am sogenannten Wege-Eck versammelte: östlich der Großstadt,
aber noch in Sichtweite von Fabrikschloten, Hochhäusern und anderen
umweltfeindlichen Gebäuden.
    Die Meute zählte 23 Köpfe — keiner war
jünger als 13. Die „Opas“ unter ihnen hatten schon 16 Jahre auf dem Buckel.
Mädchen waren auch dabei. Gelächter stieg in die Herbstluft. Die Albernen
kreischten. Jeder hatte seinen Drahtesel mit.
    Tarzan lehnte am Stamm einer Ulme,
hielt mit einer Hand sein Rennrad und hatte den andern Arm um Gaby gelegt.
    Die Vormittagssonne tupfte Blitzlichter
auf ihr Goldhaar. Sie trug einen weißen Pullover und ruhte den Kopf an Tarzans
Schulter aus.
    Diese zärtliche Nähe hatte neben allen
andern Vorteilen auch den, daß sie wispern konnten wie der Wind in den Gräsern.
    „Affenstarkes Unternehmen“, wisperte
Gaby. „Mich nervt nur, daß wir diese Scherzkekse mitschleifen müssen. Die
verkörpern den Wahnsinn. Ich frage mich, wer schlimmer ist: Thilo oder Flori?“
    „Jeder ist spitze auf seinem Gebiet“,
grinste Tarzan, „Flori als Angeber, Thilo als Ränkeschmied (jemand, der
Hinterhältiges plant ).“
    „Manchmal tut Thilo doof wie ein
Wurstzipfel.“
    „Manchmal ist er das auch. Aber die
beiden gehören nun mal zu unserer Penne und wollten unbedingt mit. Hätten wir
sie weggeekelt, wären wir die Charakterferkel. Laß nur! Wenn sie zu sehr auf
den Pudding hauen, gebe ich ihnen eins auf die Nase.“
    „Au ja!“
    Tarzan verzog keine Miene. Ihren
weichherzigen Tag, dachte er, hat sie heute wohl nicht.
    Inzwischen hatte Studienrat Lefkaje von
der Humboldt-Schule fast alle hektographierten (vervielfältigten) Blätter verteilt und kam jetzt zu ihnen.
    Lefkaje runzelte seine Birnenstirn, als
könnte er nicht bis drei zählen.
    „Ihr seid — wieviele, Tarzan?“
    „Sechs. Gaby, Karl, Willi, Flori, Thilo
und ich.“
    „Genügen zwei Blätter?“
    „Dicke. Ich meine, es genügt vollauf.“
    Lächelnd händigte der Studienrat zwei
bedruckte Bogen aus.
    Sofort veränderte Gaby ihre
Spaghetti-Haltung in gebannte Aufmerksamkeit. Ihre Augen flogen über den Text.
Was sie las, zauberte Entzücken auf die Wangen, aber auch Zweifel.
    „Herr Studienrat!“ zwitscherte sie. „Das
ist aber g... ganz toll! Ganz toll, wie Sie uns busten (übertölpeln) wollen. Hihi!“
    Lefkaje war noch ziemlich jung, hatte
aber ein Gesicht wie der Anführer der Waldgorillas. Gabys Lob hätte ihn beinahe
verlegen gemacht.
    Rasch sagte er: „Also, wie bekannt:
Fünf Schulen nehmen teil. Jede mit einer Gruppe. Gestartet wird im Abstand von
zehn Minuten. Gewertet wird die Zeit — ihr kennt ja das Punkte-System — , aber
noch wichtiger ist die Erfüllung der Aufgaben. Wir haben gelost. Ihr startet
als zweite. Die Goethe-Schule macht den Anfang.“
    „Alles klar.“
    Tarzan winkte den andern.
    Karl und Klößchen saßen im Gras. Der
Computer war aufgeregt und polierte schon zum dritten Mal seine Brille.
    Klößchen baute seinen Energie-Vorrat
auf — wie er das neuerdings nannte — , indem er Schokolade in sich reinstopfte.
    Flori und Thilo arbeiteten an ihren
Tretmühlen, zogen Schrauben fest, polierten Schutzbleche, überprüften die
Speichen und hätten — bei entsprechender Lungenstärke — auch noch ein halbes
Atü (Überdruck-Maßeinheit) in die Reifen gepustet.
    Alle vier kamen heran. Tarzan faltete
einen der Bogen und schob ihn unter dem Pulli in die Hemdbrusttasche.
    Vom zweiten Bogen las Gaby vor, was
Sache war.
    ,Drahtesel-Rallye’ nannte sich die
Veranstaltung. Und eine Rallye ist bekanntlich eine Sternfahrt, bei der die
Teilnehmer an verschiedenen Punkten starten, aber ein gemeinsames Ziel
ansteuern.
    Studienrat Lefkaje, der Veranstalter,
hatte etwas anders geplant. Gestartet wurde hier, am Wege-Eck. Alle fünf
Gruppen nahmen denselben Weg, den sie sich suchen mußten. Wie und wo, das stand
auf dem Blatt. Unterwegs mußten Aufgaben gelöst werden, die es in sich hatten.
    „...die reinsten Schikanen (Bosheiten )“,
meinte Gaby, „aber affenlustig...“

    „So, wie er aussieht“, fiel Thilo ihr
leise ins Wort. Er meinte Lefkaje und spielte an auf dessen Affengesicht.
    „Du bist auch keine Schönheit“, sagte
Gaby. „Und nicht mal lustig. Also hör lieber zu. Nach dem Start strampeln wir
über die Landstraße noch Leitzenbach. Ist ein Dorf, glaube ich. Dort erwartet
uns die erste Aufgabe. Wir müssen rauskriegen, wie der
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