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Gesetz des Todes

Gesetz des Todes

Titel: Gesetz des Todes
Autoren: Higgins Jack
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Das Tor der Angst
Ibiza
Balearen
     
    Die Plaza de Toros auf Ibiza ist eine typisch kleinstädtische Stierkampfarena, ein Betonring mit stufenförmig angeordneten Sitzreihen, mittelmäßigen Stieren und toreros , die verzweifelt um Gage und ihr Überleben kämpfen. Selbst im Schatten war es um vier Uhr nachmittags unerträglich heiß, als Dillon an der barrera wartete. Während der Präsident der Truppe voran in die Arena schritt, intonierte die Kapelle ›Jungfrau von Macarena ‹, diesen ergreifenden Paso doble , der den Tod unten in der Arena verhieß; Tod am Nachmittag, wie Hemingway es einmal genannt hatte. Schwungvoll nahmen die toreros ihre Umhänge ab und warfen diese farbenfrohen Kunstwerke ihren Freunden im Publikum zu, die sie über die barrera drapierten. Anschließend wurden den toreros schlichte Kampfumhänge ausgehändigt, die sie zur Auflockerung ein paar Mal nach rechts und links schwenkten, während die Pferde der picadores ungeduldig mit den Hufen scharrten. Es folgte eine spannungsgeladene Pause, dann das Zeichen des Präsidenten, und als das Signalhorn ertönte, schwang das rote Gatter, das Tor der Angst, auf der anderen Seite der Arena auf. Wie eine Dampflok in voller Fahrt schoss der Stier durch die Öffnung und blieb unter dem Johlen des Publikums in der Mitte der Arena stehen. Toreros, die roten Umhänge in Position, schwärmten aus, um den Stier zu provozieren, die ganze Szene atmete höchste Gefahr, aber Dillon kannte keine Angst. Mit einer eleganten Flanke setzte er über die barrera und sprang in die Arena. Die Menge tobte, als er in die Mitte rannte, sich vor dem Stier auf die Knie warf und seine Brust entblößte. »He, Toro . Nur für mich; die Freikarte in den Tod«, rief er, weil er wusste, dass es nicht mehr bedurfte und er sie verdient hatte. Sie war tot, und er trug die Schuld an ihrem Tod, und der Stier nahm Anlauf, die Menge raste, er stieß einen Schrei aus … und wachte in seinem Bett sitzend auf, schweißgebadet und von einer Angst geschüttelt, wie er sie noch nie zuvor im Leben erfahren hatte.

Washington
     
1.
    Es war früher Abend in Washington, der März zeigte sich von seiner unfreundlichsten Seite, doch das Wetter konnte General Charles Ferguson nichts anhaben, der im luxuriösen Hay-Adams Hotel abgestiegen war und mit einem Scotch in der Hand an einem Fenster der Hotelbar stand. Gerade aus London angekommen, empfand er den Regen, der gegen die Fensterscheibe trommelte, und die Nähe zum Weißen Haus als sehr belebend.
    Ferguson schätzte das Hay-Adams in erster Linie seiner eleganten Gediegenheit wegen. Das Haus war mit allem Luxus ausgestattet, den man von einem Hotel dieser Kategorie erwarten durfte, und jedermann, der etwas auf sich hielt, stieg hier ab, die Berühmten, die Reichen und Mächtigen. Wozu immer man Ferguson auch zählen mochte, fest stand, er war der Verantwortliche einer speziellen Geheimdienst-Abteilung des Verteidigungsministeriums in London, Rechenschaft schuldig ausschließlich dem amtierenden Premierminister und vom politischen Geschehen unabhängig.
    Der Mann, auf den er wartete, war Blake Johnson, der Chef des ›Basement‹, wie diese besondere Sicherheitsabteilung des Weißen Hauses genannt wurde. Das Basement existierte seit den Tagen des Kalten Krieges, war direkt dem jeweiligen Präsidenten der Vereinigten Staaten unterstellt und gänzlich unabhängig von CIA, FBI und Secret Service. Gemeinsam hatten diese beiden Männer schon Beachtliches geleistet.
    Vom Fenster aus konnte Ferguson den Eingang des Hotels einsehen, wo in diesem Moment eine Limousine vorfuhr. Zwei Männer stiegen aus und eilten die Stufen zum Eingang hinauf. Blake Johnson war ein großer, gut aussehender Mann Mitte fünfzig. Sein Begleiter war sehr kräftig und sehr schwarz: Clancy Smith, einst der jüngste Sergeant Major im Marinecorps und inzwischen der bevorzugte Geheimdienstmann des Präsidenten. Ferguson begrüßte die beiden Männer herzlich.
    »Schön, Sie beide wiederzusehen.«
    »Diesmal ein Trip ohne Dillon?«, wunderte sich Johnson.
    Seine Bemerkung galt Sean Dillon, einstmals ein gefürchteter IRA-Aktivist und jetzt Fergusons starke rechte Hand.
    »Seine Anwesenheit erschien nicht erforderlich, außerdem macht er sich große Sorgen um Hannah Bernstein. Sie ist in einer äußerst schlechten Verfassung – dank Ashimov, diesem russischen Bastard.«
    »Präsident Cazalet wird alles über diese Geschichte erfahren wollen. Gehen wir.«
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