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Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance

Titel: Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Meine zweite Chance
Autoren: Gaby Köster
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eine Dynamik entwickelt, die jegliche Art von vernünftiger Arbeit unmöglich machte. Auf derartigen Stress hatte ich wirklich keinen Bock, das hatte mit einem guten Arbeitsklima soviel zu tun wie ’n Kipplaster Buttercremetorte mit ’ner Nulldiät. Ich habe dann, als ich zu Hause war, erst einmal meinen Manager Töne Stallmeyer in Münster angerufen. Da Töne ziemlich hell im Kopf ist, reagierte er sehr schnell und fragte verwundert: »Was machst du denn zu Hause? Wieso drehst du denn nicht?« Ich gab ihm ziemlich deprimiert einen kurzen Überblick über die Vorkommnisse. Töne fackelte wie üblich nicht lange und reagierte sofort: »Du bleibst, wo du bist, ich bin in einer Stunde bei dir.«
    Fünfzig Minuten später klingelte es an der Haustür: »Ding, dong.« Ich hätte es mir eigentlich denken können, war trotzdem völlig überrascht, als Töne vor der Tür stand: »Wo kommst du denn her, Herr Stallmeyer? Bist du wieder mit Porsche Airlines über die Autobahn geflogen?« Töne nahm das Zepter des Handelns sofort an sich und verabredete sich mit RTL und der Produktionsfirma zum Krisenmeeting. Ich sollte erst mal weiter zu Hause bleiben, damit ich mich beruhigen konnte. Das Lustigste war eigentlich, dass sich bei dem Meeting mit der RTL -Führungsetage herausstellte, dass die Herrschaften von all dem Driss nix wussten! Also – von den Missständen bei den Dreharbeiten. Denen war immer nur von Seiten der Produktion gesteckt worden, dass »die Köster andauernd durchtickt«. Grundlos sozusagen! Jasichaaaaaa! Logen, Bibo! Leute, da könnte ich mich beim Schreiben dieser Zeilen schon wieder in Rage plustern. Klar, ich habe ja jeden Tag in meinem 20-Meter-Starwohnwagen gesessen und mir überlegt, mit welchem Diva-Gehabe ich die Produktionsleitung quälen könnte. Und zwar mit Forderungen, die selbst Madonna oder Jennifer Lopez wie harmlose Chorschwestern aussehen lassen würden: Der Boden meines Wohnwagens musste ausgelegt werden mit reinster peruanischer Anden-Lama-Gonadenbehaarung. Habe ich vergessen zu erwähnen, dass ich mich außerstande sah, auch nur ein Wort Text zu sagen, wenn ich nicht jeden Morgen von der gesamten Produktionsleitung mit dem folgenden kleinen Morgengebet begrüßt wurde: »Lieber Gott, wir danken Dir, denn jetzt ist unsere Gaby hier!« Danach musste jeder mit einem Knicks und einem angedeuteten Handkuss an mir vorbeigehen und »Danke, Frau Köster« sagen.
    Ich glaube, es hackt! Entschuldigung, ich weiß, dass Schauspieler, Künstler und ähnliche Lebewesen wirklich ein bisschen anstrengend sein können, sonst könnten sie ja den Wahnsinn nicht bringen, aber bei dieser Produktion waren wir von Luxus und Starallüren so weit entfernt wie Kermit von einer chinesischen Schlittenfahrt mit Miss Piggy.
    Das Ende vom Lied war natürlich, dass alle Missverständnisse vernünftig geklärt wurden und die letzte Staffel endlich abgedreht werden konnte. Kleiner Nachtrag: Nach der Krisensitzung beim Sender wurde dann plötzlich eine Kantine gebaut, inklusive Toiletten und Handwaschbecken! Was dann auf einmal alles kein Problem war. Natürlich. Selbstverständlich. Wahrscheinlich alles nur ein großes Missverständnis. Jaja.
    Das war dann auch das Ende der Serie. Ich habe damals wirklich nicht realisiert, wie sehr mir diese Erfahrungen letztendlich geschadet haben. Ich war dünnhäutig geworden, ohne es zu bemerken, und die Ereignisse, die privat und beruflich noch vor mir lagen, sollten mir noch weiter zusetzen, mehr als mir eigentlich bewusst war. Diese »Rita« war wirklich Fluch und Segen zugleich. Übrigens – als die erste »Rita«- DVD veröffentlicht wurde, bekam ich ein Belegexemplar zugeschickt. Am meisten habe ich mich über die beigelegte Karte amüsiert, die in dem Satz mündete: »… damit Sie sich Deutschlands beliebteste Kassiererin auch zu Hause angucken können!« Großartig, oder?
     
    Auch privat hatte es in der Vergangenheit heftigste Turbulenzen gegeben und somit wenig Erfolgsmeldungen. Die Scheidung von meinem Mann Thomas war für die Boulevardpresse ein willkommener Anlass, mir und meiner Familie die wichtige Privatsphäre ordentlich zu versauen. Reporter lungerten vor unserem Haus und machten mir und meinem armen Kind das Leben noch schwerer. Es ist schon schwer genug für ein Kind zu verstehen, warum sich seine Eltern nicht mehr lieb haben – aber noch schwerer kann man ihm erklären, warum auf einmal Fotografen hinter der Hecke hervorspringen, laut rufen »Komm raus, du
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