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Liebe auf Dauer

Titel: Liebe auf Dauer
Autoren: Hans Jellouschek
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Einleitung
    Für wen ist dieses Buch geschrieben?
    Ganz allgemein gesprochen: für alle, die beides möchten, eine Partnerbeziehung, in der die Liebe lebendig ist und die dabei stabil bleibt. Das können Paare sein, die – ob jung oder schon in fortgeschrittenerem Alter – erst kurz zusammen sind, die verliebt sind ineinander und die Intensität ihrer Beziehung nicht verlieren wollen; oder auch Paare, die schon lange ein gemeinsames Leben führen und dabei das Gefühl haben, dass ihre Liebe einer Erneuerung bedürfte, weil ihre Glut unter der Ascheschicht der Jahre zu verglimmen droht; oder auch Frauen und Männer, die eine Trennung hinter sich haben und reflektieren wollen, woran es gelegen haben könnte und was sie in einer künftigen Beziehung besser machen könnten.
    Eine Paarbeziehung, in der die Liebe lebendig ist und die trotzdem stabil bleibt: Ist dies aber nicht ein Widerspruch in sich? Die Stabilität von Beziehungen wurde in früheren Jahrzehnten dadurch garantiert, dass sich Paare kaum trennen konnten : entweder weil das den wirtschaftlichen Ruin bedeutet hätte, oder weil sie die Kirche und die Gesellschaft verurteilt hätte, oder weil es ihnen ihr Gewissen nicht erlaubt hätte und die Frauen, die heute in der Mehrzahl die Scheidungen einreichen, damals gar keine Möglichkeit dazu hatten. Wie die Qualität der Beziehung war, das spielte für die große Mehrzahl der Menschen jahrhundertelang eine vollkommen untergeordnete Rolle.
    Heute ist dies dagegen vollkommen anders geworden. Natürlich spielen weltanschauliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Gründe auch noch eine Rolle. Aber das Einzige, was die Stabilität von Paarbeziehungen heute garantiert, ist deren Qualität, also die Beantwortung der Frage, obFrau und Mann diese Beziehung noch als befriedigend erleben, ob einer den anderen noch spürbar liebt und sich vom anderen geliebt fühlt. Wenn einer den anderen zum Beispiel durch eine Affäre verletzt hat, wenn der Sex miteinander nicht mehr gut ist, wenn der Mann nur noch seinen Beruf kennt und die Frau nur noch die Kinder versorgt, und überhaupt: wenn einer oder beide erleben, dass die Liebe erkaltet, die Beziehung langweilig und öde geworden ist. In all diesen Fällen ist der Gedanke an Trennung nicht mehr fern. Und oft muss dann nur noch ein äußerer Anlass dazukommen – zum Beispiel die Liebe zu einem Dritten – und es ist passiert. Seit vielen Jahren bewegen sich die Scheidungszahlen hierzulande zwischen 30 und 50 Prozent, nicht mitgerechnet die nichtehelichen Lebensgemeinschaften, bei denen der Prozentsatz vermutlich noch höher liegt.
    Mit anderen Worten heißt das: Die Stabilität einer Paarbeziehung über Jahre hin hat heute immer weniger Chancen, wenn es den Partnern nicht gelingt, auch ihre Liebe lebendig zu halten. Aber muss denn eine Beziehung von solcher Dauer sein? Ist »Liebe auf Dauer« nicht überhaupt eine illusorische Vorstellung? Wird nicht heute der »Lebensabschnitts-Partner« das neue und gültige Modell? Nicht nur viele »Normalbürger« sind heute dieser Meinung, auch Fachleute suchen nach solchen neuen Modellen, die angeblich leichter lebbar wären (Mary 2002).
    Ich schließe mich solchen Überlegungen nicht an. Natürlich meine auch ich – auch aus der Erfahrung meines eigenen Beziehungslebens heraus –, dass wir es nicht einfach in der Hand haben; dass trotz allen Bemühens eine Trennung unvermeidlich, ja sogar manchmal die bessere Lösung sein kann. Dem steht aber andererseits entgegen: Wenn Menschen die Erfahrung tiefer Liebe machen, wollen sie immer, dass diese Liebe von Dauer sei. Natürlich haben wir das Bedürfnis nach Freiheit, das Bedürfnis, die »Flügel auszubreiten« und losfliegen zu können, wohin wir wollen.Aber noch tiefer sitzt das Bedürfnis nach »Wurzeln«, nach einem sicheren Platz im Leben, das Bedürfnis nach einer festen Bindung. In einer erst kürzlich durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchung in einer deutschen Großstadt zeigte sich, dass 83 Prozent der befragten Dreißigjährigen, die mit einem Partner in fester Beziehung lebten, wünschten, mit diesem Partner »ein Leben lang zusammenzubleiben« (Schmidt u. von Stritzky 2004, S. 98). An einem Ort in unserem Leben wollen wir erleben: Hier bin ich geliebt, hier kann ich lieben. Das bedeutet der Tendenz nach Ausschließlichkeit. Und wenn es tatsächlich gelingt, bedeutet es, wie vielfache Erfahrung zeigt, Reichtum und tiefes Glück.
    Aber wie gesagt: Gesellschaft und
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