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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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Wenn sie sich so aufregt,
passiert womöglich noch ’was! So eine verfluchte Scheiße, gerade jetzt! Sie war
bestimmt schon aufgestanden. In letzter Zeit war sie fast immer eher wach als
er. Dann hat sie auch schon Zeitung gelesen ... das macht sie doch immer schon
beim Frühstück, erst recht, wenn sie alleine ist! – Ich muss sie anrufen, ich
muss die ganze Sache sofort aufklären, damit sie sich nicht aufregt.
    Er wählte seine Privatnummer – es meldete sich niemand.
Vielleicht steht sie unter der Dusche, oder sie schläft doch noch. Er probierte
ein paar Minuten später nochmals eine Verbindung herzustellen. Er ließ es
mindestens zwanzig Mal läuten, doch es hob immer noch niemand den Hörer ab.
„Nun geh’ schon dran, Christina!“, rief er in das Mikrofon seiner
Freisprechanlage und ließ es weiter klingeln.
     
    Das Telefon hörte gar nicht mehr auf zu läuten, doch
Christina reagierte nicht darauf. Sie konnte sich schon denken, wer mit ihr
sprechen wollte.
    Was wollte er ihr erzählen? Wollte er ihr von seinem
Seitensprung mit Babsie berichten? Wollte er sich bei ihr entschuldigen? Tut
mir Leid, Prinzessin! Soll nicht wieder vorkommen!, und die ganze Sache wäre
für ihn erledigt? Erwartete er im Ernst, sie würde ihn verstehen und ihm
verzeihen? – Nein, Marc! Ich lasse mich nicht mehr quälen! Auch nicht von
dir!  
    Sie war über alle Maße enttäuscht, zutiefst verletzt. Sie
hätte nicht im Traum an einen solchen Verrat durch Marc gedacht. Sie hatte ihm
immer bedingungslos geglaubt, wenn er ihr beteuert hatte, wie wichtig sie ihm
sei, und wie sehr er sie liebte. Sie hatte ihm so sehr vertraut, grenzenlos
vertraut hatte sie ihm. Und jetzt? Sollte das alles nichts mehr wert sein? Nur
weil sie im Moment nicht attraktiv genug für ihn war? Nun war doch alles so
gekommen, ihre Ängste um ihre Anziehungskraft waren doch berechtigt gewesen.
Hatte er dieses Treffen mit Babsie etwa schon geplant gehabt? Erklärte das
seine strikte Weigerung, sie mit nach Berlin zu nehmen?
    Sie hatte nicht auf die Uhr geschaut, doch der Abstand
zwischen den einzelnen  Wehen verkürzte sich rapide. Die Geburt war in vollem
Gange. Die Schmerzen verdrängten ihre Grübeleien über ihre Beziehung zu ihrem
Mann in regelmäßigen Abständen. Je länger sie nachdachte desto handfester wurde
ihr Entschluss, die Zwillinge nicht mehr haben zu wollen. „Hört endlich auf!“,
schrie sie. „Lasst mich in Ruhe! Ich kann euch nicht bekommen! Oh, Marc, was
hast du nur getan?“
    Schon wieder das Telefon. Diesmal nahm das aufdringliche
Klingeln kein Ende. Ihr dröhnte der Kopf, sie konnte das penetrante Geräusch
nicht mehr ertragen und schleppte sich beschwerlich  zum Telefon, das an der
gegenüberliegenden Wand, zwischen zwei Küchenschränken angebracht war.
    Ohne sich zu melden, nahm sie den Hörer ab.
    „Christina?“, hörte sie Marc rufen. „Prinzessin, bist du
das?“ Sie wurde wieder von einer Wehe durchgeschüttelt und stöhnte leicht auf.
„Christina? Was ist los?“, rief er ängstlich durch den Hörer. „Was ist mit
dir?“ Als er immer noch nichts anderes von ihr vernahm als ihr Aufstöhnen,
lenkte er seinen Wagen auf den Seitenstreifen der Autobahn. „Du hast den
„Blitz“ gelesen“, sagte er. „Hör zu, Prinzessin! Du musst mir jetzt gut
zuhören. Hast du mich verstanden, Christina?“
    Die Wehe hatte inzwischen nachgelassen und ließ sie wieder
zu Verstand kommen. „Marc“, flüsterte sie schwach ins Telefon. „Ja, ich höre
dich. Ich muss dir ’was erklären, Christina. Ich kann damit nicht warten, bis
ich zu Hause bin ...“
    „Marc“, wurde er leise unterbrochen. „Ich stelle dir jetzt
eine Frage ...“ Sie holte einmal tief Luft, denn die nächste Wehe war im
Anmarsch. „... und ich erwarte von dir eine ehrliche Antwort ... Es ist einfach
zu wichtig ...“ Ihr Unterleib zog sich bestialisch zusammen, sie hätte am
liebsten den Schmerz aus sich herausgeschrien, doch sie versuchte sich zu
beherrschen. „... Ich möchte von dir nichts als die Wahrheit hören,... ganz
egal ... egal, wie weh mir diese Wahrheit tun wird ... Du musst mir
versprechen, dass du mir die Wahrheit sagst ...“ Sie hielt die Sprechmuschel
mit der Hand zu und atmete einmal aus und wieder ein. „Ja, natürlich,
Christina!“, rief er hektisch. „Das verspreche ich dir!“
    „Marc ... Hast du mit Babsie geschlafen?“ Seine Antwort kam
spontan und in einem selbstsicheren offenen Ton durch die Leitung. „Nein,
natürlich
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