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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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nicht, Christina. Das habe ich nicht. Ich könnte dich niemals
hintergehen, niemals! Beim Leben unserer Kinder, schwöre ich dir, dass ich dich
noch niemals betrogen habe! Ich kann dir zu jedem einzelnen verdammten  Foto im
„Blitz“ erklären ...“
    Er hatte ihr gerade beim Leben der Kinder geschworen, dass
an der Story nichts dran war, und sie glaubte ihm ohne Vorbehalt. Er hatte
versprochen, ihr die absolute Wahrheit zu sagen. „Das verspreche ich dir“,
hatte er gesagt, und sie wusste, dass er mit einem Versprechen nicht spaßte.
Niemals würde er so etwas machen. Nein! Marc würde solch einen Satz nicht in
den Mund nehmen und sogar seine Kinder mit ins Spiel bringen, die er sich doch
sosehr wünschte, um deren Gesundheit er seit Monaten bangte. Marc hatte die
letzte Nacht nicht mit Babsie verbracht, er hatte sie nicht betrogen, das
wusste sie nun ganz genau.
    Die nächste Wehe kündigte sich an. „Das brauchst du nicht
... Ich glaube dir ...“
    „Christina, du brauchst dich also nicht aufzuregen. Hör auf
zu weinen! Es ist alles okay, und ich bin bald bei dir.“ Er hörte ein kurzes
Aufschreien und ein heftiges Stöhnen vom anderen Ende der Leitung. „Christina!
Was hast du denn? Was ist passiert?“, schrie er panisch.
    Die letzte Wehe hatte ihre Fruchtblase platzen lassen. Das
Wasser lief an ihren Beinen herunter und bildete eine kleine Pfütze auf dem
Küchenfußboden. Gleichzeitig verstärkte sich der Druck auf ihren Unterleib. Die
Kinder drückten nun mit ihrem ganzen Gewicht und ungepolstert auf den Ausgang
ihrer engen Höhle.
    „Christina, sag’ doch ’was!“
    „Fruchtblase“, stöhnte sie mit schmerzverzerrter Stimme in
den Hörer. „Was?!“, brüllte Marc. „Okay, Christina, okay, okay!“ Er versuchte
seine Gedanken zu ordnen. Er würde noch eine ganze Weile brauchen, bis er zu
Hause wäre, und Christina war alleine im Haus. Er wusste, was eine geplatzte
Fruchtblase zu bedeuten hatte. Gott sei Dank, hatte er sich mit dem Thema
Geburt in letzter Zeit gründlich auseinandergesetzt. „Wo bist du jetzt,
Christina?“, fragte er so ruhig wie ihm das gerade möglich war. „Küche“,
krächzte sie. „Okay, du darfst dich jetzt nicht mehr bewegen, sonst ...“
    „Ich weiß, Marc.“
    „Gut, du legst dich jetzt hin, da wo du bist und rührst dich
nicht mehr von der Stelle. Hör’ zu! Ich brauche noch ’ne Weile, bis ich da bin,
okay? Ich rufe jetzt in der Klinik an, rufe einen Notarztwagen und spreche mit
Dr. Fuhrmann. Du wartest in der Küche, bis man dich abholt und be...“
    „Marc ... ich kann nicht hier liegen bleiben ... ich muss
doch die Tür aufmachen.“
    „Ja, stimmt“, antwortete er und überlegte kurz. „Ich rufe
Mia an. Sie wird sich um alles kümmern. Du rührst dich nicht von der Stelle!
Versprichst du mir das?“ Er wollte sicher gehen, dass sie seinen Anweisungen
auch folgte, denn er kannte seine Frau wie seine Westentasche. Sie würde selber
aufstehen, ohne auf Mia zu warten. „Ja, ich werde auf Mia warten.“
    „Okay, Christina. Ich muss jetzt auflegen. Alles wird gut,
hörst du? Ich bin gleich bei dir! Du musst das nicht alleine durchstehen.“
    „Ich mache nichts ohne dich“, sagte Christina.
    Als erstes rief er Mia an. „Wat?! Dat geht schon los?“, rief
sie. „Ich lauf’ sofort los, Marc!“ Die nächste Nummer, die er wählte war die
112. Er erklärte kurz, was bei ihm zu Hause los war und rief als nächstes Frau
Dr. Fuhrmann an. „Machen sie sich keine Sorgen, Herr Stevens!“, beruhigte ihn
die Chefärztin. „Die Kinder sind in einem ausgezeichneten Gesundheitszustand.
Ich werde im Kreißsaal alles für die Geburt vorbereiten. Also, fahren Sie jetzt
bitte vorsichtig. Ihre Frau ist bei uns in guten Händen!“
     
    Christina lag auf dem Fußboden und wartete geduldig auf
Hilfe. Sie wusste, was ihr nun bevorstand und wollte auf gar keinen Fall die
Gesundheit der Zwillinge aufs Spiel setzen. Die Schmerzen hatten eine
Intensität erreicht, die für jeden Menschen, der sie nicht gerade selber
erlebte, eigentlich unvorstellbar war. Sie hörte die Haustüre ins Schloss
fallen. „Christina! Wo sind Se denn?“, rief Mia beim Hereinkommen. „In der
Küche, Mia.“
    „Ach, du meine Güte! Warum tun Se denn auf’m Boden liegen?
Sind Se hingefallen, oder wat?“ Mia bückte sich zu ihr herunter und versuchte
sie aufzuheben. „Ich darf nicht aufstehen, mir ist vorhin die Fruchtblase
geplatzt. Ich muss so bleiben, bis der Notarzt kommt ...“ Sie hatte
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