Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen
Autoren: Kerstin Hitzblech
Vom Netzwerk:
wieder an ihre früheren Geburten
erinnern. Es ging los. Die Kinder waren dabei, auf die Welt zu kommen.
    Als sie das durchschaut hatte, fällte sie einen Entschluss.
„Ich will das nicht!“, schrie sie aufbrausend. „Ich will diese Kinder nicht! –
Nicht ohne Marc ..., nicht ohne Marc ...“, schluchzte sie. „Ich will euch
verdammt noch ’mal nicht haben!“
     
    Marc schaute auf die Uhr. „Scheiße, schon so spät! Habe ich
etwa vergessen, mir den Wecker zu stellen?“ Es war tatsächlich schon kurz nach
neun. Um diese Zeit hatte er eigentlich schon auf dem Weg nach Hause sein
wollen. Er nahm seinen Reisewecker vom Nachttisch und schaute nach. Er hatte
ihn tatsächlich nicht gestellt. Er sprang schnell aus dem Bett und merkte, dass
er einen ziemlichen Hunger hatte. Er überlegte kurz, ob er sich das Frühstück
wie üblich auf sein Zimmer bestellen sollte, doch er kam zu dem Schluss, dass
er lieber schnell ein Brötchen und eine Tasse Kaffee vom Büfett frühstücken
wollte. Das war allemal schneller. Er sprang unter die Dusche, packte seine
Tasche und verwarf seine Idee, Christina anzurufen, um ihr zu sagen, dass er
sich erheblich verspäten würde, sofort wieder. Wer weiß, wann sie zum Schlafen
gekommen ist?, dachte er. Ich will sie lieber nicht aufwecken.
    Im Restaurant des Hotels musste er warten, bis ihm ein Tisch
zugeteilt wurde. Die Restaurantchefin schien nicht gerade bester Laune zu sein,
denn sie erwiderte seinen Gruß äußerst nüchtern. Na, dann nicht!, dachte er und
holte sich sein Frühstück vom Büfett. Auf dem Weg zu seinem Tisch schaute er
sich einmal im Saal um. Er konnte kein bekanntes Gesicht entdecken. Ist ja auch
kein Wunder!, urteilte er. Die anderen haben mit Sicherheit bis in die Puppen
gefeiert!
    Während er alleine an seinem Tisch saß und seinen Kaffee
trank, fiel ihm auf, dass keiner der anwesenden Hotelgäste etwas von ihm
wollte. Die Leute steckten zwar ihre Köpfe zusammen und tuschelten, aber die
Blicke, die ihm zugeworfen wurden, hatten eine ganz andere Qualität als er das
gewohnt war. Komisch, wunderte er sich, es kommt noch nicht ’mal jemand wegen
eines Autogramms!
    Er aß sein Brötchen, und es fiel ihm noch etwas
Ungewöhnliches auf. Es war ungeheuer leise im Restaurant. Die Leute redeten
zwar miteinander, aber alles spielte sich beinahe im Flüsterton ab. Immer
wieder wurde er angeschaut, und er spürte sogar Blicke in seinem Rücken. Was
ist hier los?, fragte er sich. Hier stimmt doch ’was nicht. Es herrschte eine
derart unterkühlte Stimmung um ihn herum, dass er meinte, von hundert
ehemaligen Assistentinnen a la Christina Klasen umgeben zu sein. Ach, was
soll’s. Ich bin ja gleich hier weg!
    Er sah eine ältere Dame auf sich zukommen. Sie lief ganz
gezielt auf seinen Tisch zu. Na siehst’e! Da will mir wohl doch noch jemand am
frühen Morgen auf die Nerven gehen, stellte er beruhigt fest. Als die Frau bei
ihm angekommen war, legte er sofort sein einstudiertes Superstarlächeln auf.
Die Dame war offensichtlich nicht zum Small-Talk aufgelegt. Sie knallte ihm eine
Zeitung auf den Tisch, schnauzte ihn grob an, „Schämen sollten Sie sich! Sie
haben wohl überhaupt kein Gewissen!“, und entfernte sich genauso schnell wie
sie gekommen war von seinem Tisch. Absolut jeder im Saal hatte mit angehört,
was sie ihm gesagt hatte, und alle Aufmerksamkeit richtete sich jetzt
unverblümt auf ihn. Es war mit einem Mal mäuschenstill, und die Leute starrten
ihn nun ungeniert  an.
    Das muss doch mit dieser Zeitung zu tun haben, folgerte
Marc, warum hätte ihm die Frau den „Blitz“ sonst auf den Tisch geworfen? Er
faltete die Zeitung auseinander und begriff beim ersten Blick auf die
Titelseite augenblicklich, warum man ihm so frostig begegnete. Er schlug sofort
auf Seite 5 um, überflog sie flüchtig, erhob sich von seinem Platz, warf den „Blitz“
rasend vor Wut auf den Tisch und verließ im Laufschritt das Restaurant.
    Eickermann!, schoss es ihm durch den Kopf. Da kann nur diese
Kanallaie dahinterstecken! „Na, warte, du Ratte, wenn ich dich in die Finger
kriege!“, drohte er donnernd, als er seinen Koffer aus dem Zimmer holte.
     Er wollte so schnell wie möglich zu Hause sein und holte
aus seinem Sportwagen das Höchstmögliche heraus. Christina! Oh mein Gott!
Hoffentlich hat sie die Zeitung noch nicht gelesen! Das wäre ja gar nicht
auszudenken! Sie musste ja zwangsläufig glauben, was diese Fotos vorgaben. Er
machte sich die größten Sorgen um seine Frau.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher