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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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du auch nicht. Ich werde bei dir sein, wenn es soweit
ist. Ich lasse dich das nicht alleine durchstehen. Das verspreche ich dir,
Prinzessin!“
    Und Christina hielt sich an ihre Verabredung. Sie schaffte
es wahrscheinlich wirklich nicht alleine, und sie hatte ihre gegenseitigen
Versprechen für bare Münze genommen. Wahrscheinlich machte sie nichts, ohne
dass er nicht neben ihr war.
     
    Er betrat den Kreißsaal und war erschreckt über Christina.
Die Hebamme saß bei ihr und redete auf sie ein. „Atmen Sie, Frau Stevens.
Machen Sie tiefe Atemzüge. Ganz ruhig in den Bauch hineinatmen.“ Sie machte gar
nichts, was man ihr sagte, lag einfach nur mit schmerzverzerrtem Gesicht auf
dem Bett und hielt dabei die Luft an.
    Marc lief um das Bett herum, setzte sich neben sie und nahm
ihre Hand. „Hallo, Prinzessin“, sagte er. „Marc“, flüsterte sie müde. „Marc.“
    Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie. „Ja, ich bin
da, und wir machen das jetzt gemeinsam.“ 
    Dr. Fuhrmann beobachtete die Szene vom Fußende aus. Es war
kaum zu glauben, welche Veränderung an Christina Stevens unverzüglich zu
erkennen war, als sie ihren Mann wahrgenommen hatte. Die Totenblässe entschwand
beinahe augenblicklich, und sie bekam wieder etwas Farbe im Gesicht. In ihren
Augen blitzte es kurz auf, und ihre Patientin hatte wieder Leben in ihnen.
Wahnsinn, dachte sie, als hätte dieser Mann gerade eine Zauberformel für
Wiederbelebung ausgesprochen.
    Die werdende Mutter wurde wieder von einer Wehe
durchgeschüttelt. Ihr Mann streichelte ihr über die Wange und forderte sie
leise zum Atmen auf. Dabei benutzte er beinahe den gleichen Wortlaut wie die
Hebamme vorhin. „Atme, Christina. Mach’ ganz tiefe Atemzüge. Du musst ganz tief
in den Bauch hineinatmen.“
    Christina Stevens atmete sofort genau nach seinen
Anweisungen. „So, ist’s gut! Weiter, weiter, Christina! Es ist gleich vorbei.
Gleich ist es vorbei. Einatmen, ausatmen. Du machst das ganz prima, Prinzessin
...“ Er schaute kurz zu der Chefärztin. „Und, was meinen Sie? Schafft Sie es?“
    „Es wäre auf jeden Fall einen Versuch wert, Herr Stevens.
Okay, dann schauen wir ’mal, wie weit sie ist.“ Sie untersuchte Christina. Der
Muttermund war vollständig geöffnet, und es konnte sich nur noch um kurze Zeit
handeln, bis das erste Kind geboren wäre. „Frau Stevens, was meinen Sie? Haben
Sie noch Kraft für den Rest?“
    „Ja, es wird schon gehen“, antwortete Christina fest
entschlossen.
    Marc blieb bei ihr sitzen und wischte ihr abwechselnd den
Schweiß von der Stirn und hielt sie zum regelmäßigen Atmen während der Wehen
an. 
    „So, Herr Stevens“, sagte Dr. Fuhrmann. „Endspurt! Ihre Frau
muss sich nun aufsetzen. Helfen Sie ihr bitte dabei und stützen Sie sie bitte!“
    Marc schob seinen Arm unter ihren Rücken. „Komm’, setz dich
auf, ich helfe dir. Ich halte dich fest, okay?“
    „Frau Stevens, warten Sie bitte auf mein Kommando. Bei der
nächsten Wehe holen Sie bitte zuerst kräftig Luft, legen dann ihr Kinn auf die
Brust und drücken mit aller Kraft nach unten“, wies Dr. Fuhrmann sie an.
    Die Wehe kam, und Christina konzentrierte sich auf das
Pressen. Sie wurde von Marc, Frau Dr. Fuhrmann und der Hebamme gleichzeitig
angefeuert. „Ja, so ist’s gut! Prima! Mit aller Kraft, Frau Stevens!“ Es war
vorbei. Ihr Körper gewährte ihre eine kurze Erholungspause. Sie fiel erschöpft
in Marcs Arm und versuchte Kraft für die nächste Presswehe zu schöpfen. „Du
bist großartig, Christina“, lobte Marc sie für ihren Einsatz. „So, Frau
Stevens! Das ganze bitte noch einmal!“
    Sie arbeitete wie eine Besessene mit. „Okay, ich kann Ihnen
schon einmal verraten, dass das Kind ganz dunkle Haare hat – noch eine Wehe,
und das Erste wird da sein!“
    Es war so wie die Ärztin es gesagt hatte. Der erste Zwilling
war mit der nächsten Wehe geboren worden. „Es ist der Junge“, erklärte Dr.
Fuhrmann und legte Christina das kleine blutverschmierte Bündel auf den Bauch.
Markus Junior lag schlafend und völlig entspannt auf ihr, es schien ihm gut zu
gehen. Marc beugte sich über ihn und sagte mit tränenerstickter Stimme:
„Willkommen an Bord, mein Sohn!“ Die Hebamme saugte dem Kind die Atemwege frei,
während Dr. Fuhrmann eine erste Untersuchung durchführte. „Er scheint topfit zu
sein. Es ist alles in Ordnung mit ihrem Sohn!“ Die Hebamme nabelte ihn ab und
legte das Kind beiseite, denn sein Schwesterchen schien es jetzt sehr eilig
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