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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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1. En garde – Dienstag, 12. Juli
    Schweiß rann Frank Beaufort über die Stirn. Er atmete heftig. Sein ganzer Körper fühlte sich unendlich schwer an. Die müden Beine spürte er kaum noch – sie bestanden aus einer Mischung von Blei und Gummi. Unverwandt starrte er den Mann an, der keine drei Meter vor ihm die Waffe gezückt hatte. Jeden Moment musste sein Angriff erfolgen. Die Klinge blitzte auf, als sein Widersacher pfeilschnell auf ihn zupreschte. Mit letzter Kraft wich Beaufort zur Seite aus, sodass die Attacke ins Leere ging. Gleichzeitig stieß er reflexartig den rechten Arm vor und ließ den Angreifer in seinen Degen laufen. Als die Spitze der Klinge dessen Oberkörper berührte, ertönte ein lautes Summen, und die Lampe des Melders leuchtete grün auf. Mit einem Ruck riss sich Beaufort die Maske vom Gesicht, reckte seinen Degen zur Hallendecke und sank vor Erschöpfung auf der Planche in die Knie. Er hatte gesiegt! Das erste Mal hatte er ein Gefecht gegen einen der besten Kämpfer des Vereins gewonnen.
    *
    Mit hartem Strahl prasselte das heiße Wasser auf Beauforts nackten Körper. Tat das gut! Er liebte diesen Moment, wenn er, physisch völlig verausgabt, unter der Dusche stand. Wieso hatte er das all die Jahre nicht vermisst, in denen er kaum mehr Sport getrieben hatte? Zum Glück war es Anne gelungen, ihn schließlich doch noch zu einer kleinen Fitnessoffensive zu überreden. Anfangs musste er sich noch dazu zwingen, und es dauerte ein wenig, bis er den richtigen Sport gefunden oder besser gesagt bei seinem alten Verein wiedergefunden hatte. Aber mittlerweile freute er sich richtig auf seine wöchentlichen Trainingseinheiten in Erlangen.
    »Gibst du mir was von deinem Shampoo ab, Frank? Meins ist alle.«
    Daniel Kempf, ehrenamtlicher Trainer in der Fechtabteilung der Sportgemeinschaft Siemens und ehemaliger Studienkollege von Beaufort, stellte sich unter die Dusche daneben und streckte den Arm aus. Wortlos reichte Beaufort ihm die Flasche, aus der Daniel sich Shampoo in die Handfläche drückte und sie dann mit einem Nicken zurückgab.
    »Du hast in der kurzen Zeit ganz schön Fortschritte gemacht, wenn man bedenkt, dass du seit über zehn Jahren keinen Degen mehr in der Hand hattest. Aber ich sage ja immer: Fechten ist wie Radfahren. Wenn man das mal richtig gelernt hat, dann vergisst man es nie mehr.« Daniel shampoonierte sich die Haare.
    »Ich bin selbst erstaunt, wie gut es klappt. Meine Paraden beherrsche ich alle noch. Nur die Beinarbeit könnte besser sein. Da hapert’s halt noch mit der Kondition.«
    »Fechten ist eben nichts für Couch-Potatoes. Aber auch da hat sich bei dir ja schon ein bisschen was getan in den letzten Monaten. Weißt du noch, wie du in deiner ersten Stunde hier gehechelt hast?« Daniel grinste.
    Beaufort erinnerte sich nur ungern daran zurück. Das erste Training im Mai war so anstrengend für ihn gewesen, dass er sich vor Erschöpfung auf der Toilette übergeben hatte. Gefolgt von dem wohl schlimmsten Muskelkater seines Lebens. Ihm hatten Stellen im Körper wehgetan, von denen er noch nicht einmal wusste, dass es dort überhaupt Muskeln gab. Gemessen an diesem Tiefpunkt seiner körperlichen Leistungsfähigkeit war er jetzt geradezu in Topform. Was auch daran lag, dass er in den vergangenen Wochen seine Kalorienzufuhr drastisch eingeschränkt hatte, besonders die durch Alkohol und Schokolade. So war es ihm gelungen, ein paar Wohlstandskilos abzuspecken und sich langsam wieder seinem Normalgewicht anzunähern.
    »Aber heute habe ich das erste Mal ein Gefecht gegen Christoph gewonnen!«, sagte Beaufort nicht ohne Stolz. Er drehte das Wasser ab und begann sich mit einem großen Badetuch, in das sein Familienwappen eingestickt war, abzutrocknen. Auch Daniel beendete seine Dusche.
    »Das hast du wirklich nicht schlecht gemacht. Deine Defensivtaktik ist einwandfrei. Wenn du den Gegner kommen lässt, hast du bei deiner Körpergröße und deiner Reichweite einen echten Vorteil bei der Riposte. Aber zu einem wirklich guten Fechter fehlt dir noch der richtige Offensivgeist. Nächsten Dienstag üben wir mal gezielt die schnellen Angriffe erster und zweiter Intention.«
    »Zweiter Intention?«
    »Die mit Finten und Scheinangriffen.«
    »Dieser Sport ist aber auch wirklich kompliziert.«
    »Wenn Fechten einfach wäre, würde es Fußball heißen.«
    »Würdest du diesen Satz auch in der Nordkurve im Frankenstadion wiederholen?«
    »Sehe ich aus wie ein Masochist?«
    In der
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