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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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kurz den
„Hamburger Blitz“. „Ja, das erklärt ja eigentlich alles!“, rief Dr. Fuhrmann.
„Das gibt’s doch nicht! Kein Wunder, dass sie so lethargisch ist! Ich verstehe
das nicht! Ihr Mann war an und für sich die treibende Kraft bei ihrem
Kinderwunsch. Also, ich kann sie verstehen, wenn sie unter diesen Umständen
diese Kinder nicht haben möchte. Das wird auch der Grund für das Auslösen der
Wehen gewesen sein. Sie hat offenbar heute Morgen die Zeitung gelesen und sich
furchtbar aufgeregt. Kann man ihr ja auch nicht verdenken. Mensch, die arme
Frau! Muss aus der Zeitung erfahren, dass ihr Ehemann sie betrogen hat.  Was
geht nur in diesem Mann vor? Tut so etwas, wo er ganz genau weiß, dass jeder
Tag mehr für seine Kinder so wichtig ist. Er war vorhin am Telefon regelrecht
panisch, soviel Sorgen hat er sich um sie gemacht. Das soll einer ’mal
verstehen! Der scheint ja echt skrupellos zu sein!“
    „Und was machen wir jetzt mit ihr, Frau Doktor? Sie muss
doch mithelfen.“
    „Ich werde noch mal mit ihr reden. Mir ist es allerdings
auch ein Rätsel, warum sie dauernd nach ihm ruft.“
    Alle Mühe, Christina davon zu überzeugen, sich die Spritze
setzen zu lassen, war vergeblich. Ihre Patientin tat nichts anderes als leise
und angstgelähmt nach ihrem Mann zu rufen.
    Langsam aber sicher kündigte sich das Ende der Geburt an,
und Christina Stevens hatte ihren Körper nicht mehr in der Gewalt. Dr. Fuhrmann
wusste, welche Meinung ihre Patientin über eine Kaiserschnittgeburt hatte. Das
hatte Frau Stevens unter normalen Umständen rigoros ausgeschlossen. Das hier
und heute war aber eindeutig kein normaler Umstand mehr, und die erfahrene
Chefärztin beschloss, diese Risikogeburt im OP zu beenden. „Rufen Sie im OP an.
Die sollen alles für einen Kaiserschnitt bereithalten, und Sie bereiten Frau
Stevens bitte dafür vor.“ Sie sprach nun Christina wieder an. „Es tut mir Leid,
Frau Stevens, aber ich kann das hier nicht mehr länger verantworten. Ich werde
die Kinder jetzt holen müssen.“
    Es schellte am Eingang zum Kreißsaal. Dr. Fuhrmann erkannte
Marcs Stimme sofort und lief ihm über den Gang entgegen. „Gut dass Sie kommen,
Herr Stevens.“
    „Ist etwas passiert? Geht’s ihr nicht gut?, fragte Marc.
„Sie fragen, ob es Ihrer Frau nicht gut geht? Also, Herr Stevens, ich muss
schon sagen! Was meinen Sie denn, wie es einer Frau unter der Geburt geht, wenn
sie gerade erfahren hat, dass der Kindsvater sich gerade für eine andere Frau
entschieden hat?“
     
    Frau Dr. Fuhrmann hatte ganz eindeutig ihre Kompetenzen
überschritten, und Marc regte sich über ihren Kommentar furchtbar auf. „Frau
Dr. Fuhrmann, ich denke, ich bin Ihnen sicherlich keinerlei Rechenschaft
schuldig, aber unter den besonderen Umständen, will ich Ihnen erklären, was
passiert ist. Ich habe das nicht getan, was mir in diesem Schundblatt
vorgeworfen wird. Da hat mich jemand mit der Kamera abgeschossen und ganz gut
Kasse gemacht, mehr steckt da nicht dahinter! Meine Frau weiß das! – So, und
jetzt möchte ich zur ihr.“
    Dr. Fuhrmann hatte ihm gründlich in die Augen gesehen. Der
Mann schien die Wahrheit zu sagen. „Okay, Herr Stevens, vielleicht können Sie
uns helfen ...“
    „Wobei? Was ist denn bloß hier los, Frau Doktor?“
    „Wir wissen nicht, was ihre Frau hat, aber sie spricht mit
niemandem und reagiert auf gar nichts. Ich konnte ihr die PDA nicht wie
vereinbart setzen. Die Schmerzen haben sie vollkommen geschwächt, und ich
fürchte, dass sie die Kraft nicht mehr haben wird, um mitzuarbeiten. Ich habe
schon alles für einen Kaiserschnitt veranlasst.“
    Kaiserschnitt? Das hatte Christina niemals gewollt. Er hatte
ihr das schon einige Male vorgeschlagen, um ihr die Angst vor einer natürlichen
Geburt zu nehmen. Nein, eine Operation wäre nicht in ihrem Sinne. „Und was kann
ich tun? Wie kann ich helfen?“, fragte er. „Das Einzige, was wir noch versuchen
könnten, wäre, dass sie ihr noch einmal gut zureden. Sie fragt ständig nach
Ihnen, vielleicht kann Ihre Anwesenheit sie noch einmal anfeuern. Für die PDA
ist es jetzt allerdings zu spät. Es kann jetzt nicht mehr allzu lange dauern.“
    Ihm fiel ihre Verabschiedung wieder ein. Als er von zu Hause
aufgebrochen war, hatte sie ihm gesagt: „Ich mache nichts ohne dich! Ich weiß
nämlich nicht, wie ich diese beiden Rabauken ohne dich auf die Welt bringen
soll. Alleine schaffe ich das nicht, Marc!“ Und er hatte ihr versprochen, bei
ihr zu sein: „Das sollst
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