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1318 - Terror am Totenbett

1318 - Terror am Totenbett

Titel: 1318 - Terror am Totenbett
Autoren: Jason Dark
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Amos Anderson wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Es gab zwei Möglichkeiten. Zum einen den traurigen Verwandten spielen, zum anderen frech grinsen und sich darauf freuen, von dem Alten vielleicht eine gute Nachricht zu bekommen, damit er endlich seine verdammten Schulden loswurde.
    Als er seinen Wagen verlassen hatte und das Haus ansteuerte, hatte er noch immer keine Entscheidung getroffen. Er wollte sich entscheiden, wenn er vor dem Bett des Alten stand.
    Starb er? Starb er nicht?
    Das war die große Frage, auf die auch der Großneffe Anderson keine Antwort wusste. Er hoffte nur, dass für ihn etwas übrig blieb.
    Es konnte ja sein, dass der alte Lord sich an ihn erinnert hatte, um ihm schon mal im Voraus etwas zukommen zu lassen. Das wäre wirklich eine gute Tat gewesen. Die anderen Typen in der Familie des Lords hatten genug Geld, aber auch sie waren gierig, das wusste Amos ebenfalls. Ihn hatten sie immer als schwarzes Schaf in der Familie angesehen, weil er nicht so lebte wie sie, so steif und konservativ, typisch britisch, aber das hatte ihn nie gestört. Er war seinen Weg gegangen, auch wenn der mal wieder in der Pleite geendet hatte.
    Lord Peter Wexley besaß einige Häuser in den besten Londoner Lagen. Hinzu kam das Stammhaus der Wexleys in Essex, und diese kleine Villa, die früher mal als Büro gedient oder Büros beherbergt hatte, als Werbeagenturen noch davon ausgingen, dass es chic war, im Grünen zu arbeiten, um sich vom Sauerstoff kreativ anturnen zu lassen.
    Das war vorbei. Nach dem Auszug der Firma hatte der Alte das Haus für sich genutzt.
    Nicht allein, denn der Butler, der seit Jahren bei ihm war, stand ihm auch jetzt noch zur Seite.
    Für Amos wäre das Haus nichts gewesen. Dicke Fassaden aus viktorianischer Zeit. Erker, die als klobige Nasen vorstanden.
    Scheiben mit schweren Vorhängen. Eine große Düsternis, die auch nicht durch irgendwelche Stuckarbeiten verschwand.
    Zur Tür führte eine Treppe hoch. Amos hatte sich in einen dunklen Anzug geworfen, ein weißes Hemd übergestreift, dessen weicher Stehkragen seinen Hals umspannte und glaubte nun, seriös genug zu sein, um ein Erbe antreten zu können. Oder ein Vorauserbe, denn der Alte hatte seinen Geist noch nicht aufgegeben.
    Zu klingeln oder zu klopfen brauchte er nicht. Man hatte ihn bereits gesehen. Wie von der berühmten Geisterhand gezogen, öffnete sich die Tür, und auch das dabei entstehende Knarren passte dazu.
    Nur war es kein Geist, der die Tür geöffnet hatte, sondern ein Mensch mit dem Namen Paul. Er trug eine gestreifte Weste über dem Hemd, die übliche schwarze Hose und bat Amos einzutreten.
    Der Besucher musste das Lachen unterdrücken. Paul hatte noch immer diese leicht nasale Stimme, die ihm schon als Kind nicht gefallen hatte. Auch das Gesicht zeigte kaum Alterserscheinungen, was er sonderbar fand, denn Paul war Amos schon als Kind immer alt und irgendwie auch hochnäsig vorgekommen.
    »Ich heiße Sie willkommen, Mr. Amos.«
    »O ja, danke.« Anderson grinste und schaute sich in der Umgebung um. Dunkel, viel zu dunkel!, dachte er. Hier würde ich langsam dahinvegetieren. Das behielt er für sich und gab stattdessen eine andere Antwort, die halbwegs neutral klang.
    »Nicht schlecht hier. Sieht noch immer so aus wie früher.«
    »Der Lord liebt die Tradition.«
    »Wie geht es ihm eigentlich?«
    Paul, der kleiner war als der junge Mann, schaute in die Höhe.
    »Nun ja, ich würde sagen, dass es ihm den Umständen entsprechend geht.«
    Arsch!, dachte Amos. Dabei wollte ich wissen, ob er bald die Fliege macht oder nicht.
    »Besteht denn Hoffnung?«
    »Die darf man nie aufgeben, Mr. Amos.«
    Hätte mir auch mein Friseur sagen können.
    »Ja, ja, Sie haben Recht. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich dachte nur, dass ich… ähm … ich meine, als ich die Nachricht empfing, bin ich so schnell wie möglich hergekommen. Schließlich ist man ja besorgt, auch wenn die verwandtschaftlichen Beziehungen nicht gar so eng sind.«
    Paul nickte nur. Ihm war allerdings anzusehen, dass er Anderson kein Wort glaubte.
    »Kann er denn reden?«
    »Natürlich.«
    Amos trat dichter an den Butler heran. »Sagen Sie mal ganz ehrlich, mein Lieber, wie sieht es denn mit seinem Kopf aus?«
    »Was meinen Sie?«
    »Nun ja, ich meine, ob er noch ganz richtig ist. Kein Alzheimer, keine Altersdemenz und so…« Er gab sich besorgt. »Man liest ja so viel darüber und hört es auch.«
    »Sie brauchen sich keine Gedanken zu machen, Mr. Amos. Sir Peter
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