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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit
Autoren: Granger Ann
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nehme an, mich trifft ein guter Teil Mitschuld an allem, was passiert ist. Ich hätte mich schon vor Jahren von Liam scheiden lassen müssen. Ich wusste es tief in meinem Innern, dass er nicht gut ist. Aber ich habe es nicht über mich gebracht, mir das einzugestehen.«
    »Sal!«, ächzte Meredith.
    »Du kannst doch nicht entschuldigen, was er getan hat, indem du sagst, dass du ihn nicht rechtzeitig genug verlassen hast!« Sally blickte auf, offen wie immer, nur dieses Mal sah sie außerordentlich zerknirscht aus.
    »Meredith? Ich habe etwas sehr Hässliches getan.«
    »Du? Das kann ich kaum glauben!«
    »Es fällt mir auch selbst sehr schwer, das zuzugeben. Ich habe so etwas noch nie zuvor getan! Ich kann es mir nur so erklären, dass ich unter großem Stress gestanden habe. Na ja, heute weiß ich, dass sie meinen Tee gepanscht haben, aber trotzdem. Es stand mir bis hier, bis oben hin!« Sally deutete mit der Hand auf Stirnhöhe an, wie weit ihre Toleranzgrenze überschritten worden war.
    »Und?«, fragte Meredith neugierig. Sie hatte plötzlich ein ungutes Gefühl in der Magengegend.
    »Ich habe Liams Buch für alles verantwortlich gemacht. Es schien ja auch alles zu repräsentieren, was an unserer Ehe nicht stimmte! Seine Arbeit, seine Besessenheit zu forschen, all die Affären mit hübschen Assistentinnen, er war so eingespannt, verstehst du? Ich … ich habe ein paar Briefe aus Zeitungsausschnitten zusammengeklebt, in denen ich schreckliche Dinge über sein Buch gesagt habe. Ein paar Mal morgens, wenn Liam dachte, ich wäre zu Austin zum Arbeiten, fuhr ich mit dem Zug nach London und warf sie dort ein, damit sie den Londoner Poststempel bekamen. Ich wollte ihm doch nur irgendwie klar machen, wie ich empfand. Aber ich konnte es ihm nicht ins Gesicht sagen. Also schrieb ich es in den Briefen, anonym.« Sally biss sich auf die Unterlippe.
    »Er hat nie ein Wort davon gesagt. Ich wusste, dass er sie bekommen hatte. Ich habe sie selbst zusammen mit der anderen Post in Empfang genommen. Erst an dem Morgen, nachdem die Briefbombe hochgegangen ist, hat er mir davon erzählt. Deswegen musste ich sie Alan gegenüber erwähnen. Ich meine, ich musste Alan sagen, dass Liam mir von seinen Drohbriefen erzählt hatte. Meinst du, jetzt, nachdem sich alles herausgestellt hat, sollte ich Alan die Wahrheit sagen? Dass ich Liam die anonymen Briefe geschickt habe? Bis auf den jedenfalls, der am gleichen Morgen wie der Brief von Yvonne Goodhusband kam. Aber die anderen, die davor, die von mir kamen?«
    »Ja«, erwiderte Meredith schwach.
    »Ich denke, du solltest es ihm sagen.«
    * Hell hath no fury like a woman scorned (William Congreve, Morning Bride, 3. Akt 8. Szene)

    »Es hat mich umgehauen!«, meinte Meredith.
    »Dich?! Mir hat es völlig den Wind aus den Segeln genom men! Ich war mir so sicher, dass der Kerl die Briefe nur erfunden hat!« Es war ein betriebsamer Samstagabend im Old Coaching Inn, und ringsum herrschte Stimmengewirr, Lachen, das Klirren von Besteck auf Porzellan und von Gläsern. Das besondere Ambiente des Restaurants, die Mischung aus Chintz und altenglischem Mobiliar, war unverändert geblieben, auch wenn der vormalige Besitzer, Simon French, sich nach Surrey aufgemacht hatte, den Speckgürtel Londons, wo all die an der Börse ihr Geld Machenden wohnten, in der Hoffnung auf noch größeren Ruhm. Meredith vermisste seine nassforsche Art – andererseits, wäre French noch Manager gewesen, hätte keine Macht der Welt Alan überreden können, mit ihr hierher zu gehen.
    »Verglichen mit allem anderen war es ja noch richtig harmlos«, verteidigte Meredith ihre Freundin.
    »Außerdem hat sie unter seelischem Stress und den Vergiftungsfolgen ihrer Tees gelitten.«
    »Niemand wird wegen irgendetwas gegen sie Anklage erheben«, sagte Markby.
    »Außerdem gibt es keinerlei Beweise. Liam hat die Briefe vernichtet. Trotzdem, es war eine gefährliche Sache, und es blieb nicht ohne Konsequenzen! Dadurch sind Liam und Marita überhaupt erst auf den Gedanken kommen, eine Briefbombe zu schicken! Ein Brief führt zum nächsten, und so weiter. Liam hat seine Strategie im Übrigen geändert. Seine Geschichte, dass er Bodicote tot aufgefunden habe, gilt nun nicht mehr. Die neue Version lautet, dass Bodicote ihn erpresst habe. Sie seien in Streit geraten, und er habe geglaubt, Bodicote wolle ihn angreifen. Liam erklärt jetzt, er habe den Schuttbrocken aufgehoben, um sich zu verteidigen. Bodicote habe ihn trotzdem angesprungen, und
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