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0220 - Die Stunde der Ghouls

0220 - Die Stunde der Ghouls

Titel: 0220 - Die Stunde der Ghouls
Autoren: Rolf Michael
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Christina Berner, von ihren Freundinnen auch Tina gerufen, wurde aschfahl. Unbewußt biß sie auf ihren Handrücken und unterdrückte so einen gellenden Schrei.
    Das, was sie mit eigenen Augen sehen mußte, warf ihre ganze heile Welt durcheinander. Nie im Leben hätte sie geglaubt, daß so etwas Abscheuliches leben konnte.
    Aber es war da! Es existierte! Sie träumte nicht. Diesmal gaukelte ihr die sonst so rege Fantasie nichts vor.
    Denn Tina Berner war ein Mädchen ganz besonderer Art. Jeder, der sich von ihrem hübschen Äußeren, den nach der neusten Mode frisierten, dunklen Haaren, dem sanften und zugleich etwas lausbübisch wirkenden Gesicht und dem schlanken, etwas zierlich gebauten Körper beeinflussen ließ, konnte schnell sein blaues Wunder erleben.
    Und wer sich von ihrer hochmodischen Kleidung täuschen ließ und sie als braves Popper-Girl mit Disco-Fimmel abtat, der hatte Tina Berner nur von einer Seite kennengelernt.
    Denn das Mädchen aus Deutschland, das vor wenigen Tagen sein Abitur mit einer Traumnote abgeschlossen hatte und einem sicheren Studienplatz entgegensah, schwärmte für Fantastik, Abenteuer und Science-Fiction. In den wenigen Stunden kärglich bemessener Freizeit hatte sie mit glühenden Wangen Weltraum-Abenteuer gelesen. Es wurde keine »Space-Opera« im Kino ausgelassen, und sie hatte mit einigen Freundinnen eine Art SF-Club aufgezogen, den sie nun, da sie alle studieren würden, aufgeben mußten. Schade, das bedeutete auch für »Sunrider«, ihr Fanzine, sicherlich das Ende.
    Das Weltraum-Abenteuer, welches Tina Berner am meisten faszinierte, war der »Krieg der Sterne«. Ach, Sie war ja so fürchterlich verliebt in den blonden »Luke Skywalker«. Manches Mal, wenn ihr in der Schule der Kopf von unregelmäßigen Verben geschwirrt hatte, dachte sie daran, wie es jetzt wäre, mit ihm in einem Gleiter durch den Weltraum zu rasen. In Mathematik und Physik schnellten ihre Leistungen sprungartig nach oben, weil das ja Fächer sind, in denen man als angehende Raumschiffkommandantin ein As sein muß.
    Tina Berner hatte die »Star-Wars«-Filme schon fast ein Dutzend Mal gesehen und konnte fast ganze Dialoge mitsprechen.
    Und nicht nur ihre große Liebe hatte sie in diesen Filmen gefunden - auch ihre Ideale.
    Den Ehrenkodex der Jedi-Ritter!
    Sie wußte zwar nicht so genau, wie man ein Jedi wird, aber sie benahm sich immer so, wie sie annahm, daß es »Obi-wan Kenobi« von ihr erwarten würde. Und sie stellte sich selbst Aufgaben.
    Das, was sie gerade tat, war eine solche Aufgabe.
    Aus Freude über das glänzende Abitur hatte ihr Vater tief in die Tasche gegriffen und dem Töchterchen den großen Wunschtraum, eine Studienreise ins Land der Pharaonen, ermöglicht.
    Am heutigen Tage hatte Tinas Reisegruppe das »Tal der Könige« besucht und die Gräber der alten Pharaonen besichtigt.
    Eine ungewisse Schauer hatte Tina befallen, als sie, Touristin unter Touristen, durch die Grabkammern ging. Sie verspürte so etwas wie Angst.
    Aber ein Jedi-Ritter hat keine Angst Hat er sie aber doch, dann muß er sie bekämpfen! Und das beschloß das Mädchen zu tun.
    Sie mußte sich selbst beweisen, daß sie ihre Angst zügeln konnte. Eine Nacht lang mußte sie sich allein, hier draußen aufhalten.
    Das war etwas, was ihr Achtung vor ihr selbst geben würde.
    Daß es für sie gleichzeitig eine tödliche Gefahr bedeutete, das wäre ihr nie zu Bewußtsein gekommen…
    ***
    »Excuse me, Sir…« fühlte sich Professor Zamorra angesprochen, als er eben in Begleitung seiner Freunde Michael Ullich und Carsten Möbius durch die Empfangshalle des Winter-Palace-Hotel in Luxor der Rezeption zustrebte. Die drei hatten einen Abendbummel längs des Nils gemacht und wollten nun nach einem harten Arbeitstag an einem geheimen Ausgrabungsprojekt jenseits des Flusses ihre Zimmer aufsuchen.
    »Sie können Deutsch reden«, unterbrach der Weltexperte für Parapsychologie mit dem französischen Paß, der in seinem Gegenüber einen deutschen Reiseleiter vermutete. Der Mann, um dessen Gastvorlesungen sich die namhaftesten Universitäten der Welt rissen, sprach mehrere Sprachen völlig akzentfrei. Die hochgewachsene Gestalt mit der etwas lässiglegeren Kleidung und dem sympathisch-gewinnenden Lächeln wirkte gar nicht wie ein Professor, den man sich als zerstreuten, verknöcherten Schreibstubengelehrten vorstellt.
    »Haben Sie… äh… haben Sie bei Ihrem Spaziergang eben ein Mädchen gesehen, zierlich - dunkelhaarig -etwas blaß?« Die
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