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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit
Autoren: Granger Ann
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ist. Jeden Morgen ging er gleich als Erstes hinunter zu den Ställen und ließ die Ziegen nach draußen. Jasper zuallererst, weil er einen gewaltigen Aufstand veranstaltete, bis er endlich aus seinem Nachtquartier befreit war. Bodicote hat Libby, der Postbotin, davon erzählt. Alle wussten Bescheid. Als Bodicote die Explosion hörte, ist er als Erstes rausgerannt zu den Ställen, um nach Jasper zu sehen. Weil Jasper, wie du sagst, ein Freund war, und wenn du glaubst, dass ein Freund in Schwierigkeiten ist, dann lässt du alles stehen und liegen und rennst.« Auf der anderen Seite des Raums sah Meredith den Wagen mit den Desserts. Er kam langsam auf sie zu, überladen mit Cholesterin. Sie kämpfte gegen den Impuls zu rennen an, nur weg von der Versuchung.
    »Liam hat das natürlich auch gewusst. An dem besagten Morgen ist der Alte aufgestanden wie jeden Tag und ging den Garten runter zu seinen Tieren. Er hat Jasper aus dem Stall gelassen. Dann ist er rüber zu den Ziegen. Liam lauerte bereits in der Nähe. Er hat Jasper eingefangen – was nicht besonders schwierig ist, weil Jasper von Natur aus neugierig ist und wahrscheinlich von ganz allein zu Liam hingegangen wäre. Dann hat Liam den Betonklumpen genommen, mit dem Bodicote die Tür offen hielt – Bodicote hatte ihn aus Liams Garten geklaut, also hat Liam es wohl für einen Wink des Schicksals gehalten. Er hat Jasper dazu gebracht, erschrocken loszumeckern. Bodicote dürfte wahrscheinlich keinen Augenblick gezögert haben. Er hat die Ziegen stehen lassen und kam aus dem Stall gerannt, um nach seinem Jasper zu sehen. Liam erwartete ihn bereits. Hinterher versuchte er schlau zu sein, indem er es aussehen ließ, als wäre Bodicote unterwegs zum Stall gewesen, als er stolperte und fiel – oder von Jasper gestoßen wurde.« Der Wagen mit den Desserts war an ihrem Tisch angekommen, und Meredith sagte nichts.
    »Madam?«, fragte der Ober nach.
    »Könnten Sie vielleicht in ein paar Minuten noch einmal kommen?«
    »Das Leben geht weiter«, meinte Alan sanft.
    »Lass dir da durch nicht den Appetit verderben!«
    »Ich lasse mir nicht den Appetit verderben! Ich wünschte, es wäre so, aber das ist es nicht.« Sie verzog das Gesicht.
    »Ich hab ein paar Pfunde verloren, als ich krank war, aber ich habe schon fast alles wieder drauf!«
    »Du siehst einfach wunderbar aus!«, machte er ihr, loyal wie immer, das Kompliment.
    »Vielen Dank, der Herr! Aber es ist auch, dass es mir, je länger ich mir Gedanken über diesen arroganten Mistkerl Liam mache, den Magen zusammenschnürt.«
    »Er ist arrogant, genau. Das hattest du mir schon früher gesagt. Sein Talent, das Thema seiner Forschungsarbeit, die Bewunderung all der vielen Studentinnen, all das hat ihn in der Vorstellung bestärkt, dass es nichts, absolut gar nichts gebe, das er nicht tun dürfe, wenn er es nur für erforderlich hielt. Die Vorstellung, dass er ins Gefängnis kommen könnte, scheint nicht bis in seinen Verstand vorzudringen, nicht einmal jetzt. Er ist, wie er es sieht, viel zu wichtig. Ein Mann, wie es keinen zweiten gibt! Er ist immer noch felsenfest davon überzeugt, dass er mit ein wenig Hilfe von Mr. Plowright davonkommt.« Alan schnaubte.
    »Aber nicht, wenn ich es verhindern kann! Die alten Griechen hatten ein Wort dafür. Hybris. Die Götter im Olymp hatten ein Auge auf Sterbliche, die sich einbildeten, sie könnten tun und lassen, was sie wollten, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Das war allein das Vorrecht der Götter, und jeder Mensch, der so etwas versuchte, wurde recht deutlich daran erinnert, dass er ein gewöhnlicher Sterblicher war. Ein Gefühl von Sterblichkeit ist sicherlich auch das, was Liams Persönlichkeit fehlt.«
    »Und Tristan? Wird man gegen Tristan Anklage erheben?«, fragte Meredith.
    »Oh, Tristan!«, sagte Markby.
    »Er ist mit einem blauen Auge davongekommen. Er hat schließlich die entscheidenden Beweise geliefert. Dürfte trotzdem nicht geschadet haben, ihm einen Schrecken einzujagen.«
    »Nun, ihm sind eine ganze Reihe von Schrecken eingejagt worden«, bemerkte Meredith.
    »Bodicote, der ihn und das Mädchen in den Büschen belauert hat. Liam, der über dem Leichnam kauerte.«
    »Ach ja, das Mädchen. Wie es aussieht, ist sie die Tochter des Mannes, der den Pub im Dorf führt, und er hat Wind davon bekommen, was zwischen seiner Tochter und Tristan läuft. Tristan hat sich in Tithe Barn verschanzt und traut sich nicht vor die Tür. Geschieht ihm recht! Wer meint, er
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