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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit
Autoren: Granger Ann
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Hausfriedensbruch zusammenbasteln oder sonst was.« Tristan machte eine Pause.
    »Es gibt einen Weg über die Felder, der direkt hinter den beiden Cottages vorbeiführt, wo die Caswells leben und der alte Bodicote gewohnt hat. Ich mochte den alten Bodicote mit all seinen Fehlern. Er war verrückt, sicher, definitiv ein Spinner, sogar ein G. A. S. Aber Bodicote war durch und durch echt, nichts aufgesetzt. Ein echter Exzentriker.«
    »G. A. S.?« Markby war schwer von Begriff.
    »Geiler alter Sack. Unser einheimischer Spanner, wenn Sie so wollen. Hat Ihnen das keiner erzählt? Nein, vermutlich nicht. Die Dorfbewohner halten alle zusammen. Sie gegen die Welt da draußen. Er war bekannt dafür, der alte Hector, dass er überall herumgeschlichen ist und verliebte Pärchen beobachtet hat. Ich hatte selbst ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Ich glaube, er hat mich und meine … ein Mädchen beobachtet, vor ein paar Abenden. Sie hat ihn in den Büschen gesehen und sich erschrocken. Er hat ganz schnell das Weite gesucht, ich habe ihn nicht erwischt. Aber ich dachte mir, wenn ich dem alten Bodicote im Dorf begegne, dann sage ich ihm, dass ich ihn gesehen habe. Jedenfalls, ich war auf der anderen Seite der Hecke, unten beim Ziegenstall, an diesem Morgen, als ich die Ziegen Zeter und Mordio hab schreien hören. Das hat mich neugierig gemacht, und ich wollte außerdem sowieso mit dem alten Sack reden, wie gesagt. Ich hab also die Zweige der Hecke auseinander gebogen und durchgespäht. Und da hab ich gesehen …« Tristan stockte. Markby beugte sich vor.
    »Erzählen Sie weiter. Was haben Sie gesehen?«
    »Ich habe etwas gesehen, das ich nie vergessen werde.« Tristans ganzes großkotzige Gehabe war mit einem Mal wie weggewischt.
    »Und ich habe es gefilmt. Sehen Sie selbst.« Der Camcorder begann leise zu surren. Auf dem Fernsehschirm war ein Gewirr von Bildern, die sich zur Hecke aus Hagedorn auflösten. Ihr folgte ein Schwenk auf die Ecke des Ziegenstalls und … Markby sog scharf den Atem ein, als er Bodicotes reglosen Körper auf dem Boden liegen sah. Doch er lag auf dem Rücken und nicht, wie Meredith ihn gefunden hatte, auf dem Bauch! Links im Bild wurde eine Gestalt sichtbar, die sich über Bodicote beugte. Liam Caswell. Liam packte den alten Mann bei den Schultern und wuchtete ihn herum. Mit einem Gefühl von Übelkeit im Magen wurde Markby bewusst, dass er die letzte Phase eines Mordes beobachtete. Liam arrangierte die Position seines Opfers mit akribischer Sorgfalt, und er ließ sich Zeit dabei. Die Gelassenheit und Präzision, mit der er sich an der Leiche zu schaffen machte, als wäre es nichts weiter als eine Erste-Hilfe-Übungspuppe, war ernüchternder, als es der eigentliche Akt der Gewalt hätte sein können. Nur ein einziges Mal schien Liam eine andere Person in der Nähe zu vermuten, und es war das einzige Mal, dass man ihm eine Emotion anzumerken war. Er hob den Kopf und starrte voller Misstrauen in Richtung der Hecke.
    »Da hätte er mich fast entdeckt«, erklärte Tristan.
    »Ich habe mich geduckt und die Luft angehalten. Seit damals hab ich oft gedacht, wenn er mich dort hinter der Hecke entdeckt hätte, hätte er mich umgebracht, keine Frage! Ich hatte ziemliches Glück.« Auf dem Fernsehschirm war Liam zu dem Schluss gekommen, dass er immer noch unbeobachtet war. Er entspannte sich und machte sich wieder an die Arbeit, den Körper so zu drapieren, wie er es sich vorstellte. Als er fertig war, schob er mit dem Fuß den Schuttbrocken unter Bodicotes Kopf, solange, bis der Kopf mit der Wunde auf dem Stein zu liegen kam. Dann richtete Caswell sich auf, betrachtete sein Werk und nickte unmerklich. Er wandte sich um und verschwand aus dem Bild. Die Videokamera blieb noch eine Minute auf Bodicote gerichtet, dann endete die Aufnahme abrupt. Tristan saß in der sich anschließenden Stille mit dem Camcorder auf dem Schoß und beobachtete Markby.
    »Sie … Sie hatten das da …«, brachte Markby ganz leise hervor.
    »Und Sie haben die ganze Zeit über kein Wort davon gesagt? Sie haben vorsätzlich Beweise des schlimmsten Verbrechens unterdrückt, das gegen einen Menschen begangen werden kann?« Markbys Stimme wurde immer lauter, während er sprach.
    »Nein!«, verteidigte sich Tristan.
    »Ich habe nichts unterdrückt! Sie haben das Video doch gerade eben gesehen, oder? Es war nur, ich wusste nicht, was ich tun sollte! Ich war nicht fähig, eine Entscheidung zu treffen! Herrgott im Himmel, ich war in einem
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