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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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D er Briefkasten war mal wieder voll bis oben hin, als Laine hinein langte. Sie zog einen Packen Papier heraus und sah alles durch. Werbung, Werbung, Briefe für ihren Dad, Werbung …
    „Ja!“, sagte sie leise, als sie einen an sie adressierten Brief fand. Sie klemmte sich die restliche Post unter den Arm und riss den Umschlag auf. Sie überflog das Schreiben.
    „Einwandfrei!“
    „Und?“, rief ihre Mutter von der Tür. „Ist es das?“
    „Ja“, rief Laine. „Ich hab den Praktikumsplatz!“
    Sie rannte zum Haus zurück. Das musste sie sofort Bill erzählen. Sie schnappte ihr Handy von der Flurkomode und tippte eine SMS. Kurz darauf piepste es, als die Antwort kam:
      Super! Hol dich in einer Stunde ab. Bill
     
     
    Laine lehnte sich wohlig auf dem Beifahrersitz zurück.
    „Das ist einfach nur genial. Ich bin da voll nah bei deiner Arbeitsstelle. Wir können vielleicht sogar in der Mittagspause was zusammen machen.“
    Bill grinste. „Und was zum Beispiel?“
    „Blödmann.“ Laine sah in den Rückspiegel. „Bisher alles sauber.“
    „Ja, hab’s gesehen“, sagte Bill.
    „Das ist schon fast ein Jahr her. Meinst du nicht, der hat langsam aufgegeben?“, fragte Laine.
    „Ich verlass mich mal lieber nicht drauf. Jetzt seh ich einen.“
    Laine sah in den Rückspiegel. Ein schwarzer Dodge fuhr hinter ihnen und holte rasch auf.
    „Der überholt“, sagte Laine.
    „Wir werden sehen.“ Bill schaltete das Radio ein.
    „Vielleicht spielen sie ja unser Lied?“
    „Wir haben doch gar kein Lied.“
    „Siehste … ich wusste, da war doch was.“
    „Jetzt überholt er doch“, sagte Laine. „Mal wieder falscher Alarm. Ich glaube nicht, dass wir immer noch so aufpassen müssen.“
    „Aber es kostet uns nichts weiter, wenn wir es doch tun.“ Bill suchte einen anderen Sender.
    „Ich finde noch ein Lied für uns …“
    „Da ist wieder einer“, sagte Laine.
    Ein dunkelblauer Pontiac war hinter ihnen aufgetaucht.
    „Der ist zu knapp dran“, meinte Bill. „Willst du Plan A, B oder D?“
    „Ich wollte C.“
    „Zu spät.“
    „Dann B.“
    „Okay.“ Bill gab vorsichtig Gas. Der Pontiac blieb an ihnen dran. Bill fuhr noch ein paar Kilometer auf der Straße, dann bog er ab, auf den Parkplatz eines Restaurants.
    Der Pontiac parkte ein paar Reihen weiter.
    „Nee, oder?“ Laine sah ihren Freund an.
    „Aussteigen“, sagte Bill. Sie stiegen aus und Bill schloss den Wagen ab. Ein junges Pärchen stieg aus dem Pontiac und ging flotten Schrittes zum Eingang des Restaurants.
    „Fehlalarm. Ich sage doch, der folgt uns nicht“, stellte Laine fest.
    „Selbst wenn“, sagte Bill. „Der Plan wird durchgezogen. Wir kaufen jetzt einfach hier das Essen ein. Komm, Schnucki.“ Er legte den Arm um Laine und ging mit ihr zum Restaurant. Laine seufzte, aber so ging Plan B, falls sie den Verdacht hatten, verfolgt zu werden. Sie fand nach wie vor, dass Bill seine Vorsichtsmaßnahmen übertrieb.
     
     
    „Wenigstens hatten die auch Sachen zum Mitnehmen. Kann nicht schaden. Sam hat ja immer einen berüchtigten Appetit.“ Laine kramte in einer Tüte und zog eine Trinkflasche heraus.
    „Tja … finanziell lohnt es sich trotzdem. Bei dem, was er so alles anschleppt. So viel kann der gar nicht spachteln. Sam finanziert mir demnächst mein Studium, wirst sehen. Gib mir das auch mal.“ Bill lenkte den Wagen mit einer Hand und streckte die Rechte nach der Flasche aus.
    „Straße ist sauber“, sagte Laine.
    Bill hielt am Straßenrand und Laine sprang aus dem Wagen. Sie zog das Gebüsch beiseite und Bill fuhr hindurch auf einen Sandweg, der dahinter verborgen lag. Dann hielt er an. Laine erklomm die Ladefläche des blassblauen Pickups und schnappte sich den Besen. Sie verwischte die Reifenspuren und zog das Gesträuch wieder in Position. Dann warf sie den Besen auf die Ladefläche und stieg wieder ein.
    Wenige Minuten später balancierten sie an der Küste über eine Ansammlung von Felsen, die sich bis in tieferes Wasser erstreckten und so eine Art Landzunge bildeten.
    „Da ist er schon“, sagte Bill und deutete zu einem blonden Haarschopf, der kurz in einiger Entfernung aus dem Wasser schaute und wieder verschwand.
    Wenige Sekunden später tauchte Sam vor ihnen auf und das Wasser perlte von seinen leicht gelockten Haaren ab. Er legte seine Hände auf die Felsen und zog sich ein Stück hoch. Laine ließ sich auf die Knie nieder und legte ihre Wange kurz an seine. Dieses Begrüßungsritual war Sam vertraut und er ließ
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