Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch Vanille (German Edition)

Ein Hauch Vanille (German Edition)

Titel: Ein Hauch Vanille (German Edition)
Autoren: Heike Berg
Vom Netzwerk:
müssen und sie uns einfach unserem Schicksal überlassen. Warum
hatte ich nun Gewissensbisse, meine Person über ihre zu stellen?               
Weil ich wusste, dass es falsch war und Robert wusste das auch. Deswegen hatte
er auch nichts mehr gesagt. Wie auf Bestellung klingelte es dann an der
Haustür. 
„Ich mach schon auf!“ rief ich Anne zu und rannte zur Tür. Als ich den Griff in
die Hand nahm, wusste ich sofort wer da war. Sein Duft verriet ihn, denn ein
Hauch Vanille strömte herein.                
„Ach Shane, wir sollen einfach nicht zusammen sein“, fiel ich ihm hoffnungslos
um den Hals, um mich von ihm trösten zu lassen.  
„Wieso, was ist denn los?“ fragte er neugierig.      
„Das Schicksal meint es nicht gut mit uns. Ich kann hier nicht weg. Meine
Mutter hat einen Knochentumor und zu allem Übel ist Michael auch noch
ausgezogen. Denn das wäre meine perfekte Ausrede gewesen, um zu dir zu gehen.
Wegen des Tumors muss ich jetzt für Michi und meine Mutter da sein.“ Er nickte
ohne etwas zu sagen. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos, er schien irgendwie
abwesend zu sein. Ich konnte nicht beurteilen, was es zu bedeuten hatte.       
„Das verstehe ich“, sagte er teilnahmslos, obwohl es gar nicht so aussah als
würde er es verstehen. Wie ferngesteuert verabschiedete er sich. Ich wollte ihm
genügend Zeit geben es zu verdauen, obwohl ich wahnsinnige Angst davor hatte
ihn zu verlieren. Sicher würde er nur einmal ums Dorf laufen und gleich wieder zurück
kommen.         
Als ich wieder ins Esszimmer ging, fragte Anne wer an der Tür gewesen sei, da
hörte ich sie erneut laut ins Schloss fallen. Robert würde sich also jetzt bei Shane
ausweinen. Vielleicht würde das beiden sogar gut tun. Shane würde ihn mit
seiner aufrichtigen Art schon davon überzeugen, dass es richtig ist für die
Familie da zu sein und für sie einzustehen. Wenn er sich erst einmal wieder
selbst gefangen hätte…   
„Das war nur Shane. Er hat etwas vergessen und musste nochmal weg.“             
Damit gab sie sich zum Glück zufrieden. Während wir Kaffee tranken, achtete ich
mit einem Ohr immer auf die Tür, doch es tat sich nichts. Ich blickte meine
Mutter nachdenklich an.         
„Kann ich dich mal was fragen?“           
„Ja, natürlich, was gibt´s?“ Sie sah mich interessiert an.        
„Wieso hast du Michi eigentlich nach seinem Vater benannt? Das ist doch total
blöd!“ Ich verzog das Gesicht als sie mich kurz anschaute, dann ließ sie die
Bombe platzen.       
„Weil die Alternative Adolf  hieß“, sagte sie trocken. Damit hatte ich
nicht gerechnet. Kurz musste ich das Gehörte erst einmal sacken lassen.   
„Michael ist wirklich gar nicht so schlecht“, befand ich.       
„Ja, nicht wahr?!“ sagte sie. Wortlos saßen wir uns gegenüber und nippten beide
verlegen an unserer Kaffeetasse.             
Es verging eine Stunde, dann zwei, dann kam Robert endlich wieder nach Hause. Allein.                                    
„Was ist los, wo ist Shane?“ stürmte ich auf ihn zu.    
„Weiß nicht, wieso?“ Er runzelte die Stirn. „Ich war bei Fara“, sagte er
überzeugend.                                          
„Und du hast Shane gar nicht gesehen?“ fragte ich verwundert.            
„Nein“, antwortete er mir absolut glaubwürdig. Ich nickte. „Mhm, merkwürdig“.
    Den
ganzen Tag lang hörte ich nichts von ihm und war mir jetzt gar nicht mehr so
sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Doch wenn er das nicht
verstehen würde, wäre er dann überhaupt der Richtige für mich? 
Die ganze Nacht über lag ich wach und grübelte. Ich konnte nicht einschlafen
und wälzte mich von einer Seite auf die andere und fand einfach keinen Schlaf.
Ungewissheit konnte so viel schlimmer als die Wahrheit selbst sein.
    Völlig
übermüdet stand ich früh morgens auf und ging in Roberts Zimmer, das ungewohnt
aufgeräumt aussah. 
Ich wollte ihn noch einmal zur Rede stellen und nachhaken, ob er nicht doch
etwas wusste. Doch sein Bett war leer. Ich blickte zum Fenster hinaus, konnte
ihn aber nirgends entdecken. Im Augenwinkel erspähte ich auf seinem
Schreibtisch zwei verschlossene Briefe. Einer adressiert an Anne, der andere an
mich. Verwundert ging ich darauf zu und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher