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Ein Hauch Vanille (German Edition)

Ein Hauch Vanille (German Edition)

Titel: Ein Hauch Vanille (German Edition)
Autoren: Heike Berg
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Anne drückte mich an den Schultern wieder ins
Kissen zurück.        
„Das hat Robert auch schon gefragt?! Michi geht es gut, er ist zu Hause. Mach
dir keine Sorgen, es ist alles okay“, sagte sie beruhigend. Dann strich sie mir
über die Wange.     
„Was ist passiert?“ fragte ich, weil ich mich nicht daran erinnern konnte wie
ich hier her gekommen war. Hatte uns Michael doch noch erwischt?            
„Ihr hattet eine Pilzvergiftung, die euch ein paar Tage außer Gefecht gesetzt
hat.“ 
„Was?“ fragte ich ungläubig. „Eine Pilzvergiftung?“ Wann sollte denn das
passiert sein? „Welches Datum haben wir?“ fragte ich verwirrt. Anne musste kurz
überlegen, vergewisserte sich dann mit einem Blick  in die Tageszeitung auf
meinem Nachttisch.        
„Der sechzehnte September“, sagte sie mit einer Selbstverständlichkeit in der
Stimme, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Plötzlich fühlte ich mich
völlig leer. Hatte das alles etwa gar nicht stattgefunden? Hatte ich nur
geträumt? Halluziniert? Gab es Shane überhaupt? Er fehlte mir schon jetzt so
entsetzlich! Und wenn alles nur meiner Phantasie entsprungen war? Ein Gefühl
der Angst machte sich in mir breit. Ich war also noch immer Sechzehn und somit
auch noch immer Jungfrau…Nichts war passiert, rein gar nichts. Das gibt es
doch gar nicht, bin ich jetzt völlig verrückt geworden?! flehend sah ich
Anne an, die sich aber auch nicht zu helfen wusste. Plötzlich aber erhellte
sich ihr Gesicht und sie lächelte.             
„Ach ja, dein Freund war schon hier und hat sich nach dir erkundigt. Wie war
nochmal sein Name?“ Fieberhaft starrte ich sie an. Wen meinte sie? Bitte
lass es Shane sein …          
 „Shane?“ fragte ich hoffnungsvoll, bis in die Zehenspitzen gespannt.  
„Ja, genau“, sagte sie, als wäre es nichts. Dabei bedeutete es für mich gerade
alles. Es gab ihn wirklich! Das war alles, was im Moment zählte. Erleichtert ließ
ich mich zurück aufs Bett fallen. In meinem Kopf herrschte absolutes Chaos. Ich
versuchte nachzuvollziehen, was geschehen war, was Wirklichkeit war und was
nicht. Ich musste unbedingt mit Robert reden, allein.      
„Wie geht es Robert?“ fragte ich neugierig.            
„Er ist vor etwa einer Stunde aufgewacht, es geht ihm gut. Er liegt im Zimmer
gegenüber.“ 
„Kann ich zu ihm gehen?“ fragte ich und wollte gar nicht erst die Antwort abwarten.
Ich warf die Decke beiseite um aufzustehen, doch Anne legte sie gleich wieder
über mich.   
„Warten wir erst mal ab, was die Ärzte sagen, ok?“               
Warten! Das war genau das, was ich jetzt überhaupt nicht wollte. Ich brauchte
Antworten und zwar dringend!   
Allerdings tat mir mein Kopf so entsetzlich weh, dass ich  nicht fähig war weiter
nachzudenken. Da noch immer keine Schwester zu sehen war, schickte ich Anne
los, um mir eine Kopfschmerztablette zu besorgen.      
Als sie den Raum verlassen hatte, wanderte mein Blick im Raum umher, bis er bei
der aufgeschlagenen Tageszeitung auf meinem Nachttisch hängen blieb. Unter den
Familienanzeigen stach mir eine direkt ins Auge. Geschockt nahm ich die Zeitung
zur Hand.
     
    Jasmin Meyer *1985
†2012 Das Leben endet, die Liebe nicht.
Auf einmal bist du nicht mehr da
und keiner kann’s verstehen.
Im Herzen bleibst du uns ganz nah,
bei jedem Schritt den wir nun gehen.
Nun ruhe sanft und geh in Frieden
und denk daran, dass wir dich lieben!
    Marcus
& Lara
     
    Gerade
sah ich sie noch im Geiste vor mir, wie sie barfuß im langen Kleid im
Gewächshaus tanzte und dabei ihr Lied sang.              
Shanes Bemühungen waren also komplett umsonst gewesen, sie hatte es nicht
geschafft. Ich konnte es einfach nicht fassen. Ich war mir plötzlich gar nicht
mehr sicher, ob unsere Rettungsaktion überhaupt stattgefunden hatte. War das
auch nur ein Traum? Wenn dies aber alles nur ein Traum gewesen war, wieso ging
es mir dann so nahe?      
Fragen türmten sich in meinem Kopf auf. Wann hatte die Welt die ich kannte,
aufgehört zu existieren? Wo war der Schnitt? War Shane das einzig reale, was am
Ende übrig blieb?              
Meine Gedanken wurden von Anne und einer Schwester jäh unterbrochen, die mit
einer Tablette in mein Zimmer kamen. Beide wunderten sich nicht einmal über
mein Weinen. Es war mir allerdings auch völlig egal, ob sie davon Notiz nehmen
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