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Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage

Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage

Titel: Die Herren der Unterwelt Bd. 8 - Schwarze Niederlage
Autoren: Gena Showalter
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PROLOG
    Vor eintausendfünfhundert Jahren … Oder:
    Vor einer Million Jahren …
    (je nachdem, wen man fragt)
    Z um allerersten Mal waren die zweimal im Jahrhundert stattfindenden Harpyienspiele mit mehr toten als lebendigen Teilnehmerinnen zu Ende gegangen, und jede der Überlebenden wusste, dass daran die vierzehnjährige Kaia Skyhawk schuld war.
    Dabei hatte der Tag ganz unschuldig begonnen. Als die Morgensonne hell am Himmel gestanden hatte, war Kaia Hand in Hand mit ihrer geliebten Zwillingsschwester Bianka durch das überfüllte Camp geschlendert.
    Zelte von unterschiedlicher Größe standen dicht nebeneinander, und überall knisterten Feuer, um die morgendliche Kälte zu vertreiben. In der Luft lag der Duft von geklauten Keksen und gemopstem Honig. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen.
    Ein ewiger Fluch der Götter verdammte die Harpyien dazu, dass sie nur essen konnten, was sie stahlen oder sich verdienten. Wenn sie irgendetwas anderes aßen, mussten sie sich tagelang schrecklich übergeben. Deshalb war Kaias Frühstück auch recht mager ausgefallen: eine pappige Reiswaffel und ein halber Krug Wasser, beides hatte sie aus den Satteltaschen eines Menschen stibitzt.
    Vielleicht wäre ein Keks von einem der gegnerischen Clans besser, dachte sie, schüttelte dann aber den Kopf. Nein, sie musste halbhungrig bleiben. Zwar lebten Harpyien nicht nach besonders vielen Regeln, aber die wenigen, die sie hatten, wurden strikt eingehalten. Wie zum Beispiel: Schlaf niemals irgendwo ein, wo dich Menschen finden könnten, zeige niemandem gegenüber Schwäche und, besonders wichtig, stiehlniemals auch nur einen Krümel Essen von einer deiner Artgenossinnen – auch nicht, wenn du sie hasst.
    „Kaia?“, fragte ihre Schwester neugierig.
    „Ja?“
    „Bin ich das hübscheste Mädchen hier?“
    „Natürlich.“ Kaia brauchte sich nicht umzuschauen, um wahrheitsgemäß zu antworten. Bianka war das hübscheste Mädchen auf der ganzen Welt . Doch manchmal vergaß sie das und musste daran erinnert werden.
    Während Kaia einen ekelhaften Mopp roter Haare und langweilige, graugoldene Augen hatte, war Biankas Haar voll und herrlich schwarz und ihre Augen bernsteinfarben, was sie zum Ebenbild ihrer erhabenen Mutter, Tabitha der Teuflischen, machte.
    „Danke“, erwiderte Bianka und lächelte zufrieden. „Und ich denke, du bist mit Abstand die Stärkste.“
    Kaia konnte das Lob ihrer Schwester gar nicht oft genug hören. Je stärker eine Harpyie war, desto mehr Respekt bekam sie. Von allen. Und Kaia sehnte sich nach Respekt. „Sogar stärker als …“ Sie ließ den Blick über die Harpyien schweifen, die in der Nähe standen, und suchte nach jemandem, mit dem sie sich vergleichen konnte.
    Jene, die alt genug waren, um sich den traditionellen Prüfungen von Macht und List zu stellen, eilten geschäftig hin und her und bereiteten sich auf das bevorstehende Turnier vor, das den Titel „Last Immortal Standing“ trug. Schwerter wurden aus Scheiden gezogen, Dolche an Wetzsteinen geschärft.
    Endlich erspähte Kaia eine für ihren Vergleich geeignete Mitstreiterin. „Bin ich sogar stärker als die da?“, fragte sie und zeigte auf eine bullige Frau mit stark ausgebildeten Muskeln und breiten, im Zickzack verlaufenden Narben auf den Armen.
    Die Wunden, von denen diese Narben stammten, mussten wirklich schlimm gewesen sein, denn eigentlich erholten sich die unsterblichen Harpyien schnell und vor allem restlos von ihren Verletzungen. Nur selten blieben Andenken an ihre oftraue Lebensweise zurück.
    „Ohne Frage“, erwiderte Bianka loyal. „Ich wette, die würde Hals über Kopf davonrennen, wenn du sie herausfordern würdest.“
    „Du hast bestimmt recht.“ Aber mal ehrlich: Wer würde denn nicht vor ihr weglaufen? Kaia trainierte härter als jede andere und hatte sogar schon ihre Trainerin besiegt. Zweimal.
    Sie wollte ja nicht angeben, aber wenn die anderen aus ihrem Clan Feierabend machten, trainierte sie weiter, bis ihr der Schweiß in Strömen herunterlief, ihre Muskeln vor Anstrengung zitterten und ihre Knochen ihr Gewicht nicht länger tragen konnten.
    Eines Tages, vielleicht schon bald, würde ihre Mutter stolz auf sie sein. Immerhin hatte Tabitha ihr vor ein paar Tagen abends auf die Schulter geklopft und gesagt, ihre Fähigkeiten im Dolchwerfen hätten sich fast verbessert. Fast verbessert. Noch nie war ein süßeres Lob über Tabithas Lippen gekommen.
    „Komm“, sagte Bianka und zerrte an ihr. „Wenn wir uns nicht
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