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Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Titel: Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)
Autoren: Peter Steingruber
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    Idyllisch liegt das verträumt, wirkende Dörfchen Briggs an der Ache. Vielleicht dreißig Häuser und Höfe sind es, die sich wie schutzsuchend, um das Kirchlein ducken. Neben der Kirche gibt es ein Gasthaus, das den Namen »Zum schwarzen Adler« trägt und in dem sich viel des dörflichen bescheidenen Lebens abspielt. Ein Stück weiter draußen vor dem Dorf steht ein hübscher Birkenhain. An jenem laulinden Lenztag erscholl aus jenem Hain fröhliches Kinderlachen. Beim näheren Hinsehen vermochte man drei Buben und ein flachsblondes Madl zu entdecken, die in diesem Birkenhain spielten.
    »Bist schon gar ein rechter Feigling, Anderl«, sagte der dunkelhaarige Martin mit den braunen Augen, zu dem Bürschl, das genauso blondes Haar wie seine Schwester hatte. »Traust dich nit hinaufzusteigen auf die hohe Birke.«
    »Freilich traut er sich das nit«, mischte sich der etwas größere Christian Liebeiner ein.
    »Ihr traut es euch doch auch nit«, sagte Anderl Löwinger, dessen Eltern Max und Hanna die Besitzer des Gasthauses »Zum schwarzen Adler« waren.
    »Wir steigen schon hoch, wirst es sehen«, meinte Christian Liebeiner mit einem Augenzwinkern zu Martin Jaus. Zwischen den beiden gab es ebenfalls einen Standesunterschied, der allerdings in ihrem Alter nicht so sehr ins Auge fiel. Die Liebeiner besaßen den mächtigsten Bauernhof in Briggs.
    »Also hopp«, sagte nun die blonde Barbara. »Wer von enk am schnellsten droben auf der Spitze ist, der bekommt ein Zuckerl von mir.»
    Zehn Jahre waren sie nun gerade und besuchten miteinander die Dorfschule des benachbarten Ortes Reitzenstein. Dem Madl gegenüber wollte sich natürlich keiner der Burschen eine Blöße geben.
    »Also, nachdem packen wir's halt«, erklärte Anderl Löwinger. Er lief auf die mächtige Birke zu, die im Hain stand. Martin und Christian folgten ihm. Sie warteten noch ein wenig ab, bis Anderl im aufgrünenden Laub verschwunden war. Dann begannen sie ebenfalls damit, nach oben zu klettern.
    »Wie weit seids denn?«, rief Barbara Löwinger. Vergnügt beobachtete sie die Buben beim Klettern. Wieselflink fanden die Füße im verzweigten Geäst der hohen Birke immer wieder neuen Halt. Fröhliche Jauchzer erschollen, wenn einer von den dreien wieder ein Stück höher gekommen war. »Anderl, Anderl!« rief Barbara. »Beeil dich! Sie sind schon ganz dicht hinter dir. Pass bloß auf, dass dich der Christian nicht überholt.«
    Anderl Löwinger blickte nach unten zu seiner Schwester. »Naa, naa!«, rief er. »Ich bin schon viel höher als die. Mich können sie nimmer einholen. Bald hab ich's geschafft.«
    Seine Worte waren gerade zu Ende gesprochen, als ein Ast unter seinen Füßen brach. Entsetzt und erschrocken versuchte der Bursche, sich an einem anderen Ast festzuhalten. Doch dieser brach ebenfalls. Fassungslos sahen Martin Jaus und Christian Liebeiner, wie der Körper des Anderl an ihnen vorbei durch die Blätter rauschte, dem Erdboden entgegen. Ein dumpfer Aufschlag. Dann lag der Anderl direkt vor den Füßen seiner Schwester. Er schnappte heftig nach Luft. Aus seinem Mundwinkel rann ein dünner Blutfaden.
    »Um Gottes willen, Anderl«, flüsterte Barbara mit bleichem Gesicht. Die Burschen auf dem Baum waren wie erstarrt. Schließlich kam Leben in sie. So rasch es ging kletterten sie herunter. Dann standen sie vor dem Verunglückten, der immer noch mühsam nach Luft rang.
    Plötzlich wurden sie von einer namenlosen Panik ergriffen. Sie begannen zu laufen.
    »So wartet doch! Wartet halt!« schrie Barbara ihnen hinterher. Doch sie hörten nicht. Sie hetzten über die Wiese dem Dorf zu. In ihnen beiden war alles vollkommen durcheinander. Sie glaubten, vor der schrecklichen Wirklichkeit davonlaufen zu können.
    Auch Barbara wurde nun von panischer Angst ergriffen. Was würde sein, wenn die Eltern von diesem Unglück erfuhren? Hatten sie es denn nicht ausdrücklich verboten, auf den Bäumen herumzusteigen?
    Da begann Barbara ebenfalls zu laufen. Sie rannte, was ihre Beine hergaben. Die alte Reutner-Kunigunde, die in einem Häusl am Ortsrand wohnte, hatte die beiden Buben zuerst gesehen. Wie von Teufeln gehetzt, so rannten sie die Dorfstraße hinunter. Nicht lange darauf folgte ihnen die Löwinger-Barbara. Verwundert schüttelte die alte Frau ihren Kopf. Sie war dabei, in ihrem kleinen Gärtchen die Beete zu richten.
    Hinter dem Gasthaus »Zum schwarzen Adler« gab es einen Schuppen. Darin brachte man allerlei Gerätezeug unter, das man im Haus nicht
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