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Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Titel: Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)
Autoren: Peter Steingruber
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wusste der Professor zu dämpfen.
    »Anderl, schauen Sie her, schlimmer kann es auf keinen Fall werden. Allenfalls besser. Sie dürfen jetzt nit den Mut verlieren. Glauben Sie mir, es wird schon gut werden. Ich habe Ihnen doch erklärt, dass lediglich, nach meiner Meinung, ein sehr wichtiger Nerv abgeklemmt ist. Wenn es uns gelingt, diesen Nerv operativ freizulegen und neu zu aktivieren, dann würden Sie wieder gehen können. Wissen Sie, was das für Sie bedeutete?«
    »Den Himmel auf Erden«, flüsterte Anderl und schloss seine Augen.
    Die Untersuchungen wurden durchgeführt, was einige Zeit in Anspruch nahm. Unterdessen traf sich Barbara in der Heimat mehrmals mit Martin. Sie hofften, diskutierten und stritten auch ein wenig miteinander. Barbaras Zeit war halt bemessen, denn sie musste jetzt die fehlende Mutter im Gasthaus ersetzen. Fast täglich telefonierte man mit der Klinik in Deutschland. Von dort kamen nur positive Neuigkeiten. Es hieß, dass Prof. Bachmeier mit seiner Behauptung recht hätte. In der kommenden Woche wollte man die Operation wagen.
    An dem Tag, an dem die Operation stattfand, schloss Max Löwinger das Gasthaus. Er hielt es ganz einfach nicht mehr aus, setzte sich zusammen mit Barbara in seinen Wagen und fuhr in das an der Grenze liegende Krankenhaus. Hanna Löwinger war sehr aufgeregt. Ihre Wangen glühten vor vermeintlichem und erwartungsvollem Glück.
    »Noch ist ja nix entschieden, sagt der Herr Professor«, meinte sie. »Morgen wissen wir es.«
    Am anderen Tag wussten sie es genau. Es war gelungen, jenen eingeklemmten Nerv zu befreien. Wohl würde es noch einige Zeit dauern, bis der junge Gastwirtssohn seine Beine wieder richtig würde gebrauchen können, denn die Muskulatur musste erst einmal aufgebaut und aktiviert werden. Jedoch konnte man jetzt schon einwandfrei sagen, dass Anderl Löwinger wieder würde gehen können.
    Weinend fielen Mutter und Tochter sich in die Arme.
    »So ein Glück, Madl. Nein, so ein Glück!« schluchzte Hanna, die das alles nicht fassen konnte. Barbara besuchte ihren Bruder im Krankenzimmer. Sie war mit ihm allein.
    »Hast arg Weh?«, fragte sie.
    »Nit schlimm«, wehrte er ab. »Es wird bald wieder vergehen, meint der Herr Professor. Hupfen werd ich wieder können, wie damals als Bub. Naa, Barbara ich kann es nit fassen. Aber mich tät es einmal interessieren, wer das alles bezahlt hat.«
    Barbara wandte sich ab und wurde rot.
    »Barbara, du weißt, wer es bezahlt?«, fragte Anderl und hielt fast den Atem an. Barbara nickte.
    »Ist es – er?«, stieß der Gastwirtssohn hervor.
    »Ja, es ist er, der für die Kosten aufkommt«, flüsterte Barbara.
    »Er will, dass ich endlich frei bin. Er will, dass ...«
    Ihre Stimme brach in erschütterndes Schluchzen ab.
    »Barbara, du musst es den Eltern sagen.«
    »Das kann ich nit«, sagte Barbara. »Wenn du wieder gesund bist, dann werde ich gehen und mein eigenes Leben leben.«
    »Was wär das für ein Leben, Barbara? Ein Leben ohne Frieden. Willst du das wirklich haben?«
    »Ich kann es ihnen nit sagen«, stammelte Barbara. »Sie würden es nit verstehen und mir auch wohl nie verzeihen.«
    Damit war das Thema zwischen Bruder und Schwester beendet.
    Daheim in Briggs angekommen, vermochte Anderl bereits seine ersten Gehversuche zu machen.
    »Ein bissel warten wir noch«, sagte er, »dann feiern wir mein zweites Leben.«
    Er war soweit, dass er nur zeitweise noch die Krücken benötigte, um sich fortzubewegen. Mit jedem neuen Tag ging es besser. Anderl fand sich mit seinem neuen Leben zurecht. Nur Barbara blieb ganz still und in sich gekehrt.
    Als jener Tag gekommen war, an dem man jene Feier vollzog, stand der alte Löwinger auf.
    »Barbara«, sagte er, »du hast vergessen, jemanden einzuladen.«
    »Ich?«, stammelte sie. »Wen sollte ich denn einladen?«
    »Wir haben es für dich getan«, sagte Max. »Wir haben es getan und weil wir doch meinen, dass endlich Frieden sein sollte.«
    Anderl selbst ging zur Tür und öffnete sie.
    »Martin!«, schrie Barbara. »Martin, wo kommst du denn her?«
    »Direkt aus Reitzenstein«, sagte er. »Ich bin eingeladen.«
    »O Gott, o Gott«, schluchzte Barbara. »Das gibt's doch nit. Das ist doch wirklich alles nit wahr.«
    »Es ist wahr«, sagte Hanna Löwinger zu ihrer Tochter. »Ich weiß, es gibt noch viel zu bereden. Aber jetzt sollten wir erst einmal darauf anstoßen, dass wir allesamt neu anfangen müssen und endlich das Vergangene vergessen sollten, denn Martin hat mit seiner
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