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Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Titel: Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)
Autoren: Peter Steingruber
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benötigte. Barbara öffnete die Tür zu diesem Schuppen und schlich hinein. In einer Ecke hörte sie es leise tuscheln.
    »Seid ihr das?« fragte die schließlich flüsternd.
    »Pst, Barbara. Sei doch leis'«, flüsterte Christian Liebeiner »Wenn uns jemand sieht.«
    Barbara kroch zu ihnen hin. Sie kauerte hinter der alten Kutsche, die schon seit langer Zeit nicht mehr benutzt wurde, Barbara hockte sich auf das Trittbrett. Plötzlich schlug sie die Hände vors Gesicht und begann bitterlich zu heulen.
    »Man muss doch etwas tun!«, stieß sie immer wieder hervor.
    »Mein Vater schlägt mich tot, wenn er etwas davon erfährt, dass ich auf dem Baum gewesen bin«, sagte Christian Liebeiner voller Furcht. So hockten sie da und berieten, was denn zu tun wäre. In ihnen war eine schreckliche Angst und eine heiße Furcht.
    »Vielleicht ist der Anderl tot?«, stieß Barbara unter Schluchzen und Tränen hervor. In ihrer kindlichen Einfalt kamen sie schließlich überein, über den ganzen Vorfall schlichtweg Stillschweigen zu bewahren. Ihre Angst vor Strafe war größer als die, dass dem Anderl ernstlich etwas geschehen sein könnte. Eine halbe Stunde später krochen sie aus dem Schuppen und trennten sich. Christian und Martin gingen nach Hause.
     
     
    *
     
    Martin Jaus wohnte mit seiner Mutter, die schon längere Zeit Witwe war, in einem kleinen Gütl am Rande des Dorfes. Man hatte eine Kuh, ein paar Ziegen und einige Hühner. Frau Jaus arbeitete einmal hier und einmal dort, so wie es eben gerade kam. Mit diesem Verdienst besserte sie die karge Rente ein wenig auf.
    »Sag einmal, Bub«, wollte die hagere Frau nun von ihrem Sohn wissen, »was ist denn los mit dir?«
    »Nix, Mutter. Was soll schon los sein?«, fragte das Bürschl.
    »Martin, da ist doch etwas?«, fragte sie besorgt. »Ich sehe es dir doch an deinem Gesicht an, dass etwas nit stimmt.«
    Er wandte sich ab. Da aber Mutteraugen oft mehr sehen konnten, vermochte Ilse Jaus mühelos zu erkennen, dass tatsächlich etwas nicht stimmte.
    »Hast etwas angestellt, Martin?«, fragte Frau Jaus jetzt, mit angsterfüllter Stimme.
    »Nix hab ich angestellt!«, stieß der Bub fast trotzig hervor. »Ich geh jetzt hinaus und tu die Karnickel füttern.«
    Verwundert blickte sie ihm hinterher. Sie konnte sich auf sein sonderbares Verhalten keinen Reim machen.
    Auf dem Liebeinerhof ging es nicht viel anders zu. Johanna Liebeiner betrachtete ihren Sohn. Sie stellte ihm fast die gleichen Fragen, die Ilse Jaus ihrem Buben gestellt hatte. Doch Christian schwieg verstockt.
    Bastian Lieb einer, ein kräftiger, massiger Mann, der in der Ofenecke der Diele saß und in einer Zeitung las, hob den Blick. Dann schob er seine Lesebrille ein wenig auf die Nase herunter und betrachtete über den Rand der Gläser hinweg seinen Buben.
    »Freundl«, brummte er, »wenn du mir etwas angestellt hast und ich hernach für den Schaden aufkommen muss, dann hau ich dir dermaßen den Buckel voll, dass du nimmer hochkommst. Das kann ich dir flüstern.«
    »Ich hab aber nix angestellt«, sagte Christian verbohrt.
    »Ich komm dir schon auf deine Schliche«, knurrte Bastian Liebeiner. »Aber wehe dir! Dann raucht's im Karton. Es wäre gescheiter, du tätest mir gleich sagen, was los ist. Also sag's mir!«
    Der massige Mann stand auf und ging auf seinen Buben zu. Christian Lieb einer duckte sich ein wenig. Er wurde streng, aber nicht ungerecht erzogen. »Es ist doch nix, Vater«, sagte er.
    »Wenn er sagt, dass nix ist, dann wird da auch wohl nix sein«, mischte sich Mutter Johanna ein. »Schau lieber zu, Bub, dass du hinüber in den Hühnerstall gehst und die Eier einsammelst. Die müssen heut noch ins Pfarrhaus gebracht werden.«
    Nichts war dem Buben lieber, wie das Haus verlassen zu können. Die strengen Blicke des Vaters waren fast unerträglich. »Johanna, etwas stimmt nit«, sagte Bastian zu seiner Frau, »sonst muss man ihm auch alles zehnmal sagen, wenn er was tun soll.«
    Die Liebeinerin zuckte die Schultern.
    »Ich hab jetzt keine Zeit nimmer, um mit dir darüber zu sprechen«, sagte sie. »Die Milch muss noch gefiltert werden.«
    Nach diesen Worten ging sie zu der Tür, die hinaus in die Milchkammer führte. Barbara unterdessen schlich still durch das Haus. Aus der Gaststube drang Lärm. Die Arbeiter vom nahen Sägwerk und ein paar Holzer waren gekommen, um ihre obligatorische Brotzeit zu halten. Da hatten die Wirtsleute alle Hände voll zu tun. Barbara schlich die Stiege hinauf. Als sich am Ende
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