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Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)

Titel: Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)
Autoren: Peter Steingruber
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jetzt, zum Dunnerwetternei!«
    Die Männer ließen von dem Buben ab und drehten sich um. Unter der Scheunentür war die Liebeinerin aufgetaucht. Jetzt kam Bewegung in ihre Gestalt. Sie eilte heran und nahm Christian in ihre schützenden Arme. »Wie könnt ihr bloß mit einem Kind so umgehen, ihr Deppen!«, fauchte sie. Unter normalen Umständen hätte es Johanna Liebeiner wohl nie gewagt, ihrem Mann so gegenüberzutreten. Doch der Mutterinstinkt in ihr war viel stärker.
    Sie brachte ihren Sohn aus der Scheune. Christian fühlte sich zunächst ein wenig sicherer. Später, als er mit der Mutter drüben in der Diele saß, betraten Max und Bastian wieder die Stube.
    »Weißt du, was du da angerichtet hast?«, schrie der Liebeiner unbeherrscht.
    »Schrei nit!«, rief die Liebeinerin zurück. »Das macht die G'schicht nit anders.«
    »Ich - ich bin's doch nit gewesen«, stammelte Christian unter Tränen. »Der Jaus-Martin hat ihn hinuntergeschubst.« Diese Lüge entsprang kindlicher Angst. Nein, Christian Liebeiner wusste nicht, was er damit anrichtete. Er benutzte diese Lüge, weil er hoffte, sich dadurch schützen zu können.
    »Der Bub von der Jaus ist auch dabei gewesen?« fragte der Löwinger-Max nun mit eingezogenem Nacken.
    Christian Liebeiner nickte. Die Mutter reichte ihm ein Taschentuch. Christian schnäuzte sich. Nun, da die Lüge erst einmal über die Lippen gekommen war, war es natürlich ein Leichtes, sie, dank der überreichen kindlichen Phantasie, fortzusetzen und sie auszuspinnen.
    So bekam der Löwinger eine haarsträubende Gesichte vorgesetzt. Gerauft hätten der Anderl und der Martin droben im Geäst. Im Verlauf dieser Rauferei habe der Martin dann dem Anderl einen schlimmen Stoß versetzt, so dass dieser hinabgesaust sei auf den Boden. Damit fühlte sich der Liebeiner-Christian in gewissem Sinne aus dem Schneider. Die Mutter tätschelte seine Wange.
    »Hab's doch gewusst, dass du ein guter Bub bist«, sagte sie. »Gar nie und nimmer wärst du doch fähig, etwas Schlimmes zu tun.« Dann wandte sie sich an ihren Mann. »Ganz umsonst hast du ihm eine hineingehauen. Wie soll denn der Bub da einmal lernen, was Recht und Unrecht ist?«
    Der Liebeiner zuckte mit den Schultern. Es schien ihm leidzutun.
    »Eine mehr oder weniger schadet bestimmt nit«, knurrte er. »Das war halt dafür, dass er sich dem Verbot widersetzt hat, nit auf den Bäumen umeinanderzuklettern.«
    »Ich war ja nit weit droben!«, rief Christian. Durch die Sicherheit war sein Mut wieder zurückgekehrt. »Bloß einen Ast bin ich hinaufgestiegen und nit mehr.«
    »Schon ein Ast ist zuviel«, sagte Bastian darauf. Seine Stimme jedoch klang nicht mehr so streng wir vorhin. Er war sichtlich erleichtert, dass sein Bub scheinbar mit dieser schlimmen Sache nichts zu tun hatte.
    Dafür gab es eben jetzt einen anderen Sündenbock. Dieser Sündenbock war der arme Jaus-Martin. Hatten er und seine Mutter eh schon kaum genug, so würden sie wohl jetzt viel weniger haben. Zu diesem wenigen kam nun auch noch die Schande hinzu. Und Schande war in einem Dörfl wie Briggs das Allerschlimmste, was einem Menschen zustoßen konnte.
    Natürlich machte sich der Adlerwirt unverzüglich auf den Weg zu dem kleinen Häusl, in dem die Witwe Jaus mit ihrem Buben lebte. Frau Jaus war damit beschäftigt, ihre Beete im kleinen Vorgärtchen aufzuhacken. Das bissel Gemüse und Salat, das sie angebaut hatte, half ihr doch etwas über karge Zeiten hinweg. Man hatte stets etwas, was man hereinholen konnte, wenn man es brauchte.
    »Grüß dich Gott, Adlerwirt«, sagte die Jausin. »Tätest mich gewiss wieder zum Aushelfen in der Kuchl gebrauchen, weil du gar so eilig herkommst.«
    »Dich tät ich noch einmal in der Kuchl brauchen!«, stieß Max Löwinger verächtlich hervor. »Wo ist dein Fratz?«
    »Meinst du den Martin?«, fragte die Jausin befremdet über die sehr derbe und harte Ausdrucksweise des Adlerwirts, die Ilse Jaus nicht gewohnt war.
    »Hast vielleicht sechs Bälger, oder wie?«, keuchte er sie an. Dann riss er das Gartentürl auf, stürmte über die Beete hinweg, dem Haus zu. Er riss ganz einfach die Tür auf und stolperte hinein.
    »Aber du kannst doch nit so einfach.«
    »Hör zu Jausin! Dein Bub hat den meinigen vom Baum hinuntergeschmissen. Vielleicht stirbt mein Anderl. Jausin, dann zerr ich dich vor das Gericht.«
    Das Gesicht der Witwe Jaus wurde aschfahl. Krampfhaft klammerte sie sich am Rechenstiel fest.
    »Aber - aber so etwas tät doch mein Martin
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